Kärnten
Nach Wahldebakel: Scheuch geht
04.03.2013
Landesrat Christian Ragger übernimmt vorläufig die Führung der Partei.
Nach dem Desaster bei der Landtagswahl
hat FPK-Boss Kurt Scheuch die Konsequenzen gezogen und ist zurückgetreten. Christian Ragger soll vorerst als geschäftsführender Obmann die Freiheitlichen in Kärnten anführen, kündigte sein Vorgänger am Montag bei einer Pressekonferenz an. Ragger werde auch den Regierungssitz, welcher der FPK zusteht, übernehmen und somit Landeshauptmannstellvertreter sein.
Ragger und Scheuch kündigten zudem an, dass sich die Freiheitlichen in Kärnten bei Bezirksparteitagen in den kommenden Wochen und Monaten komplett neu aufstellen wollen. Mit einem Landesparteitag rechne man dann im Frühling.
Vor seinem Wechsel in die Landesregierung war Kurt Scheuch seit 2005 als Klubobmann im Landtag. Er galt als ruppig bis cholerisch, Brüllen in Richtung der Redner am Pult war keine Seltenheit. Während der Monate, in denen die Freiheitlichen vorgezogene Neuwahlen durch regelmäßigen Auszug aus dem Plenum verhinderten, machte sich Scheuch über die Demonstranten lustig und verspottete sie als "Lichterlträger". In weiten Teilen der Bevölkerung galt er als unbeliebt. Im Wahlkampf hielt er sich auffallend zurück.
In die Landesregierung gewechselt, tauschte Scheuch das Halstuch, das bis dahin als sein Markenzeichen galt, durch eine Krawatte aus und hielt sich bis in den Wahlkampf mit öffentlichen verbalen Ausritten zurück. Dafür sorgte er mit einem skurrilen youtube-Video für Aufsehen und Kopfschütteln. Mit Schlange, Spinne und Skorpion posierte er in seinem Büro in der Landesregierung und zeigte eine Krieger-Tätowierung auf dem nackten Rücken. Auch bei der Jagd auf ein Phantom-Krokodil in der Drau, das weder gefunden wurde, dessen Existenz nie bewiesen wurde, trat Scheuch in den Vordergrund.
Der Großbauer und Kiesunternehmer aus Mühldorf im Oberkärntner Bezirk Spittal an der Drau ist wie sein jüngerer Bruder Uwe schon lange in der FPÖ, im BZÖ und dann in der FPK aktiv. Die Brüder stammen aus stramm rechtem Hause und galten als eiserne Haider-Getreue. Kurt erlangte bundesweit Bekanntheit, als er bei einem Treffen der Haider-Getreuen in Knittelfeld ein von Haider und der damaligen Parteichefin und Vizekanzlerin Susanne Riess-Passer ausgehandeltes Papier auf offener Bühne zerriss.
Nach einigen Jahren in der Kärntner Landwirtschaftskammer zog Kurt Scheuch im April 1999 in den Bundesrat ein, wechselte aber bald in den Nationalrat, wo er Sprecher der Kärntner FPÖ-Mandatare war. Daneben fungierte er als Landesgeschäftsführer der Kärntner FPÖ. Nach dem schlechten Abschneiden der Partei bei der Nationalratswahl 2002 legte Scheuch diese Funktion zurück. So manche prophezeiten sein baldiges Karriere-Ende, zumal er im Nationalrat seinem Bruder Platz hatte machen müssen. Doch schon im April 2003 zog er in den Kärntner Landtag ein. Nach dem Erfolg bei der Landtagswahl Jahr 2004 wurde er im Alter von nur 36 Jahren Dritter Landtagspräsident.