Kathrin Nachbaurs Rückzug auf Raten sorgte für Polit-Wirbel der Woche.
Kathrin Nachbaur (35)
ist verärgert. Statt wie sonst zu strahlen, zeigte sich die Klubobfrau des Team Stronach diese Woche abgekämpft und mit versteinerter Miene. Denn nachdem ihre Schwangerschaft publik wurde - sie erwartet im März gemeinsam mit ihrem Lebensgefährten, dem Sturm Graz-Präsidenten Christian Jauk (50), ihr erstes Kind -, sorgten ihre Troubles mit dem Team Stronach österreichweit für Aufregung. Vor allem Nachbaurs Gage wurde öffentlich diskutiert: Nachdem Frank Stronach ihr 140.000 Euro Gage gestrichen hat, bleiben ihr nun noch ihr Salär als Klubchefin plus jenes als Geschäftsführerin der Parteiakademie. Monatlich bezieht Nachbaur somit immer noch mehr als 12.000 Euro. Die Diskussion um ihre Gage "ärgert mich sehr", so die Politikerin jetzt im Interview mit ÖSTERREICH am SONNTAG. Es seien "grausigste Intrigen", die in den vergangenen Tagen gegen sie im Gange waren.
Abschied
Für März - mit der Geburt ihres Kindes - hat Nachbaur nun ihren Abschied als Stronach-Klubchefin angekündigt. Denn derzeit hat die werdende Mutter nur einen Wunsch: "Dass endlich wieder Ruhe einkehrt."
"Noch mal in die Politik gehen? Das würde ich mir gut überlegen"
ÖSTERREICH: Wenn Sie auf die vergangene, turbulente Woche zurückblicken: Wie haben Sie die vergangenen Tage erlebt, welcher Eindruck ist bei Ihnen geblieben?
Kathrin Nachbaur: Das war viel Aufregung umsonst eigentlich. Ich erwarte mir jeden Moment einen Brief von Bundeskanzler Faymann, in dem er sich für die Ablenkung bedankt. Schließlich nahte der SPÖ-Parteitag, und wir sind sicher nicht die einzige Partei mit internen Diskussionen ...
Meiner Meinung nach war der ganze inszenierte Medienrummel ein super Ablenkungsmanöver von den wahren Problemen des Landes. Wir haben eine Rekordarbeitslosigkeit, Rekordschulden und Rekordsteuern. Den Leuten bleibt oft nicht genug übrig zum Leben.
ÖSTERREICH: Wie anstrengend waren die vergangenen Tage für Sie?
Nachbaur: Es war sehr anstrengend, ich habe viel erlebt, von den herzlichsten Menschen, die mir Mut zugesprochen haben, bis zu den grausigsten Intrigen, wo Dinge in der Zeitung kolportiert wurden, die jeder Grundlage entbehren.
ÖSTERREICH: Wie froh sind Sie, dass nun Klarheit für Sie für die nächsten Wochen herrscht?
Nachbaur: Ich hoffe, dass intern wieder Ruhe einkehrt und wir uns darum kümmern können, warum wir eigentlich in die Politik gegangen sind: Wir wollen uns dafür einsetzen, dass der österreichische Wirtschaftsstandort gestärkt wird, damit es mehr Arbeitsplätze und Wohlstand gibt. Gute Arbeitsplätze und eine gesunde Wirtschaft sind das Allerwichtigste. Es gibt auch so viel zu tun für die Familien und vor allem für Frauen. Da will ich mich besonders einsetzen.
ÖSTERREICH: Sie werden bis zur Geburt Ihres Babys Klubobfrau bleiben. Welche Themen möchten Sie bis dahin anpacken?
Nachbaur: Ich sehe mich als Anwältin der Steuerzahler und Sparer und will mich ganz besonders für Frauen einsetzen. Für viele wird Kinderkriegen zur Armutsfalle, besonders im Alter, und das darf nicht sein. Kinder sind die Zukunft unserer Gesellschaft.
ÖSTERREICH: Was soll das Team Stronach inhaltlich weiter betreiben, nachdem Sie in Karenz gegangen sind?
Nachbaur: Die Kernthemen sind die Wirtschaftskompetenz und Arbeitsplätze, parteiunabhängige Bürgervertreter im Parlament anstatt lauter Berufspolitiker, und eine Steuerreform. Wir brauchen eine spürbare Entlastung, um die Wirtschaft anzukurbeln und einfache Steuergesetze ohne Grauzonen, damit sich jeder auskennt.
ÖSTERREICH: Haben Sie in der Politik Freunde gefunden?
Nachbaur: Ich habe sehr viele nette Menschen kennengelernt.
ÖSTERREICH: Es ging in der öffentlichen Diskussion auch viel ums Geld. Wie sehr ärgert Sie das?
Nachbaur: Das ärgert mich sogar sehr. Diese Vorwürfe sind wirklich unglaublich und entbehren jeder Grundlage. Mein Anwalt rät mir aber, auf so einen Blödsinn gar nicht zu reagieren. Aber man muss sich grundsätzlich dazu Gedanken machen: Darf das in einer Demokratie sein, dass medialer Rufmord stattfindet, ohne dass man sich auch nur irgendwie wehren kann? Genau solche Vorfälle tragen dazu bei, dass so wenig gute Leute in die Politik gehen. Da denkt sich doch jeder, wieso soll ich mir das antun!
ÖSTERREICH: Würden Sie sich heute noch einmal entscheiden, den Schritt in die Politik zu tun?
Nachbaur: Ich bin ein politischer Mensch und will wirklich etwas beitragen für unser Land, aber dennoch würde ich es mir gut überlegen (lacht).
ÖSTERREICH: Was wünschen Sie Frank Stronach und seinem Team für die Zukunft?
Nachbaur: Das Allerbeste. Franks Motive für die Parteigründung waren ehrlich und idealistisch. Er will die verkrusteten Strukturen in unserem Land auf brechen, und das wollen auch viele der Menschen, die in der Partei engagiert sind.
ÖSTERREICH: Und was wünschen Sie sich für Ihre Zukunft?
Nachbaur: Dass jetzt endlich wieder mehr Ruhe einkehrt!
Iris Prüggler