Stronach-Klubobfrau: "Politik-Erfahrungen haben mich nachdenklich gestimmt."
Team Stronach-Klubobfrau Kathrin Nachbaur kann sich eine Frauenquote von 50 Prozent in Aufsichtsräten im staatsnahen Bereich vorstellen. Die Erfahrungen in der Politik hätten sie, die immer gegen die Quote war, "nachdenklich gestimmt", sagte Nachbaur in einem APA-Interview. Kritik übte sie an hauptsächlich von Männern gesponnenen "unschönen Intrigen", auch wegen der eigenen Erlebnisse in letzter Zeit.
Nachbaur, einst Kronprinzessin von Parteigründer und Milliardär Frank Stronach, hatte sich Ende November vom Amt der Vizeparteichefin zurückgezogen. Im Frühling - rund um den Geburtstermin ihres Kindes - wird sie außerdem die Klubspitze übergeben. Abgeordnete will sie aber bleiben, bekräftigte Nachbaur. Sie orientiere sich an anderen Frauen im Parlament, die Mutter geworden sind, mit einer kurzen Pause. Und "man kann sich ja einmal entschuldigen und dann hoffe ich, dass sich das alles gut organisieren lässt". Es gebe Berufe, "wo es die Frauen viel schwerer haben".
"Unschöne Intrigen" von Männern
"Ein größeres Anliegen als je zuvor" sei ihr deshalb das Thema Frauenpolitik: "Das haben mir auch die Entwicklungen der letzten Wochen gezeigt, dass es einfach eine Kraft braucht, die sich verstärkt für Frauen einsetzt in diesem Land", merkte sie auch aus eigener Erfahrung an. "Diese vielen unschönen Intrigen, die werden doch in der Politik hauptsächlich von Männern gesponnen. Es sind in Österreich Männernetzwerke an der Macht, die wichtigsten Positionen des Landes werden von Männern besetzt und das möchte ich zum Anlass nehmen, mich ganz besonders stark für Frauen einzusetzen."
Welche Intriganten sie meint, wollte Nachbaur nach wie vor nicht sagen: "Ich möchte es hinter mir lassen. Ich werde sicher nicht öffentlich mit dem Finger auf irgendjemanden zeigen, aber es werden sich bestimmt die Richtigen angesprochen fühlen."
Quote nur im staatsnahen Bereich
Sie sei jedenfalls der Meinung, dass sich Frauen gegenseitig gut stärken könnten, aber auch eine strengere Quotenregelung ist für Nachbaur denkbar. Die Regierung hat sich ja verpflichtet, den Frauenanteil in Aufsichtsgremien der Unternehmen, an denen der Bund mit 50 Prozent und mehr beteiligt ist, bis Ende 2018 auf 35 Prozent anzuheben. "Ich war immer gegen die Quote, muss aber zugeben, dass mich die Erfahrungen in der Politik etwas nachdenklich gestimmt haben." Sie könne sich deshalb - im staatsnahen Bereich - "durchaus eine 50/50-Quote vorstellen", "einfach, um die Tür aufzustoßen". In der Privatwirtschaft könne selbstverständlich der Staat niemandem vorschreiben, welche Mitarbeiter ein Eigentümer oder Manager zu nehmen habe.