Analyse

Kanzler-Remis und eine Angreiferin

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Die Analyse von Niki Fellner zur oe24.TV-Elefantenrunde. 

Bei der Elefantenrunde auf oe24.TV sind gestern erstmals alle fünf Spitzenkandidaten der Parlamentsparteien aufeinandergetroffen.

 

Karl Nehammer hat ­seine neue Wahlkampf-Rolle als „Staatsmann“ auch in der Elefantenrunde gut rübergebracht. Nehammer gab sich Kanzler-like. Im Gegensatz zu den anderen Kandidaten fiel er seinen Kontrahenten nicht ins Wort, hielt sich zurück. Einzig bei Migration und Ukraine wurde der Kanzler etwas emotionaler in Richtung Herbert Kickl. Das Kalkül seiner Berater geht aber auf: Nehammer hält sich aus dem Hickhack der anderen Spitzenkandidaten raus – auch wenn er dadurch manchmal fast etwas zu ruhig wirkt.

Überraschend zurückhaltend war (für seine Verhältnisse) auch Herbert Kickl. Der FPÖ-Chef blieb auf oe24.TV fehlerlos, ließ sich nicht provozieren. Bei Migration, Ukraine und Teuerung platzierte er seine blauen Kernbotschaften. Und Kickl gelang einmal mehr die Erzählung „alle gegen einen“.

Beide konnten bei ihren Zielgruppen punkten

Das Kanzler-Duell zwischen Nehammer und Kickl endete bei der oe24-Elefantenrunde mit einem Unentschieden. Kickl konnte dem ein oder anderen FPÖ-Sympathisanten die Sorge nehmen, dass er zu radikal sei. Und Nehammer hat seine Message klar platziert: Wer Kickl verhindern will, muss ihn wählen.

Meinl kämpft wie Löwin, Babler nicht Kanzler-like

Am angriffigsten war am Dienstag definitiv NEOS-Chefin Beate Meinl-Reisinger, die mit allen in den Infight zog. Mit Kickl zur Migration, mit Babler zu neuen Steuern, mit dem Kanzler beim Thema Wirtschaft und mit Kogler beim Klimaschutz. Für Meinl geht es bei dieser Wahl um alles, die NEOS drohen im Finale Richtung ÖVP auszurinnen. Meinls Strategie ist klar: Sie muss vermitteln, dass eine Stimme für die ÖVP auch zu Schwarz-Blau führen kann. Ob das NEOS am Ende aber Platz 4 rettet, bleibt fraglich.

Andreas Babler hat gestern versucht, seine letzte Chance zu nützen, doch noch in ein Kanzler-Duell zu kommen. Gelungen ist ihm das nicht. Im Gegensatz zu Nehammer (und auch Kickl) konnte der SPÖ-Chef sich nicht als möglicher Kanzler positionieren. Dafür fehlte Babler in der Konfrontation die Souveränität.

Und Werner Kogler: Der war so etwas wie der Ruhepol der Elefantenrunde. Fast so, als hätte er sich schon damit abgefunden, dass die Grünen nach der Wahl wohl auf der Oppositionsbank Platz nehmen werden ...

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