Kogler will keinen blauen Ersten Nationalratspräsidenten - Babler mit Ergebnis unzufrieden: "Nicht das, was man sich wünschen würde" - Nehammer: "Wir kämpfen weiter"
Erwartungsgemäß erfreut hat sich FPÖ-Chef Herbert Kickl über den ersten Platz bei der Nationalratswahl gezeigt. Die Wähler "haben ein Machtwort gesprochen", sagte Kickl im ORF. "Unsere Hand ist ausgestreckt", er sei für Gespräche mit allen bereit - die anderen Parteichefs gaben sich allerdings distanziert. Grünen-Chef und Vizekanzler Werner Kogler will auch keinen Blauen als Ersten Nationalratspräsidenten.
- Anti-FPÖ-Demo vor blauer Wahlparty aufgelöst
- FPÖ fordert Nehammer-Rücktritt
- Erste ÖVP-Granden stützen Nehammer
"Mut und die Zuversicht"
Kickl bedankte sich bei den Wählern "für den Optimismus, den Mut und die Zuversicht." Für seine Partei heiße das, dass sie ihre Position nicht verändern müsse. Die Parteien, die eine Koalition mit ihm als Person ausgeschlossen haben - allen voran ÖVP und SPÖ -, müsse man fragen, "wie sie es mit der Demokratie halten". Und weiter: "Wenn historische schlechte Ergebnisse eingefahren werden, kann man nicht alles richtig gemacht haben", meinte er. "Unsere Hand ist ausgestreckt", er sei für Gespräche mit allen bereit. Wichtig sei nun auch, was Bundespräsident Alexander Van der Bellen mache, verwies Kickl auf die "Stärkeverhältnisse".
Die anderen Parteichefs blieben allerdings bei ihrer ablehnenden Haltung Kickl gegenüber. Grünen-Chef Kogler, derzeit Vizekanzler, sprach sich auch dafür aus, im Nationalratspräsidium die erste Stelle mit einer tragfähigen, herzeigbaren und europafreundlichen Person zu besetzen. Es ist Usance, dass die stärkste Kraft das Amt des Nationalratspräsidenten erhält, zwingend vorgeschrieben ist das aber nicht.
Kogler enttäuscht
Das Ergebnis für die Grünen - sie verloren laut Hochrechnung über fünf Prozentpunkte - begeistert Kogler naturgemäß nicht: "Natürlich wäre uns ein besseres Ergebnis lieber." Die Grünen hätten in schwierigsten Zeiten Verantwortung übernommen. "Ja, das ist schmerzlich", und man werde sich anschauen, was man besser machen könne. Es bleibe jetzt die Frage, "wie dieses Land weiterregiert werden soll. Da wollen wir unseren Beitrag leisten", wünschte sich Kogler abermals.
"Das Ergebnis der Sozialdemokratie ist nicht das, was man sich wünschen würde", räumte SPÖ-Chef Andreas Babler ein. Er wollte allerdings auf das Endergebnis warten. Von einem Rücktritt - immerhin wollte er Erster und Kanzler werden - wollte Babler aber nichts wissen. "Die Hand ist ausgestreckt", die SPÖ wolle nun Verantwortung (in einer Regierung, Anm.) übernehmen.
Nehammer kämpft
Kanzler und ÖVP-Spitzenkandidat Karl Nehammer versuchte nach der ersten Hochrechnung am Wahlsonntag, das Positive für seine Partei in den Vordergrund zu stellen: Die ÖVP - die auf Platz zwei hinter der FPÖ liegt - habe sich zurückgekämpft, sagte er im Wahlzelt der Volkspartei. Weg von dort, "wo uns schon manche gesehen haben, nämlich in der Bedeutungslosigkeit der politischen Auseinandersetzung." Die Enttäuschung könne er seinen Mitstreitern nicht nehmen. Aber: "Wir kämpfen weiter." Für die Zukunft bleibe die Aufgabe, zu verstehen, "warum Radikalisierte mehr Stimmen bekommen als wir", schließlich vertrete die ÖVP im Gegensatz zur FPÖ die Mitte und die Vernunft.
NEOS-Chefin Beate Meinl-Reisinger zeigte sich zufrieden: "Ich freue mich sehr über unser Ergebnis." Sowohl die Stimmen für die NEOS als auch jene für die FPÖ zeigten, dass die Österreicher Veränderung wollen. Nur die Pinken würden hingegen einen positiven Wandel bringen können. "Wir stehen für Reformen." Auch sieht sie das Ergebnis als Auftrag: "Wir sind bereit", warb sie einmal mehr für eine Regierungsbeteiligung.