Zahlen und Fakten
So hat Österreich gewählt: Alle Ergebnisse im Detail
29.09.2024Österreich hat gewählt: Lesen Sie auf oe24 alle Ergebnisse.
Wie in den Bundesländern gewählt wurde - und alle weiteren Ergebnisse.
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Steiermark färbte sich in weiten Teilen blau
Knapp zwei Monate vor der Landtagswahl in der Steiermark ist die politische Landkarte der Grünen Mark mit dem Ergebnis der Nationalratswahl in weiten Teilen blau gefärbt. Die Freiheitlichen gewannen - wie auch bundesweit - stark dazu. Die ÖVP stürzte in vielen Gemeinden trotz des schwarzen Landeshauptmanns Christopher Drexler ab. Zu den Verlierern in der Steiermark zählen auch die Grünen sowie die SPÖ. Letztere darf sich immerhin über einen Sieg in Graz freuen.
FPÖ im Burgenland knapp vorne, SPÖ nur Dritte
Im Burgenland haben sich FPÖ und ÖVP bei der Nationalratswahl am Sonntag ein Kopf-an-Kopf-Rennen geliefert, das letztlich knapp an die Freiheitlichen ging: Sie belegten mit 28,9 Prozent der Stimmen Platz eins, 0,2 Prozentpunkte vor der ÖVP, die auf 28,7 Prozent kam. Die SPÖ, die im Bundesland mit absoluter Mehrheit regiert, kam mit 27 Prozent nur auf Platz drei. Dahinter folgten mit 6,4 Prozent die NEOS, die die Grünen (4,6 Prozent) überholten.
Die FPÖ verzeichnete im Vergleich zur Nationalratswahl 2019 einen deutlichen Zugewinn von 11,6 Prozentpunkten. Für die SPÖ, die Platz eins im Burgenland 2019 an die ÖVP verlor und nun auch die Freiheitlichen vorbeiziehen lassen musste, setzte es ein Minus von 2,4 Prozentpunkten - mehr als im bundesweiten Trend. Die ÖVP verlor im Vergleich zu 2019 9,6 Prozentpunkte. Die Grünen büßten 3,5 Prozentpunkte ein, die NEOS gewannen 1,5 dazu.
ÖVP verteidigte im Bundesland Salzburg erneut Platz eins
Volkspartei in Salzburg vorne
Im Bundesland Salzburg konnte die Volkspartei Platz eins verteidigen. Der Vorsprung zur FPÖ ist aber seit der EU-Wahl weiter geschrumpft und betrug heute nur mehr 3,7 Prozentpunkte. Die SPÖ fiel trotz leichtem Plus hinter Blau auf Platz 3 zurück, die NEOS haben die Grünen überholt und sind nun auf Platz 4. Die KPÖ spielte im Gegensatz zur letzten Landtags- und Gemeinderatswahl heute keine Rolle. Die Wahlbeteiligung blieb mit 76,0 Prozent (2019: 76,4) nahezu gleich.
Oberösterreich im Bundestrend
Oberösterreich hat neuerlich im Bundestrend gewählt. Die FPÖ legte um 13,31 Prozentpunkte auf 30,81 Prozent zu und setzte sich damit klar an Position eins. Für die ÖVP (26,48 Prozent/minus 10,27) setzte es massive, für die SPÖ (20,23 Prozent, minus 1,92) moderatere Verluste. Die ÖVP hat in Oberösterreich in keiner einzigen der 438 Gemeinden zugelegt, die FPÖ hingegen in allen.
Die Neos landeten laut vorläufigem Endergebnis mit 8,2 Prozent (plus 0,88) auf Platz vier vor den Grünen, was aber weniger ihren Zugewinnen als den Grünen Verlusten (minus 5,63 auf 8,09 Prozent) geschuldet war. Die Wahlbeteiligung lag bei 77,39 Prozent.
Betrachtet man die Gemeindeergebnisse, so zeigt sich: Die Landkarte wurde blau eingefärbt. Ihre größten Zugewinne verzeichneten die Blauen im östlichen Mühlviertel und im Innviertel, wo die ÖVP im Gegenzug große Verluste erlitt. Einige rote Sprenkel blieben im Inneren Salzkammergut, im Raum Linz und der Stadt Steyr, wo die SPÖ ein Minus von 5,81 Prozent einfuhr und mit 31,37 Prozent knapp vor der FPÖ Platz eins verteidigte. In der Landeshauptstadt dürfte die Brucknerhausaffäre samt Bürgermeister-Rücktritt der SPÖ nicht übermäßig geschadet haben - mit einem Minus von 1,45 Prozentpunkten hielten die Genossen mit 28,43 Prozent Platz eins. Rote Einbußen gab es vor allem im Süden.
ÖVP in Niederösterreich knapp voran, bestes Ergebnis für FPÖ
In Niederösterreich hat die ÖVP bei der Nationalratswahl am Sonntag trotz ihres bisher schlechtesten Abschneidens knapp den ersten Platz verteidigt. Nur mehr 7.449 Stimmen betrug laut dem vorläufigen Ergebnis der Abstand zur zum zweiten Mal nach 2017 zweitplatzierten FPÖ, die ihr bestes Resultat erzielt hat. Die SPÖ fiel auch im Heimatbundesland von Spitzenkandidat Andreas Babler klar auf Platz drei zurück. Die Grünen wurden von den NEOS überholt.
Bei der Nationalratswahl 2019 hatte die Volkspartei in Niederösterreich 434.783 Stimmen (42,32 Prozent) erreicht, diesmal waren es 307.039 (30,13 Prozent). Damit wurde das bisher schlechteste Ergebnis von 30,61 Prozent aus dem Jahr 2013 unterboten. Das Minus im "schwarzen Kernland" fiel mit 12,19 Prozentpunkten auch deutlicher als im Österreich-Schnitt aus. Für die FPÖ hatten im größten Bundesland vor fünf Jahren 168.565 Menschen (16,41 Prozent) votiert, am Sonntag waren es 299.590 (29,40 Prozent). Der Zuwachs von 12,99 Prozentpunkten entsprach in etwa dem Verlust der ÖVP.
Kärnten ist wieder freiheitliche Hochburg
Kärnten ist - so wie nach der EU-Wahl - auch nach der heurigen Nationalratswahl wieder tiefblau eingefärbt. Die FPÖ landete mit einem Plus von fast 19 Prozentpunkten bei 38,65 Prozent und damit überlegen auf Platz eins. Die SPÖ blieb auf Platz zwei (23,14 Prozent, minus 3), die ÖVP stürzte um 14 Prozentpunkte auf 20,83 Prozent ab. Die NEOS legten leicht auf 7,71 Prozent zu, die Grünen halbierten sich auf 4,61 Prozent. Die Wahlbeteiligung lag bei 75,07 Prozent.
Wie deutlich die freiheitliche Dominanz im südlichen Bundesland ausfiel, wird beim Blick auf die Bezirks- und die Gemeindekarte deutlich: Die Freiheitlichen waren in allen Bezirken stimmenstärkste Partei und lagen auch in 121 der insgesamt 132 Gemeinden vorn. Die ÖVP wurde in sechs Gemeinden stimmenstärkste Partei, die SPÖ in fünf.
Die FPÖ lag auch in den beiden größten Städten Klagenfurt und Villach vorn: In Klagenfurt gelang es, die Zahl der Stimmen auf 31,19 Prozent fast zu verdoppeln, in Villach erreichte die Partei 36,93 Prozent und legte sogar um 19 Prozentpunkte zu. Auch in den Ergebnissen der anderen Parteien in diesen Städten spiegelte sich das Landesergebnis: Die SPÖ hielt mit leichten Verlusten Platz zwei, die ÖVP stürzte mit zweistelligen Verlusten auf Platz drei ab. Die NEOS legten leicht zu, das Ergebnis der Grünen wurde im Vergleich zu 2019 halbiert.
Der Sieg der FPÖ
Die FPÖ hat fünf Jahre nach ihrem großen Absturz infolge des Ibiza- und Spesenskandals einen ihrer größten Triumphe eingefahren. Erstmals wurde die Rechtsaußen-Partei bei einer Nationalratswahl stärkste Kraft. Mit knapp 29 Prozent erzielten die Blauen ihr bestes Ergebnis bei Nationalratswahlen (bisher 26,91 im Jahr 1999). Auch das Plus von knapp 13 Prozentpunkten ist das mit Abstand größte in der Historie der Partei (bisher im Jahr 1990 mit +6,9 Prozentpunkten).
Das sogenannte "dritte Lager" hatte bisher bei Nationalratswahlen fast immer ein Abo auf den dritten Platz - hinter SPÖ und ÖVP, die sich am ersten Platz abwechselten. Nur zweimal war es vor der heurigen Wahl anders: Einmal (1999) gelang es der FPÖ, die ÖVP mit hauchdünnem Vorsprung hinter sich zu lassen und den zweiten Platz zu erringen. Und 2006 - nach den turbulenten Jahren unter der schwarz-blauen Regierung und der BZÖ-Abspaltung - musste man sich mit dem vierten Platz hinter den Grünen begnügen.
In den vergangenen 25 Jahren erlebten die Blauen viele große Aufs und Abs. Nach der Gründung 1956 blieb die FPÖ zunächst lange eine Kleinpartei, erst Jörg Haider führte sie nach Übernahme der Parteiführung 1986 in bis dahin unbekannte lichte Höhen. Bereits bei der Nationalratswahl im November 1986 legte die FPÖ auf 9,7 Prozent zu, 1990 wurde sie mit 16,6 Prozent erstmals zweistellig. Das - bis zur heurigen Nationalratswahl - beste Ergebnis der Parteigeschichte errang die FPÖ 1999 mit 26,91 Prozent. Der erreichte zweite Platz bescherte der FPÖ eine Regierungsbeteiligung unter dem drittplatzierten Kanzler Wolfgang Schüssel (ÖVP).
Die Regierungsbank bekam der auf Opposition gebürsteten Partei gar nicht gut. Drei Jahre später erlebte die FPÖ nach dem innerparteilichen Zerwürfnis infolge des "Knittelfelder Putschs" ihren Rekordabsturz (-16,0 Prozentpunkte), der blaue Stimmenanteil wurde auf 10,01 Prozent mehr als halbiert. Es folgten turbulente Regierungsjahre samt Abspaltung der Parteispitze im orangen BZÖ. Bergauf ging es für die von Heinz-Christian Strache übernommene FPÖ erst wieder nach dem Wechsel in die Opposition 2006. Nach stetigen Zugewinnen kam die Partei 2017 mit 25,97 Prozent wieder nah an die bisherigen Rekordmarke heran und trat erneut in eine Koalition mit der ÖVP ein.
Die Geschichte wiederholte sich diesmal in beschleunigter Form: Die FPÖ erwies sich erneut als unzuverlässiger Regierungspartner - schon nach zwei Jahren sprengten FPÖ-Turbulenzen - diesmal ausgelöst durch die Veröffentlichung des Ibiza-Videos - die Regierung. Der Spesenskandal von Parteichef Strache tat sein Übriges und bescherte der Partei 2019 ihren zweitgrößten Verlust (-9,8 Prozentpunkte) und einen Absturz auf 16,17 Prozent der Stimmen.
Auch die Erholung gelang nach dem jüngsten Tiefpunkt deutlich rascher als beim ersten Totalabsturz. Fünf Jahre nach Ibiza- und Spesenskandal steht die blaue Partei heute geeint und wiedererstarkt da. Angesichts der multiplen Krisen der vergangenen Jahre - von Corona über Ukraine-Krieg bis zur Teuerung - präsentierte sich die FPÖ ihren Anhängern erfolgreich als einzige wahre Opposition gegen das "System".