Viele Neue
Wer jetzt um sein Mandat zittern muss
30.09.2024Nach der Wahl zeichnet sich schon ziemlich deutlich ab, wer künftig die Sessel im Plenarsaal des Nationalrats drückt.
Zwar könnten die Briefwähler noch das ein oder andere Mandat verschieben und Vorzugsstimmen zum Faktor werden, doch großteils weiß man, wie die Klubs aussehen. Dabei fällt auf, dass zwar sehr viele neue Mandatare den Einzug geschafft haben, aber kaum ein bekannter Name aus der vergangenen Legislaturperiode in der kommenden fehlen wird.
Die meisten prominenten Neuzugänge findet man bei den Freiheitlichen, die mit 56 Mandataren künftig die stärkste Fraktion stellen. Zwar gibt es hier nur wenige (großteils freiwillige) Abgänge, doch bleibt genug Platz für bekannte neue Gesichter. Ein Mandat erobert haben z.B. Volksanwalt Walter Rosenkranz, die Ökonomin Barbara Kolm, Bahn-Manager Arnold Schiefer und die frühere ORF-Moderatorin Marie-Christine Giuliani-Sterrer.
Darmann zurück im Parlament
Dazu kommt etwa der ehemalige Kärntner Landesparteichef Gernot Darmann zurück ins Hohe Haus. Ebenfalls ein Mandat geholt hat der niederösterreichische Klubobmann Reinhard Teufel. Gleiches gilt für Klubdirektor Norbert Nemeth. Lisa Gubik kennt wohl der ein oder andere Besucher von FPÖ-Veranstaltungen als deren Moderatorin. Zurück ins Parlament geschafft hat es Wendelin Mölzer. Gleiches gilt für Markus Tschank und Ricarda Berger.
Bei der ÖVP haben etliche prominente Quereinsteiger vergangener Jahre auf ein Antreten verzichtet. Der einzige aus der von Ex-Parteichef Sebastian Kurz ausgesuchten Gruppe, der es wieder in den Nationalrat geschafft haben sollte, ist der Mathematiker Rudolf Taschner. Für Kira Grünberg könnte es bei einer Regierungsbeteiligung der Volkspartei noch reichen. Für diesen (wahrscheinlichen) Fall hat auch Bundesgeschäftsführer Alexander Pröll gute Aussichten, Seilbahn-Profi Franz Hörl hat noch kleine Chancen.
Ex-Minister Berlakovich verliert Mandat
Prominentester unfreiwilliger Abgang - Stand jetzt - wäre der frühere Landwirtschaftsminister Nikolaus Berlakovich. Ebenfalls kein Mandat liegt derzeit für Johannes Schmuckenschlager und Friedrich Ofenauer bereit. Energiesprecherin Tanja Graf muss wohl darauf hoffen, dass Karoline Edtstadler wieder ein Regierungsamt erhält. Allzu viele bekannte neue Namen gibt es im ÖVP-Klub nicht. Am prominentesten ist wohl der bisherige oberösterreichische Landesrat und künftige Wirtschaftskammer-Generalsekretär Wolfgang Hattmannsdorfer.
Dass sich bei der SPÖ einiges tun wird, war schon vor der Wahl klar, da ein ungewöhnlich großer Anteil an Mandataren nicht mehr kandidierte. Daher verpassten nun auch wenige der wieder Angetretenen ein Mandat. Dazu gehören Christoph Matznetter und Elisabeth Feichtinger. Mediensprecherin Muna Duzdar würde bei einer Regierungsbeteiligung nachrücken. Dieselbe Chance hätte auch als Neuling Bundesgeschäftsführer Klaus Seltenheim.
Zu den bekannten Neuen zählen die Vorsitzenden der beiden Groß-Gewerkschaften GPA und pro-ge Barbara Teiber bzw. Reinhold Binder. Ebenfalls geschafft haben es der Vorsitzende der Sozialistischen Jugend Paul Stich und mit Wolfgang Moitzi einer seiner Vorgänger. Aus Wien kommt der vormalige Bildungsdirektor Heinrich Himmer.
Blimlinger und Co. gescheitert
16 Grün-Abgeordnete gibt es gemäß vorläufigem Endergebnis und sie waren alle - die Regierungsmitglieder Werner Kogler, Leonore Gewessler und Alma Zadic ausgenommen - schon in den vergangenen Gesetzgebungsperiode im Nationalrat vertreten. Gescheitert sind etwa Verkehrssprecher Hermann Weratschnig, Anwalt Georg Bürstmayr, die frühere Rektorin Eva Blimlinger oder die ehemalige Wiener Landtagsabgeordnete Faika El-Nagashi.
Größer als die Grünen sind neuerdings die NEOS und in ihrem 18-köpfigen Klub gibt es doch einige neue Gesichter. Dazu zählt Medienmanager Veit Dengler. Sophie Wotschke, Vorsitzende der Jugendorganisation JUNOS, kommt ebenso frisch in den Nationalrat wie der bisherige Vorarlberger Klubobmann Johannes Gasser. Alle Wackelkandidaten wie Fiona Fiedler und Michael Bernhard haben es wieder geschafft.
Derzeit betrüge der Frauenanteil im Nationalrat 36 Prozent, wobei die Grünen als einzige eine 50:50-Quote aufweisen könnten. Die Freiheitlichen hatten sich im Wahlkampf ihres erstmals eingesetzten Reißverschluss-Systems gerühmt, doch sind dann letztlich doch nur zwölf der 56 FPÖ-Plätze von Frauen besetzt. Das ergäbe eine Quote von gut 21 Prozent. Jene von ÖVP und SPÖ läge knapp über 40 Prozent, jene der NEOS bei 44 Prozent.