Wirbel um ein Video, welches FPÖ-Politiker - darunter der Wiener Spitzenkandidat Harald Stefan - bei einem Begräbnis in Wien-Hernals zeigt. Auf dem Begräbnis wurde auch das SS-Treuelied gesungen.
Am Freitag trugen mehrere FPÖ-Politiker den "Alten Herrn" Walter Sucher (†90) der deutschnationalen Burschenschaft Olympia zu Grabe. Nur wenige Stunden später feierten die Freiheitlichen bekanntlich ihren Wahlkampfabschluss vor dem Wiener Stephansdom.
Sucher war vor rund 40 Jahren FPÖ-Bezirksrat in Wien. Beim Parteitag 2006 machte er auf sich aufmerksam, indem er "Ich grüße euch alle mit einem kräftigen Heil" ins Publikum rief. Er verteidigte den Sager damit, dass es sich um einen "Gruß" handle. Außerdem meinte er damals, die SS-Hymne "Wenn alle untreu werden" auch heute noch zu singen, wie der "Standard" berichtet.
Sind das die vernünftigen Kräfte in der FPÖ, von denen Sie sprechen, @karlnehammer?
— SPÖ (@SPOE_at) September 28, 2024
Wach nicht auf mit 5 Jahren Blau-Schwarz. Nur eine Stimme für die SPÖ schützt unsere Demokratie. #wahl2024 pic.twitter.com/1moJ3VyLeT
Suchers Worte nahmen sich viele seiner Wegbegleiter offenbar zu Herzen. Denn auf Videoaufnahmen, die dem "Standard" zugespielt wurden, ist zu sehen, wie die SS-Hymne auf Suchers Begräbnis gesungen wurde. Auf den Aufnahmen sind unter anderem der Nationalratsabgeordnete und Wiener Spitzenkandidat Harald Stefan, der Listenneunte Norbert Nemeth sowie der Nationalratsabgeordnete Martin Graf zu sehen. Letzterer steht in der Wiener Landesliste auf Platz 3. Auch Ex-FPÖ-Mandatar Johann Gudenus war bei der Beerdigung.
Völlig unklar ist allerdings, ob die genannten Politiker bei dem Lied mitgesungen haben. Jedenfalls, so berichtet es der "Standard", bewegte das Nazi-Lied offenbar keinen von ihnen dazu, die Trauerfeier zu verlassen.
Bei dem auf der Beerdigung gesungenen Lied handelt es sich übrigens um die von den Nationalsozialisten abgewandelte Version des Originalstücks, das das "heil'ge deutsch Reich" besingt.
Grüne, SPÖ und NEOS empört, Jüdische HochschülerInnen erstatten Anzeige
Via Aussendung zeigten sich SPÖ und Grüne empört. "Die FPÖ beweist einmal mehr, dass sie rechtsextrem ist. Demokratie zerstören, Geschichte leugnen, Menschen verachten - das ist nicht nur Kickl, das ist in der ganzen FPÖ weit verbreitet. Nur einen Tag vor der Nationalratswahl kommt es wieder an die Oberfläche, wenn FPÖ-Granden dabei sind, wenn ein SS-Lied angestimmt wird und die Strophe ‚Vom heil‘gen deutschen Reich‘ gesungen wird“, zeigte sich Justizministerin und Wiener Spitzenkandidatin Alma Zadic (Grüne) entsetzt.
SPÖ-Sprecherin für Erinnerungskultur Sabine Schatz forderte: "Wenn dieser Vorfall gegen das Verbotsgesetz verstößt, darf dieses Verhalten nicht ohne Konsequenzen bleiben"
NEOS-Generalsekretär Douglas Hoyos wiederum richtete auf X die Frage an ÖVP-Kanzler Karl Nehammer, ob das in dem Video die von ihm genannten "konstruktiven Kräfte" in der ÖVP seien, mit denen er eine Koalition als möglich ansieht.
Die Jüdischen österreichischen HochschülerInnen (JöH) erklärten indes in einer Aussendung, Anzeige gegen die FPÖ-Funktionäre sowie hinsichtlich der weiteren Teilnehmer gegen Unbekannt erstattet zu haben. Die Anzeige, so die JöH, wurde bei der Staatsanwaltschaft Wien eingebracht.
FPÖ: "Pietätlos und schäbig"
In der FPÖ zeigte man sich unterdessen auf APA-Anfrage empört über die Videoaufnahmen von der Verabschiedung. "Das Begräbnis einer Privatperson, auf dessen Planung und Gestaltung die FPÖ keinerlei Einfluss hatte, nun politisch missbrauchen zu wollen, ist pietätlos und schäbig."