FPÖ-Chef Strache findet, die Burschen von Ebensee sollten eine "Tachtel" statt der U-Haft bekommen.
Mit einer rund eineinhalbstündigen Rede hat FPÖ-Obmann Heinz-Christian Strache die Delegierten beim Parteitag in Linz auf kommende Wahlen eingestimmt. Neben gewohnter Regierungs- und EU-Kritik sowie ausgedehnten Vorträgen zu Asyl und Zuwanderung relativierte er auch die Neonazi-Störaktion in Ebensee: "Man soll nicht Atombomben auf Spatzen werfen." Es habe sich um "ein paar dumme, wirklich blöde Lausbuben" gehandelt.
"Tachtel statt U-Haft"
Die Vorfälle in Ebensee seien
zwar "zu verurteilen", meinte Strache, er präsentierte aber auch eine andere
Sicht der Dinge: Die mutmaßlichen Täter - laut Strache aus roten und
schwarzen Elternhäusern - hätten in dem Stollen "Woche für Woche gespielt".
Am Tag der Ereignisse sei es zuerst zu einem Streit zwischen den
Jugendlichen und den Besuchern gekommen, wobei es in Folge zu "blöden
Sagern" gekommen sei. Den Burschen gehöre "an den Ohren gezogen", mit ihnen
"Klartext geredet" und ihnen eine "ordentliche Tachtel" gegeben. Jedoch
gehörten sie nicht "wochenlang in U-Haft genommen", so Strache, der
Bravo-Rufe erntete.
Saat der "linken Nazis"
Scharfe Angriffe gab es auf die
Gegendemonstranten bei der "Anti-Moschee-Demo" in Wien. Er selbst sei dabei
angegriffen worden, nun gehe die "Saat der linkslinken Hetzer" von SPÖ und
Grünen auf, meinte er. "Das sind die linken Nazis", so der FPÖ-Chef, der
sich von beiden Parteien eine "deutliche Entschuldigung" erwartet. "Wir
lassen es uns nicht bieten, in den rechten Rand hineingedrängt zu werden",
die FPÖ habe mit Extremismus nichts am Hut. Strache appellierte an den
Zusammenhalt: "Wir sind heute eine Gemeinschaft, die fest zueinander steht."
"Fußeln gegen unsere Interessen"
Selbstsicher gab
sich der FPÖ-Obmann, was die kommenden Wahlgänge betrifft. Sein Augenmerk
legte er dabei auf Wien, wobei er abermals den Anspruch auf den
Bürgermeister-Sessel erhob: "Nach 60 Jahren sozialistischer Präpotenz" sei
das jedenfalls möglich. Längerfristig will Strache die FPÖ aber auch
bundesweit zur Nummer eins machen: "Ja, es ist möglich." Naturgemäß wurde
daher die amtierende Regierung in die Zange genommen: Sie habe die "höchste
Steuerbelastung in der Zweiten Republik" zu verantworten, es gebe "Kuscheln
und Fußeln gegen die Österreichischen Interessen" sowie Lobbying anstelle
effektiver Bekämpfung der Wirtschaftskrise - alles Gründe, warum die FPÖ
mehr und mehr Zulauf habe, so Strache.
"Wir sind unsere Nächsten"
Als Freiheitliche
Alternative zu den Regierungsmaßnahmen schlug Strache etwa vor, die Zahlung
der Entwicklungshilfe "ein oder zwei Jahre" auszusetzen: "Wir müssen ja
einmal im Sinne der Nächstenliebe erkennen: Wir sind unsere Nächsten." Nun
müsse die volle Konzentration den eigenen Problemen gelten - "nicht alles
für die EU und die internationalen Gemeinschaften." Auch für den Umgang mit
Managern, die unverantwortlich mit Geldern umgegangen sind, gab es eine
Empfehlung: "Wenn ich etwas zu sagen hätte, würden die keine Abfertigung
bekommen, sondern einen Tritt in den Hintern."
"Minderheit in eigener Heimat"
Beim Thema Zuwanderung
beschwor Strache abermals das christliche Abendland, warnte vor
Islamisierung und zeigte Unverständnis für die Empörung über die
FPÖ-Plakate. "Ja, wir erleben einen Kulturkampf seit Jahrzehnten - durch
unverantwortliche Politiker." Es gebe Probleme mit Parallel- und
Nebengesellschaften, die "Multi-Kulti-Phantasterei" sei schlicht
gescheitert. Wieder wetterte der FPÖ-Chef gegen Pläne zum Moscheenbau in
Österreich. In manchen Städten seien Österreicher zur Minderheit in der
eigenen Heimat geworden. Aber auch Asylmissbrauch prangerte Strache erneut
an.
"Allein gegen diese Mafia"
Der Parteitag wurde freilich
auch zum Schauplatz für den EU-Wahlkampf. So sei Spitzenkandidat Andreas
Mölzer der fleißigste Abgeordnete, der als einziger die Interessen
Österreichs vertrete. "Wir sind allein gegen diese Mafia", so der FPÖ-Chef,
der die derzeitige Form der EU nicht unbedingt favorisiert: "Wir werden
immer ein Teil Europas sein, das ist keine Frage, ob man da den Verein
Europäische Union hat oder ob er anders heißen soll." Als Ultima ratio,
sollte sich die EU weiter "undemokratisch" gebärden, kann sich Strache sogar
einen Austritt Österreichs gemeinsam mit anderen Ländern vorstellen.
Vor dem Linzer Design Center hatten sich während Straches Rede rund 100 Demonstranten eingefunden, die von etlichen Polizisten von der Veranstaltung abgeschirmt wurde. Die Gegenveranstaltung verlief friedlich, es kam zu keinen Zwischenfällen.