Gedenken in Ebensee

Neonazi-Aktion war "Lausbubenstreich"

16.05.2009

FPÖ-Chef Strache findet, die Burschen von Ebensee sollten eine "Tachtel" statt der U-Haft bekommen.

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Mit einer rund eineinhalbstündigen Rede hat FPÖ-Obmann Heinz-Christian Strache die Delegierten beim Parteitag in Linz auf kommende Wahlen eingestimmt. Neben gewohnter Regierungs- und EU-Kritik sowie ausgedehnten Vorträgen zu Asyl und Zuwanderung relativierte er auch die Neonazi-Störaktion in Ebensee: "Man soll nicht Atombomben auf Spatzen werfen." Es habe sich um "ein paar dumme, wirklich blöde Lausbuben" gehandelt.

"Tachtel statt U-Haft"
Die Vorfälle in Ebensee seien zwar "zu verurteilen", meinte Strache, er präsentierte aber auch eine andere Sicht der Dinge: Die mutmaßlichen Täter - laut Strache aus roten und schwarzen Elternhäusern - hätten in dem Stollen "Woche für Woche gespielt". Am Tag der Ereignisse sei es zuerst zu einem Streit zwischen den Jugendlichen und den Besuchern gekommen, wobei es in Folge zu "blöden Sagern" gekommen sei. Den Burschen gehöre "an den Ohren gezogen", mit ihnen "Klartext geredet" und ihnen eine "ordentliche Tachtel" gegeben. Jedoch gehörten sie nicht "wochenlang in U-Haft genommen", so Strache, der Bravo-Rufe erntete.

Saat der "linken Nazis"
Scharfe Angriffe gab es auf die Gegendemonstranten bei der "Anti-Moschee-Demo" in Wien. Er selbst sei dabei angegriffen worden, nun gehe die "Saat der linkslinken Hetzer" von SPÖ und Grünen auf, meinte er. "Das sind die linken Nazis", so der FPÖ-Chef, der sich von beiden Parteien eine "deutliche Entschuldigung" erwartet. "Wir lassen es uns nicht bieten, in den rechten Rand hineingedrängt zu werden", die FPÖ habe mit Extremismus nichts am Hut. Strache appellierte an den Zusammenhalt: "Wir sind heute eine Gemeinschaft, die fest zueinander steht."

"Fußeln gegen unsere Interessen"
Selbstsicher gab sich der FPÖ-Obmann, was die kommenden Wahlgänge betrifft. Sein Augenmerk legte er dabei auf Wien, wobei er abermals den Anspruch auf den Bürgermeister-Sessel erhob: "Nach 60 Jahren sozialistischer Präpotenz" sei das jedenfalls möglich. Längerfristig will Strache die FPÖ aber auch bundesweit zur Nummer eins machen: "Ja, es ist möglich." Naturgemäß wurde daher die amtierende Regierung in die Zange genommen: Sie habe die "höchste Steuerbelastung in der Zweiten Republik" zu verantworten, es gebe "Kuscheln und Fußeln gegen die Österreichischen Interessen" sowie Lobbying anstelle effektiver Bekämpfung der Wirtschaftskrise - alles Gründe, warum die FPÖ mehr und mehr Zulauf habe, so Strache.

"Wir sind unsere Nächsten"
Als Freiheitliche Alternative zu den Regierungsmaßnahmen schlug Strache etwa vor, die Zahlung der Entwicklungshilfe "ein oder zwei Jahre" auszusetzen: "Wir müssen ja einmal im Sinne der Nächstenliebe erkennen: Wir sind unsere Nächsten." Nun müsse die volle Konzentration den eigenen Problemen gelten - "nicht alles für die EU und die internationalen Gemeinschaften." Auch für den Umgang mit Managern, die unverantwortlich mit Geldern umgegangen sind, gab es eine Empfehlung: "Wenn ich etwas zu sagen hätte, würden die keine Abfertigung bekommen, sondern einen Tritt in den Hintern."

"Minderheit in eigener Heimat"
Beim Thema Zuwanderung beschwor Strache abermals das christliche Abendland, warnte vor Islamisierung und zeigte Unverständnis für die Empörung über die FPÖ-Plakate. "Ja, wir erleben einen Kulturkampf seit Jahrzehnten - durch unverantwortliche Politiker." Es gebe Probleme mit Parallel- und Nebengesellschaften, die "Multi-Kulti-Phantasterei" sei schlicht gescheitert. Wieder wetterte der FPÖ-Chef gegen Pläne zum Moscheenbau in Österreich. In manchen Städten seien Österreicher zur Minderheit in der eigenen Heimat geworden. Aber auch Asylmissbrauch prangerte Strache erneut an.

"Allein gegen diese Mafia"
Der Parteitag wurde freilich auch zum Schauplatz für den EU-Wahlkampf. So sei Spitzenkandidat Andreas Mölzer der fleißigste Abgeordnete, der als einziger die Interessen Österreichs vertrete. "Wir sind allein gegen diese Mafia", so der FPÖ-Chef, der die derzeitige Form der EU nicht unbedingt favorisiert: "Wir werden immer ein Teil Europas sein, das ist keine Frage, ob man da den Verein Europäische Union hat oder ob er anders heißen soll." Als Ultima ratio, sollte sich die EU weiter "undemokratisch" gebärden, kann sich Strache sogar einen Austritt Österreichs gemeinsam mit anderen Ländern vorstellen.

Vor dem Linzer Design Center hatten sich während Straches Rede rund 100 Demonstranten eingefunden, die von etlichen Polizisten von der Veranstaltung abgeschirmt wurde. Die Gegenveranstaltung verlief friedlich, es kam zu keinen Zwischenfällen.

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