Vor dem Festkommers
Neonazis bedrohen Politiker im Internet
16.06.2009
Wer sich gegen das Burschenschafter-Fest in Innsbruck ausgesprochen hatte, gelangte ins Visier der Rechten. Nun wurden Gegendemonstrationen gegen den Festkommers angemeldet.
Der Wirbel um den Festkommers der rechten Burschenschaften am Samstag in Innsbruck wird immer größer. Jetzt haben sich auch Stadtpolitiker eingeschaltet. Während sich vor allem SPÖ und Grüne ein Verbot des Festes bzw. eine Distanzierung von offizieller Seite gewünscht hatten, pochte Innsbrucks Bürgermeisterin Hilde Zach (FI) auf das Versammlungsrecht, das laut ihr „selbstverständlich auch den Mitgliedern schlagender Burschenschaften zukommt“.
"Rechte Burschenschaften wahre Gefahr"
Grünen-Landtagsabgeordnete
Gebi Mair findet das Vorgehen Zachs erstaunlich: „Sie war für ein
Auftrittsverbot von Skandalrocker Marilyn Manson, aber sagt nichts gegen
diesen Festkommers. Dabei sind diese rechten Burschenschaften die wahre
Gefahr für unsere Jugend.“ Mair fordert ein „klares Statement“ von der
Politik. Innsbrucks guter Ruf sei in Gefahr, auch weil der umstrittene
dritte Nationalratspräsident Martin Graf von der FPÖ bei der Veranstaltung
eine Festrede halten wird - fürchtet Mair.
Von ÖSTERREICH auf die Forderung der Grünen angesprochen, meint Zach, dass in ihr „keine übermäßige Freude“ über diese Veranstaltung aufkomme, weil „der Schutz dieser Veranstaltung und die Trennung von der Gegendemonstration einen großen Aufwand bedeutet.“
Neonazis drohen im Web
Mair berichtet indes von anonymen
Drohungen aus dem „Dunstkreis FPÖ, Burschenschafter und der rechten Szene“.
Auf der Internetseite alpen-donau.info
seien Androhungen von Gewalt gegenüber mehreren Politikern, so auch gegen
ihn selbst, gemacht worden: „Polizei und Staatsanwaltschaft ermitteln
schon.“ Polizeipräsident Thomas Angermair bestätigt das: „Der Sachverhalt
ist jetzt an die Staatsanwaltschaft zur strafrechtlichen Beurteilung
weitergeleitet worden.“
Die Hoffnung auf einen gewaltfreien Samstag wird aber nicht aufgegeben. So seien die letzten Festkommerse der rechten Burschenschaften in den Jahren 1994 und 2000 ohne große Ausschreitungen über die Bühne gegangen, erinnert sich Angermair.
Enorme Kosten
Zwei Demonstrationen gegen den Festkommers sind
angemeldet: Um 15 Uhr startet die Demo am Landhausplatz und um 17 Uhr beim
Gasthof Bierstindl, von wo aus man in Richtung Messehalle zieht. Dort findet
der Festkommers statt.
Der Sicherheitsaufwand ist enorm: 1.000 Polizeibeamte aus allen Bundesländern werden im Einsatz sein. Die Kosten für die Rettungskräfte belaufen sich auf 145.000 Euro. Außerdem ist mit Straßensperren und Verkehrsbehinderungen in der Innenstadt zu rechnen.