Vorarlberg
NEOS im Ländle besonders stark
29.09.2013
Eine deutliche Schlappe setzte es für die ÖVP, sie verliert 5 Prozent.
Vorarlberg hat bei der Nationalratswahl am Sonntag offenbar anders gewählt als das restliche Österreich. Die ÖVP musste Verluste von über fünf Prozentpunkten (von 31,3 auf 26,1 Prozent) hinnehmen und fuhr damit ebenso einen historischen Tiefstand ein wie die Sozialdemokraten, die 13,5 Prozent Stimmenanteil (2008: 14,1) erreichten. Einen starken Zuwachs verzeichnete die FPÖ, die über fünf Prozentpunkte auf 21,2 Prozent (16,1) zulegte. Die eigentliche Sensation war aber das Abschneiden von NEOS - die neu gegründete Partei mit dem gebürtigen Vorarlberger Matthias Strolz an der Spitze kam aus dem Stand auf 13,2 Prozent. Die Wahlbeteiligung lag vor Auszählung der Wahlkarten bei 57,5 Prozent (2008 mit Wahlkarten: 71,4 Prozent)
Die ÖVP büßte in Vorarlberg bei Nationalratswahlen zum dritten Mal in Folge mehrere Prozentpunkte ein und fiel in mehreren Gemeinden hinter andere Parteien zurück. In der schwarz-grün regierten Landeshauptstadt Bregenz etwa musste die Volkspartei mit Platz drei hinter der SPÖ und der FPÖ vorlieb nehmen. Auch in Lustenau blieb nur der zweite Platz hinter der FPÖ. In der ÖVP-Parteizentrale gab vor allem das Abschneiden der NEOS zu denken - nicht zuletzt im Hinblick auf auf die Landtagswahl im Herbst nächsten Jahres. Landeshauptmann Markus Wallner (ÖVP) sprach von einem "Warnschuss", nur mit einer besseren Mobilisierung könne man 2014 ein "vernünftiges" Ergebnis erreichen.
Die NEOS und die FPÖ durften sich ihrerseits als Wahlsieger fühlen. Schon bei der Auszählung der Stimmen in den Kleingemeinden verzeichnete NEOS Ergebnisse von über zehn Prozent, dieser Trend bestätigte sich anschließend auch in den größeren Kommunen. In den Klostertal-Gemeinden im Bezirk Bludenz - der Heimat von Strolz - entpuppte sich die NEOS gar als stärkste Partei. In Dalaas etwa schaffte NEOS 39,9 Prozent, mit dem Landesergebnis von 13,2 Prozent wird auch ein Parteivertreter über ein Landesmandat in den Nationalrat einziehen.
Zufriedene Gesichter gab es auch bei den Freiheitlichen. Der prozentuelle Zuwachs im Land entsprach etwa jenem auf Bundesebene, außerdem präsentierten sich die Freiheitlichen in ihren traditionellen Hochburgen stark. Außer in Lustenau war die FPÖ etwa auch in Nenzing (Bezirk Bludenz) – mit einem Vorsprung von knapp zehn Prozentpunkten auf die ÖVP – oder in Fußach (Bezirk Bregenz) bzw. in Hohenems - der Heimatstadt von Parteichef Dieter Egger - die Nummer eins. Laut Egger überflügelte die Vorarlberger FPÖ in 13 Gemeinden ihre Konkurrenten, das sei "ein starkes Signal".
Weniger Anlass zu Freude hatten Grüne und SPÖ. Anders als auf Bundesebene büßten die Grünen an Terrain ein (minus 1,43 Prozentpunkte), mit 15,8 Prozent lagen sie aber weiter mehr als vier Prozentpunkte über dem erwarteten Bundesergebnis. Dennoch verfehlten die Vorarlberger Grünen ihr gestecktes Ziel – 20 Prozent – klar. "Es war nicht jener Erfolg, den wir uns erhofft hatten", so Bildungssprecher Harald Walser.
Die in Vorarlberg seit Jahrzehnten strauchelnde SPÖ schaffte auch am Sonntag keinen Sprung nach vorne. Mit 13,5 Prozent Stimmenanteil lagen die Sozialdemokraten unter ihrem Ergebnis von 2008, wenn auch nur um knapp 0,7 Prozentpunkte. Dabei kamen die Vorarlberger Sozialdemokraten noch mit einem blauen Auge davon. Zeitweise drohten sowohl der Verlust von Platz vier an die NEOS als auch der Verlust des Landesmandats. Auf die NEOS blieb aber – zumindest vor der Auszählung der Wahlkarten – ein Vorsprung von 478 Stimmen, auch das Landesmandat konnte zunächst gehalten werden. Lichtblick war der Sieg in der Landeshauptstadt Bregenz.,
Das Team Stronach lag mit 5,44 Prozent im Bundestrend, während das BZÖ in Vorarlberg mit 2,5 Prozent eine noch kleinere Rolle als in anderen Bundesländern spielte. Alle anderen angetretenen Parteien und Listen blieben unter einem Prozent.