Schulreform
Neue Mittelschule schleppt sich dahin
17.12.2007
Bildungsministerin Schmied kann weniger Schulen vom neuen Modell überzeugen als erhofft. Jetzt sind im Burgenland wieder zwei Standorte ausgestiegen.
Im Bildungsministerium herrscht zwar Jubelstimmung über die laufenden Abstimmungen in den Schulen zur Erprobung der Neuen Mittelschule. "Die Abstimmungen laufen hervorragend", freut man sich im Kabinett von SPÖ-Bildungsministerin Claudia Schmied. Die Ressortchefin rechnet offiziell mit 30 Schulstandorten in ganz Österreich, inoffiziell erwartet man mehr als 50 Schulen mit rund 150 Klassen.
Abgelehnt
Ganz so euphorisch sind die Lehrer im Burgenland
allerdings nicht: Der Bezirk Güssing hat nach klaren Ablehnungen zwei
Schulen nicht wie geplant mit an Bord. Konkret sagten Jennersdorf und St.
Michael Nein zum Versuch. SPÖ-Landeshauptmann Hans Niessl zeigt sich dennoch
gelassen und spricht von drei Schulen im Bezirk Oberpullendorf als fixe
Teilnehmer ab Herbst 2008. Und: "Es ist ja nicht ausgeschlossen, dass
weitere Schulen noch dazukommen", so Niessl zu ÖSTERREICH.
Losen in Kärnten
Fix ist: Neben dem Burgenland werden die
Steiermark, Kärnten und Vorarlberg teilnehmen. Da sich in Kärnten nur zwei
Schulen beteiligen werden, muss aus den interessierten Schülern ausgelost
werden.
In Wien wird die Stadtregierung Anfang 2008 entscheiden, wo die Schulversuche im Herbst 2009 beginnen sollen. Klar ist schon jetzt, dass die ursprünglichen Pläne gestutzt werden. War zuvor davon die Rede, einen ganzen Bezirk als Modellregion einzurichten, ist jetzt nur mehr weniger als ein Dutzend Einzelstandorte vorgesehen.
Salzburg will auch mitmischen, muss aber den Start wahrscheinlich noch um ein Jahr verschieben. Oberösterreichs ÖVP-Landeshauptmann Josef Pühringer zeigt sich prinzipiell offen, allerdings hätten sich bei ihm noch keine interessierten Schulen gemeldet.
Voves gibt nicht auf
Vorreiter ist die Steiermark, die mit 31
Schulen samt 63 Klassen aufwarten kann. Der Ärger von SPÖ-Landeshauptmann
Franz Voves über Schmied ist verraucht: Notfalls zahlt man die Mehrkosten
für die Schulversuche aus dem Landesbudget, lenkte Voves trotzig ein, als
klar wurde, dass Schmied seinen Forderungen nicht nachkommen will.
Am Montag ist die Kampfeslust aber wieder erwacht: "Wir wollen noch einmal verhandeln", betont Voves gegenüber ÖSTERREICH. Wenn die Steiermark nicht genügend Geld für Dienstposten bekomme, dann versuche man es eben über andere Budgetposten wie Schulausbau: "Geld hat schließlich kein Mascherl."
Gesetz gilt noch nicht
Warum überhaupt jetzt schon in den Schulen
abgestimmt wird, versteht der grüne Bildungssprecher Dieter Brosz nicht: Für
die Gültigkeit fehle es noch an der rechtlichen Basis. Das Gesetz kommt
diese Woche erst in den Bundesrat und tritt im Jänner in Kraft. Die Freude
im Bildungsministerium ist dem Grünen auch "schleierhaft": "Die
teilnehmenden Schulen sind nicht mehr als zwei Prozent der Schulen. Das ist
ein absoluter Bruchteil."