99 Tage sind es noch bis zur Wahl. Die Kurz-ÖVP liegt um 15 Prozentpunkte vorne.
Wien. Es müsste schon mit dem Teufel hergehen, wenn die ÖVP von Sebastian Kurz nicht die Nationalratswahl am 29. September gewinnt. 99 Tage vor dem Wahltermin liegen die Türkisen laut aktueller ÖSTERREICH-Umfrage (Research Affairs (1.003 Online-Interviews vom 14. Juni – 20. Juni 2019, max. Schwankungsbreite 3,2 %) de facto uneinholbar vorne. 15-%-Punkte ist der Abstand zur zweistärksten Partei, der SPÖ. Geht die Wahl tatsächlich so aus, wäre das der größte Abstand bei einer Nationalratswahl seit 1945.
Die Stärke der ÖVP heißt Kurz
Der gestürzte Kanzler würde direkt von 46 % ins Kanzleramt zurückgeschickt, wenn es eine Kanzlerdirektwahl gäbe. Und: Gegen die ÖVP ist keine Koalition möglich. Kurz kann sich aussuchen, ob er mit SPÖ oder FPÖ koaliert, ja sogar eine ÖVP-Grün-Koalition hätte 92 Mandate und damit eine knappe Mehrheit.
SPÖ abgeschlagen. SPÖ-Chefin Rendi-Wagner, deren Partei bei der Sonntagsfrage auf matte 23 % käme, würden bei der Kanzlerwahl 29 % wählen. Besonders bitter für die Roten: Im Stimmungsbarometer sind sie auf den vorletzten Platz abgerutscht, sogar für die Ibiza-gebeutelte FPÖ ist die Stimmung in der Bevölkerung besser als für die SPÖ.
FPÖ unter 20 %. Die FPÖ hingegen kommt nach dem Strache-Hin-und-Her (Mandat oder nicht?) nur noch auf 17 %. Allerdings scheint das ausbaubar zu sein: Der neue Parteichef Norbert Hofer erreicht bei der Kanzlerfrage immerhin 25 %.
Grüne vor Neos. Und: Erstmals seit der Nationalratswahl 2017 sind die Grünen in einer ÖSTERREICH-Umfrage vor den Neos: Werner Koglers Truppe ist der Wiedereinzug sicher, die Grünen sind sogar so stark, dass sich eine Koalition mit der ÖVP aufgeht. Beate Meinl-Reisingers Neos liegen mit 8 % zwar deutlich über dem Wahlergebnis von 2017 (5 %), als alleiniger Koalitionskandidat für Kurz kommen sie derzeit aber nicht infrage.
Jetzt Aus. Und Peter Pilz’ Liste Jetzt? 2 % sind zwar besser als zuletzt, die Nationalratsmandate dürften aber weg sein.
Bierlein wird immer populärer, 63 % vertrauen der Kanzlerin
Wie schlägt sich die neue Kanzlerin Brigitte Bierlein? Auf die Frage, ob sie Vertrauen in die Beamtenregierung Bierleins haben, antworten gleich 63 % mit Ja. Bei den Männern hat sie mit 66 % sogar eine „Zweidrittelmehrheit“.
Paradox: Bierlein galt bisher eher als FPÖ-nah. Ihr Vertrauenswert ist aber bei den deklarierten FPÖ-Wählern mit 38 % am absolut niedrigsten. Die besten Werte erzielt die Übergangs-Kanzlerin bei den Grünen (88 %), den Neos (82 %) und der SPÖ (79 %). Ebenfalls bemerkenswert: Werte weit über dem Schnitt erzielt sie bei den ganz Jungen (68 % in der Gruppe der unter 20-Jährigen) und bei den über 60-Jährigen (71 %).
ÖSTERREICH ließ für die Politiker auch ein Zeugnis erstellen. Und in der Notenskala liegt Bierlein nur hinter Präsident Alexander Van der Bellen, aber vor Ex-Kanzler Sebastian Kurz.