Gegengeschäfte
Neuer Skandal um Eurofighter
29.03.2008
Über eine dubiose Briefkastenfirma mit EADS-Kontakten sollen angeblich mindestens 40 Millionen Euro nach Österreich geflossen sein.
Die umstrittenen Eurofighter-Gegengeschäfte sorgen wieder für Aufregung. Rund um diese Deals existiere ein dubioses Netzwerk aus Briefkastenfirmen, sagte der Grüne Peter Pilz am Samstag gegenüber ÖSTERREICH. Pilz spricht von rund 40 Millionen Euro an Zahlungen, die durch die existierenden Eurofighter-Verträge mit der Republik nicht gedeckt seien.
Über mehrere Scheinfirmen und Strohmänner sei der eigentliche Zweck dieser Gelder verdeckt worden, schreibt der Grüne auch in einer neuen parlamentarischen Anfrage. „Wir müssen prüfen, ob es sich um illegale Provisionen und Schmiergelder handelt“, erklärt Pilz.
Dubioses Netzwerk
Klar ist vorerst nur: Für die Koordinierung der
Gegengeschäfte verwendete der Eurofighter-Produzent und Weltkonzern EADS
ausgerechnet eine winzige britische Firma namens Vector Aerospace.
Kurioserweise verfügt dieses Unternehmen zwar über keinen einzigen bezahlten
Angestellten, aber über riesige Umsätze von 40 Millionen Euro – und das
allein in den Jahren 2004 bis 2006.
Wien-Connection
Stolze 7,6 Millionen Euro flossen laut Pilz etwa
an Walter Schön, der einer alten Wiener Waffenhändlerdynastie entstammt.
Und: Wie der Zufall so spielt, ist Schön auch Mitinhaber der Euro Business
Development (EBD), die mit dem Wirtschaftsministerium die Jet-Gegengeschäfte
abwickelt. EBD-Chef Klaus-Dieter Bergner musste im Vorjahr zwar im
Eurofighter-U-Ausschuss aussagen, schwieg dort aber über die konkrete
Finanzierung seiner Firma. Schon damals hatten die Abgeordneten freilich
eine Rechnung über 120.000 Euro an die Vector Aerospace entdeckt.
Verwendungszweck: offen und unklar.
28 Fragen
Pilz fordert jetzt jedenfalls von Wirtschaftsminister
Martin Bartenstein (ÖVP) Aufklärung über die Geldflüsse und Netzwerke. 28
Fragen des Grünen muss der Ressortchef binnen zwei Monaten beantworten. Viel
dürfte dabei freilich nicht herauskommen. Vor Kurzem stellte Bartenstein
bereits klar, dass ihm die EADS-Drehscheibe Vector Aerospace gar nicht
bekannt sei. Pilz überlegt indes bereits, die Staatsanwaltschaft mit dem
schwer durchschaubaren Netzwerk zu beschäftigen.