Österreich-Interview
"Nicht freiwillig kinderlos"
16.01.2007
Andrea Kdolsky über Familienplanung und Vorurteile .
ÖSTERREICH: Sie schreiben in einem Buch, man habe es ohne Kinder
leichter. Wie sind diese Aussagen gemeint?
Andrea Kdolsky:
Die Texte in dem Buch sind absolut persönlich. Es geht darum, Frauen Mut zu
machen, die ungewollt kinderlos sind.
ÖSTERREICH: Verstehen Sie Kritik Ihrer Parteikollegen, die diese Aussagen
als "verheerendes Signal" bezeichnen?
Kdolsky: Solche
Aussagen überraschen mich sehr. Denn ich habe mein Ministeramt mit großer
Freude übernommen und will nicht daran gemessen werden, ob ich Kinder habe,
oder welche Speise ich esse. Das Buch wurde geschrieben, bevor ich in die
Politik kam. Es ist ein Unterschied, ob ich als Politikerin Themen
ausspreche, oder auf der persönlichen Ebene, im Rahmen einer
Schmerzverarbeitung. Man kann kinderlose Paare nicht einfach
abqualifizieren, ohne zu wissen, ob sie gewollt oder ungewollt kinderlos
sind. Paare ohne Kinder dürfen nicht diskriminiert werden - ebenso wenig wie
Paare, die viele Kinder haben.
ÖSTERREICH: Von Parteikollegin Elisabeth Gehrer stammt die Aussage
"Kinder statt Partys". Wie stehen Sie dazu?
Kdolsky: Der
richtige Weg hier kann doch nur sein: Kinder zu haben und trotzdem auf
Partys gehen zu können. Mir geht es um einen Mittelweg. Mein Ziel ist es,
dass Frauen mit Kindern – und darum beneide ich sie auch – bestmöglich
unterstützt werden. Es ist aber sicher nicht so, das jemand, der keine
Kinder hat, nicht über Familie sprechen kann.
ÖSTERREICH: In die Kritik geraten sind Sie zudem wegen ihrer Aussage zu
Ihren Essgewohnheiten. Schmerzt das?
Kdolsky: Ich habe ja nie
gesagt, dass ich zwei Mal am Tag Schweinsbraten esse - zumal ich am liebsten
asiatisch esse. Mir geht es auch hier um einen Mittelweg. Es gibt so viele
magersüchtige Jugendliche. Hier muss entgegengewirkt werden. Um diese
Ausgewogenheit geht es mir.
ÖSTERREICH: Sie fallen als Politikerin neuen Stils auf, die sich durch
Ehrlichkeit in jeder Beziehung auszeichnet ...
Kdolsky: Ja,
das fällt mir gerade furchtbar auf den Kopf. Meine Mutter hat zu mir gesagt:
Was du auch immer machst, du musst dich in den Spiegel schauen können. Das
werde ich weiter verfolgen.