"Pastafarismus"

Nudelsieb-Religion wird gegründet

11.08.2013

Niko Alm gründet "Beobachtungsstelle" gegen Kirchenprivilegien.

Zur Vollversion des Artikels
© APA
Zur Vollversion des Artikels

Niko Alm, Sprecher der Initiative gegen Kirchenprivilegien, will seinen Kampf auch nach dem gescheiterten Volksbegehren fortsetzen. Eine eigene NGO solle als "Beobachtungsstelle" dienen, sagte er im Interview mit der APA. Der "Pastafarismus", eine Art ironische Protestreligion von Atheisten und Laizisten, soll noch in diesem Herbst offiziell angemeldet werden. Die Chancen für einen persönlichen Einzug in den Nationalrat sieht der NEOS-Kandidat intakt.

Weltruhm
Mit einem Führerscheinfoto, auf dem er ein Nudelsieb auf dem Kopf trägt, hat Alm vor zwei Jahren Weltberühmtheit erlangt: Der Unternehmer wollte mit der Aktion gegen die Regelung protestieren, dass nur religiöse Kopfbedeckungen auf dem Lichtbildausweis akzeptiert würden. Die Geschichte ging um die Welt, erst vor kurzem gab Alm CNN ein Interview. Das Sieb selbst befindet sich mittlerweile im Jüdischen Museum Hohenems.

 Die Religion zum Nudelsieb - der von Atheisten ironisch gemeinte "Pastafarismus" - soll noch im Herbst in Österreich offiziell anerkannt werden, geht es nach Alm. Nach einer Amts-Odyssee kann die Gemeinschaft nun 440 Mitglieder aufweisen, genug, um als religiöse Bekenntnisgemeinschaft durchzugehen. "Kirchensitz" ist Alms Unternehmen, "es gibt ein Präsidium, einen Vereinsvorstand und ausgearbeitete Statuten". Eine erste Vollversammlung habe bereits stattgefunden.

Ernster ist es dem PR-Unternehmer mit der Gründung der "Beobachtungsstelle für Kirchenprivilegien". Zwar schaffte das auch von ihm mitinitiierte Volksbegehren gegen Sonderrechte nicht die Hürde für eine Behandlung im Nationalrat, dennoch sei man zufrieden mit der dadurch ausgelösten Diskussion. Und auch die Angesprochenen seien zuletzt in eine Diskussion eingestiegen. So gebe es "kirchennahe" Personen, mit denen man "total vernünftig" diskutieren könne. Nachsatz: "Sie werden halt nie auf mich zukommen."

Erste Erfolge
Einen ersten Erfolg seiner Bewegung sieht Alm etwa in der Debatte über den Wiener Stadterweiterungsfonds, der in der Kompetenz des Innenministeriums liegt. Dieser hat laut Rechnungshof "satzungswidrig" Geld für unter anderem religiöse Zwecke gespendet. Aber auch diverse "unsinnige Ausnahmen und Mikrosonderrechte" der Kirche, von Glücksspiel bis Camping, brauche niemand. "Wenn ich PR-Berater der Kirche wäre, würde ich ja als Kirche anstreben, mich von diesen Kleinigkeiten zu trennen, die mir ja nichts bringen."

Auch die eigentlich "unselige Vermischung" der Themen Kirchenprivilegien und Missbrauch, wie sie beim Volksbegehren stattgefunden hat, muss für Alm in der neuen "Beobachtungsstelle" bestehen bleiben, da das Thema zu wichtig sei. Zufrieden ist er über das Urteil in der Missbrauchsaffäre rund um das Stift Kremsmünster. "Die Sensibilität ist jetzt sicher da", sieht er in dem Spruch auch einen Wendepunkt im Umgang mit derartigen Fällen.

"Die Instrumentalisierung passiert natürlich", schließt Alm fragwürdige Unterstützung für seine Anliegen nicht aus, etwa bei der Beschneidungsdebatte. Von anderer Seite sei man zugleich als antisemitisch und antiislamisch beschimpft worden. "Und gleichzeitig beschwert sich die katholische Kirche, dass wir nur auf die Katholiken losgehen. Also, wir kriegen es wirklich von jeder Seite." Offizielle Versuche politischer Vereinnahmung habe es aber noch nicht gegeben.

NEOS-Kandidat
Politisch ist Alm nun selbst aktiv - er kandidiert für die Kleinpartei NEOS an zweiter Stelle der Wiener Landesliste. "Ich bin ja schon lange dabei, wollte mich aber erst nach dem Volksbegehren outen", will er seine unterschiedlichen Anliegen nicht vermischen. Was er über das Verhältnis Staat und Religion denkt, hätte er allerdings schon "früher oder später" in einem Parteiprogramm wiedergefunden. "Aber dazu müssen wir erst einmal gewählt werden." Die Chancen seien jedenfalls vorhanden.

Eine weitere Vermischung sieht NEOS-Kandidat Alm ebenfalls nüchtern: Sein Medien- und Marketingunternehmen Super-Fi arbeitet im Wahlkampf für die Grünen. "Wir sehen das entspannt, die Grünen sind nicht glücklich, aber in dieser Hinsicht sehr professionell."

 

Zur Vollversion des Artikels
Weitere Artikel