Wahl-Streik

Nur 36 Prozent wählten Fischer

26.04.2010

Die Wahlboykottierer mitgerechnet sieht der Sieg gar nicht so fulminant aus. Nicht einmal die Hälfte ist zu den Urnen gegangen.

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Vor allem im Westen ließen die Wähler aus: Nur 34,3 Prozent schafften es in Vorarlberg ins Wahllokal (2004 waren es noch 55,3) – sogar im roten Wien gingen nur 46,2 Prozent zur Wahl. Am Ende waren es österreichweit nur 49,2 Prozent, die gestern tatsächlich wählen gingen.

Noch dramatischer:
Zieht man die Zahl der Weißwähler (also alle, die ungültig stimmten) ab, dann wählten gestern überhaupt nur 41,9 Prozent (!). Noch nie war es so leicht, Bundespräsident zu werden.

Nur von 36 % gewählt
Das Beteiligungsdebakel beschädigt auch direkt das Amt des Bundespräsidenten: Bezogen auf alle Wahlberechtigten wurde Heinz Fischer nur von 36 % der Bevölkerung wirklich gewählt.

In der Stadt Steyr führte die geringe Wahlbeteiligung sogar zu einem beispiellosen Vorgang: Weil in einem Wahlsprengel nur eine einzige Stimme (!) abgegeben wurde, musste der Wahlleiter das Kuvert in einen benachbarten Sprengel bringen – sonst wäre das Wahlgeheimnis nicht mehr gewährleistet gewesen.

Die Wahl-Statistiker von SORA glauben, dass es mit den Wahlkarten zusammen am Ende mehr als 50 % sein werden, die ihre Stimme abgegeben haben. Doch warum interessierte diese Wahl kaum jemanden?

  • Sieger stand fest. Der Sieg von Fischer stand nie in Zweifel. Für viele – auch für Fischer-Anhänger – gab es keine wirkliche Motivation mehr, zur Wahl zu gehen.
  • Kein ÖVP-Kandidat, Bürgerliche blieben zu Hause. Als im Spätherbst Erwin Pröll auf seine Kandidatur verzichtete, für die ÖVP anzutreten, war für die Bürgerlichen die Luft heraußen. Der Wahlbeteiligung den Garaus machten dann die Ankündigungen prominenter ÖVP-Politiker, eine ungültige Stimme abzugeben.
  • Schlafwagen-Wahlkampf. Doch auch Wahlsieger Heinz Fischer trug zur niedrigen Wahlbeteiligung bei: Auf Anraten seiner Strategen – und aufgrund seines Amtsverständnisses – verzichtete der Präsident auf die Emotionalisierung des Wahlkampfes, die nötig gewesen wäre.
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