57 Prozent würden es laut aktueller Umfrage nicht bedauern, wenn die Große Koalition nach den aktuellen Streitereien zerbricht.
Die Österreicher haben von den ständigen koalitionären Streitereien die Nase voll: 57 Prozent, also mehr als jeder zweite Österreicher, würden es nicht bedauern, wenn die Große Koalition nach den aktuellen Streitereien zerbrechen würde. Das ist das Ergebnis der aktuellen ÖSTERREICH-Umfrage des Meinungsforschungsinstitutes Gallup.
Ein Drittel für Weitermachen
Nur mehr ein gutes Drittel der
Wähler (36 Prozent) würde ein Ende der rot-schwarzen Regierung - nur 13
Monate nach der Angelobung im Jänner 2007 - nicht für gut befinden.
Drei Viertel für Neuwahlen
Zweites klares Ergebnis: 73
Prozent, also beinahe drei Viertel aller Befragten, sind für Neuwahlen,
falls die Koalition zerbricht. Einen fliegenden Koalitionswechsel - das
heißt eine Minderheitsregierung, wie das BZÖ sie ins Spiel gebracht hat,
oder eine Ampel-Koalition von drei Parteien - erachten nur 15 Prozent als
sinnvoll.
Detail: 76 Prozent der ÖVP-Wähler und 73 Prozent der SPÖ-Wähler sprechen sich für Neuwahlen aus. Anhänger des Neuwahlszenarios sind vor allem Männer (79 Prozent) und Jüngere (75 Prozent). Frauen sind mit 68 Prozent Zustimmung dem Neuwahl-Szenario gegenüber ebenso etwas skeptischer wie über 50-Jährige (70 Prozent).
Großparteien verlieren
Die Verlierer der
Koalitionsstreitigkeiten sind die Großparteien, deren Parteistrategen schon
an Wahlkampf-Strategien basteln. SPÖ und ÖVP verlieren diese Woche weiter in
der Wählergunst.
Bei der Frage "Wen würden Sie wählen, wenn am Sonntag Nationalratswahlen wären?" geben 33 Prozent die ÖVP an. Damit bleibt die Volkspartei zwar weiter um einen Prozentpunkt vor der SPÖ (32 Prozent), hat aber im Vergleich zu Anfang Februar zwei Prozentpunkte eingebüßt. Zur Erinnerung: Die SPÖ erzielte bei der vergangenen Nationalratswahl 35,3 Prozent, die ÖVP 34,3 Prozent.
Gewinner Opposition
Die großen Gewinner des
Regierungsdauerstreits sind die Oppositionsparteien: Die Grünen liegen
stabil bei 15 Prozent. Das wäre im Vergleich zu den Nationalratswahlen ein
sattes Plus von vier Prozentpunkten.
Die FPÖ legt diese Woche weiter zu und ist mit 14 Prozent um beinahe drei Prozentpunkte über dem Wahlergebnis vom 1. Oktober 2006. Und das BZÖ überspringt zum zweiten Mal die Vier-Prozent-Hürde und wäre somit im Nationalrat vertreten.
Keine Kleinen Koalitionen
Das Ergebnis zeigt aber auch, dass bei
Neuwahlen entweder wieder nur eine Große Koalition oder Ampel-Koalitionen
aus drei oder mehr Parteien möglich wäre. Schlecht stehen die Karten für
Kleine Koalitionen: Schwarz-Grün würde 48 Prozent der Wählerstimmen erhalten
und hätte damit ebenso wenig eine Mehrheit wie Schwarz-Blau (47 Prozent)
oder Rot-Grün (47 Prozent).
Verspielter Kanzlerbonus
Völlig verspielt hat Alfred Gusenbauer,
der sich bisher nicht klar zu einem U-Ausschuss in der Sache Herwig
Haidinger geäußert hat, seinen Kanzlerbonus, den sich bisher noch alle
Bundeskanzler der Republik zu eigen machen konnten. Lediglich 28 Prozent der
Österreicher würden Gusenbauer direkt zum Kanzler wählen. Damit hat er im
Wählervertrauen noch einmal einen Prozentpunkt verloren.
Vizekanzler Wilhelm Molterer konnte minimal zulegen und hängt Gusenbauer in der Kanzlerfrage mit vier Prozentpunkten ab: 32 Prozent würden Molterer derzeit direkt zum Bundeskanzler wählen.