Sie machte Krankheit öffentlich
Oberhauser: Facebook-Wetterberichte aus Spital wurden Kult
24.02.2017Ihr Leben war Kampf: gegen Vorurteile, für schwächere Menschen – gegen den Krebs.
Sabine Oberhauser war ihr Leben lang eine Kämpfernatur: in der SPÖ-Alsergrund, als Gewerkschafterin in den knallharten ÖGB-Gremien, in der Ärztekammer, als Ärztevertreterin im Hanusch-Krankenhaus.
Gewerkschaft. Den Kampf für die Menschen hatte sie auf ihre Fahne geschrieben. Nach dem Studium begann Oberhauser als Personalvertreterin in der Gewerkschaft der Gemeindebediensteten. Im männlich dominierten ÖGB schaffte sie es „on top“: Als erste Ärztin wurde sie stellvertretende Bundesvorsitzende.
Regierung. 2014 holte Werner Faymann die Mutter zweier erwachsener Töchter – Sophie (29) und Franziska (24) – und seit dem Vorjahr auch Großmutter als Gesundheitsministerin in die Regierung. Auch als Ministerin musste Oberhauser kämpfen. Gegen untergriffig vorgetragene Vorurteile – in Anspielung auf ihr Gewicht wurde ihr unterstellt, dass sie keine fähige Gesundheitsministerin abgeben könne.
Am Tag des Opernballs ging ihre Sonne unter
Disziplin. Das ließ sie sich nicht gefallen. Mit einer Schrittzähler-App legte sie bei Ausflügen mit Hund „Felix“ im Lainzer Tiergarten täglich mehr als 10.000 Schritte zurück. Ihr wienerisches Mundwerk half ihr, Anfeindungen zu kontern.
Krebs. Im März 2015 teilte Oberhauser, mit einem Arzt des Donauspitals verheiratet, mit, dass sie an Unterleibskrebs leide. Ihr Zustand besserte sich temporär. Im Juli 2016 musste sie zur „nächsten Runde“ der Chemotherapie – ihr unkomplizierter Umgang mit der schweren Krankheit trug ihr neuerlichen Respekt ein.
Kult-Postings. Ihren Kampf gegen den Krebs machte sie öffentlich. Immer gut gelaunt, postete sie auf Facebook den täglichen Wetterbericht – diese Posts wurden nachgerade Kult – und freute sich über die vielen Genesungswünsche. Selbst in den schwersten Stunden – als andere die Hoffnung auf Heilung schon aufgegeben hätten – versuchte sie, die Sorgen der Menschen per Facebook zu lindern. Ihrem Minister-Job kam sie, wann immer und so gut es ging, nach – teilweise im Liegen.
Schock. Wer bei der Angelobung von Van der Bellen die tapfere Ministerin sah, war geschockt. Aus der robusten Kämpferin war eine filigrane Gestalt geworden. Noch einmal versprühte sie gute Laune – bei ihrem letzten öffentlichen Auftritt. Dann musste Oberhauser wegen einer Bauchfellentzündung erneut ins Spital. 2.000 Fans nahmen Anteil und schickten ihr Facebook-Wetterberichte. – Am Tag des Opernballs ging ihre Sonne unter.