Info-Chef schlägt zurück
Oberhauser: "Ich bin kein Abkassierer"
06.11.2010ORF-Chef Wrabetz bleibt hart und will Oberhauser abwählen lassen.
Als Rambo ist er schon lange bekannt. Als unbequemer, aber brillanter Interviewer sowieso. „Elmo, der Bär“ nennen ihn viele. Elmar Oberhausers ruppige Art verschreckte sogar selbstbewusste Politiker und Sportler.
Dieses Mal dürfte der 63-jährige ORF-Informationsdirektor den harten Kerl wohl zu stark markiert haben. Dem Chef (ORF-Generaldirektor Alexander Wrabetz) in einem E-Mail zu unterstellen, er ließe sich ORF-Personalentscheidungen von der „SP-Zentrale“ vorschreiben, macht keinen schlanken Fuß. Donnerstag schickte Wrabetz den ORF-Stiftungsräten den Abwahlantrag gegen Oberhauser. Ein einmaliger Vorgang in der ORF-Geschichte. Am 11. November soll das 35-köpfige Gremium darüber abstimmen. Es ist nur zufällig Faschingsbeginn.
Neue Härte
Wrabetz, sonst für seine „Gutmütigkeit“ kritisiert, verteidigt seine neue Härte: „Oberhauser hat die Grenze überschritten.“ Derzeit pokern beide Seiten um Geld und Ehre: Oberhauser fordert die penible Einhaltung seiner Verträge.
Dass ÖSTERREICH seine beachtlichen Ansprüche (337.000 Euro Cash, 140.000 Euro Pension im Jahr) auflistete, will der Info-Chef nicht auf sich sitzen lassen: „Ich bin kein Abkassierer“, sagt er zu ÖSTERREICH. Interview will (darf) er keines geben. Aber so viel: Er habe „immer für die politische Unabhängigkeit des ORF gekämpft“.
Und die insgesamt 2 Millionen Euro, um die er nun kämpft? Oberhauser sagt, dass ihm „das nach fast 40 Jahren Arbeit für den ORF“ zustehe. Und viele Arbeitsrechtler geben ihm recht. Eine Mehrheit für seine Abwahl ist dennoch fix.
Wütend
Oberhauser ist enttäuscht und wütend, hat sich aus dem offiziellen Leben zurückgezogen. Nicht einmal an der Gala „Nacht des Sports“ am Mittwoch nahm er teil.
Sorgen muss man sich um ihn freilich dennoch nicht machen. „Sicher, das nimmt ihn alles mit, weil er seinen Job gerne gemacht hat, aber er ist ein Stehaufmann“, sagt ein Freund. Und seine Vertrauten, Niki Lauda, Do & Co-Boss Attila Dogudan, Ex-ORF-Stiftungsrat Karl Krammer, werden ihm weiter die Treue halten.
Es ist freilich auch nicht das erste Mal, dass Oberhauser stürzt. Bereits Ex-Generalintendant Gerhard Zeiler „lobte“ den harten und berühmten Interviewer Mitte der 1990er-Jahre von der Information in den Sport – angeblich weil Oberhauser den „Roten“ ein Dorn im Auge war.
"Mister Grobian"
Beim Publikum kam Oberhausers Nachbohren – „Sie haben meine Frage nicht beantwortet“ – hingegen gut an. Mit Jörg Haider etwa lieferte sich der gebürtige Vorarlberger, der seit 1971 für den ORF arbeitet, harte Duelle. Und doch war es der Ex-FP-Chef, der „Mister Grobian“ wieder zurück in die TV-Information katapultierte: 2006 wollte Haider ORF-Chefin Monika Lindner ablösen und brachte Oberhauser als neuen Generaldirektor ins Spiel. Mit den Grünen war freilich „nur“ Alexander Wrabetz machbar. Aber Oberhauser stieg immerhin zum ORF-Infodirektor auf.
„So viel Unabhängigkeit wie in dieser Zeit hatten wir noch nie“, rechnen ihm Info-Redakteure heute an. Nur „seine Art, mit manchen gar nicht zu reden, präpotent zu sein, ist halt sehr unbeliebt“.
Spätestens am 11. November wird die schillernde ORF-Karriere des zweifachen Vaters enden – 40 Jahre mit viel Licht, aber auch Schatten. Aber wie sagt er es selbst: „Einen Oberhauser bringt keiner um. Ich bin ein Kämpfer.“
ÖSTERREICH: Sie haben am Donnerstag den Abwahlantrag gegen Infodirektor Oberhauser an die Stiftungsräte geschickt. Gab es keinen anderen Weg? Alexander Wrabetz: In einem Unternehmen – noch dazu in einem so großen und wichtigen wie dem ORF – muss es ein Mindestmaß an vertrauensvoller Zusammenarbeit in einer Geschäftsführung geben. Das war durch mehrere Aktionen nicht mehr da. ÖSTERREICH: Sie sagen „mehrere Aktionen“. Gab es denn mehr als das E-Mail Oberhausers? Wrabetz: Ich möchte jetzt nicht auf einzelne Punkte eingehen. Aber es hat in den vergangenen Monaten eben verschiedene Aktivitäten gegeben, die zu einer angespannten Situation geführt haben. Durch das E-Mail wurde dann die Grenze überschritten. ÖSTERREICH: Oberhauser ist seit 40 Jahren im ORF … Wrabetz: Ich bedaure es auch, dass es so weit kommt. Aber Sie müssen verstehen, dass ich die Verantwortung für das größte Medienunternehmen des Landes habe, dass ich Verantwortung für Tausende Mitarbeiter habe. Und wir haben zwar wieder eine sehr erfreuliche finanzielle Entwicklung, aber einen sehr harten Wettbewerb. Da kann ich es nicht zulassen, dass ein Direktor wie Oberhauser eine öffentliche Diskussion provoziert, die dem Image des Unternehmens schaden kann. ÖSTERREICH: Darf man denn im ORF keine unterschiedlichen Meinungen haben? Er wollte einen anderen Chefredakteur als Sie … Wrabetz: Natürlich kann es immer wieder inhaltliche Differenzen geben. Das ist ja nicht das Problem. Nur, das muss intern besprochen und gelöst werden. Er hat eine öffentliche Diskussion vom Zaun gebrochen. ÖSTERREICH: Wird es am 11. November zur Abwahl Oberhausers kommen? Oder werden Sie sich einvernehmlich trennen? Wrabetz: Eine gütliche Einigung kennt Grenzen. Ich habe finanzielle Rahmenbedingungen, auf die ich achten muss. Mehr kann ich nicht dazu sagen. ÖSTERREICH: Geht es um eine Machtdemonstration? Wrabetz: Überhaupt nicht. Das ist von mir aus sicher kein Pfauenkampf. Jeder, der mich kennt, weiß, dass ich konsensorientiert bin. Das wurde mir ja auch oft genug vorgeworfen. Aber Entscheidungen, die diskutiert und getroffen wurden, müssen respektiert werden. Und dürfen nicht nachher vernadert werden, so wie es Elmar Oberhauser gemacht hat. ÖSTERREICH: Stiftungsratschefin Kulovits-Rupp will die ORF-Geschäftsführungswahl auf März vorverlegen. Wollen Sie das auch? Wrabetz: Wenn es im Stiftungsrat einen breiten Konsens über die organisatorischen und gesetzlichen Rahmenbedingungen gibt, wäre das sicher eine Überlegung wert. ÖSTERREICH: Sie müssten das doch aktiv anstreben. Oder wollen Sie Wahlkampf bis August im ORF? Wrabetz: Es gibt bereits einiges Wahlkampfgetöse. Da wäre eine Abkürzung des Wahlkampfs durch eine frühere Wahl der Geschäftsführung sicher sinnvoll. Interview: Isabelle Daniel |