Bummelzüge unterwegs
"ÖBB langsam wie in den 50ern"
31.07.2009
Die Grünen kritisieren die künftigen Fahrpläne: Sie sollen für Pendler längere Fahrzeiten bringen.
Im Kreuzfeuer der Kritik steht weiterhin der Regionalverkehr der ÖBB. Die Grüne Verkehrssprecherin Gabriela Moser kritisiert vor allem den vorgesehenen neuen Fahrplan, der für Pendler massive Wartezeiten und längere Reisedauern bringen soll. "Da fallen wir zurück in die Fahrzeiten Ende der 50er", so Moser. Besonders schlimm sei das angesichts der im Juli um fünf Prozent erhöhten Fahrpreise.
87 Minuten Wien - St. Pölten
Statt einer Stunde sollen
Regionalzüge für die Strecke Wien-St. Pölten - wie zuletzt in den 50er
Jahren - künftig 87 Minuten benötigen, ärgert sich Moser. Um dem Fernverkehr
Vorrang zu geben, müssten die Garnituren bis zu zehn Minuten Wartezeiten in
Stationen einlegen. Das zweite Problem seien fehlende Investitionen bei der
Renovierung. "Es geht darum, Neubauten zu finanzieren und bei der
Instandhaltung wird gespart", bemängelt die Grüne.
Bummelzüge unterwegs
Verursacht würden durch diese
Bau-Strategie viele Langsamfahrstellen auf Regionalstrecken und somit
Verspätungen. "Das lässt sich belegen seitenweise, buchweise", so Moser. Bei
30 Kilometern zwischen dem Wiener Westbahnhof und Hutten bei Kirchstetten
(Bezirk St. Pölten) gebe es 16 Langsamfahrstellen, die teilweise seit 2006
existieren und Pendler täglich bis zu zehn Minuten kosten würden, so Moser,
der auch das Schritttempo zwischen Grein und der Wachau auf der
Mühlkreisbahn oder der Strecke im Ennstal ein Dorn im Auge ist.
Aber teurere Tickets
"Und dafür zahlen Sie jetzt fünf Prozent
mehr", kritisierte Moser angesichts der Verspätungen die im Juli angehobenen
Fahrpreise. Sie will daher justiziell prüfen, inwiefern Fahrgäste Ansprüche
auf Rückzahlungen geltend machen können. Für die Situation macht sie auch
die Reform unter der schwarz-blauen Regierung verantwortlich: Die ÖBB
entspreche immer mehr einem Baukonzern mit den Unterkategorien Transport und
Personenverkehr.
Keine Auskünfte oder Anzeigen
Notwendig seien mehr Mittel
für die Instandhaltung und eine verbesserte Infopolitik, fordert Moser. Bei
Fahrplanänderungen gebe es oft unzureichende Auskünfte und Anzeigen für
Passagiere. Die Bahn müsse pünktlicher werden und Anbindungen zum Busverkehr
verbessern. Das Problem habe die ÖBB laut einem internen Schreiben bereits
selbst erkannt. Dort ist laut Moser von Pünktlichkeit als Frage der Ehre die
Rede. "Jede vierte Fernverkehrszug ist erheblich zu spät!", soll der
Vorstand darin bemängeln und klare Verbesserungen fordern.
Süßenbrunn mangelhaft geregelt
Unzufrieden ist die
Grüne Politikerin auch mit der Reparatur des Blitz-Schadens im Stellwerk
Süßenbrunn in Wien-Donaustadt, der zuletzt im S-Bahn-Verkehr im Osten Wiens
für erhebliche Verzögerungen sorgte. Statt selbst einen Experten-Pool zu
bilden und die drei ausgefallenen Geräte zu ersetzen habe man eine externe
Firma hinzugezogen, die nun das gesamte Werk neu baue, so Moser. Zudem
wurden vorübergehend 60 Verbindungen gestrichen, von denen manche vermutlich
ganz abgesetzt würden.