OECD-Studie
Lehrer: Viel Geld für wenig Arbeit
13.09.2011
Eine neue OECD-Studie stellt Österreich ein schlechtes Zeugnis aus.
Kein gutes Zeugnis stellt die Organisation für Wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung (OECD) der österreichischen Bildungspolitik aus. Die am Dienstag veröffentlichte Studie "Bildung auf einen Blick" sieht Österreich bei den Bildungsausgaben unter dem OECD-Schnitt. Besonders alarmierend: Österreich ist eines von wenigen Ländern, wo die Aufwendungen für Bildung seit 1995 im Vergleich zum Bruttoinlandsprodukt gesunken sind. Daraus zieht die OECD den wenig schmeichelhaften Schluss: Bildung genießt für die heimische Politik keine Priorität.
Österreichs Lehrer: Bei Einkommen top, bei der Arbeitszeit flop
Keine guten Noten bekommen die heimischen Lehrer von der OECD: In der Hauptschule und der AHS-Unterstufe stehen sie um 100 Stunden pro Jahr weniger in der Klasse als ihre Kollegen im OECD-Durchschnitt (607 zu 701 Stunden/Jahr). Auch Oberstufen-Professoren kommen auf deutlich weniger Unterrichtsstunden: Im OECD-Schnitt unterrichten die Lehrer in der sogenannten Sekundarstufe II 656 Stunden pro Jahr, in Österreich sind es nur 589. Nur die heimischen Volksschullehrer kommen mit 779 Stunden pro Jahr auf die selbe Stundenanzahl wie ihre Kollegen in den OECD-Ländern
Während Österreichs Lehrer bei der Zahl der unterrichteten Stunden also deutlich hinter dem OECD-Schnitt zurückbleiben liegen sie beim Einkommen klar im Spitzenfeld: So beträgt das Höchstgehalt eines österreichischen Volksschullehrers 61.390 Dollar, jenes eines Hauptschullehrers 63.781 Dollar im Jahr. Diese Werte liegen deutlich über dem OECD-Schnitt von 48.154 bzw. 51.317 Dollar im Jahr.
Niedrige Akademikerquote, hoher Lebensstandard für Uni-Absolventen
Weit hinter dem OECD-Schnitt bleibt Österreich bei der Anzahl der Akademiker: Hierzulande haben 19 Prozent der Bevölkerung einen Uni-Abschluss, in der OECD sind es durchschnittlich 30 Prozent. Noch weniger Akademiker gibt es nur in der Türkei (13 %), Portugal und Italien (je 15 %) sowie Tschechien, die Slowakei und Mexiko je 16 %).
Wer es in Österreich jedoch bis zu einem Uni-Titel schafft, der lebt in Österreich so gut wie in kaum einem anderen Land der Welt: Laut der OECD-Studie "Bildung auf einen Blick" zählt Österreich zu jenen drei Ländern mit dem höchsten Einkommen für Akademiker: Mit 43.162 Dollar (kaufkraftbereinigt) liegen heimische Uni-Absolventen klar über dem OECD-Schnitt von 31.836 Dollar. Nur in Luxemburg (56.564 $) und in den USA (51.793 $) verdienen Akademiker noch mehr.
Negativer Ausblick: Österreich fällt weiter zurück
Trotz einer zuletzt gestiegenen Zahl von Hochschulabschlüssen wird Österreich im internationalen Vergleich weiter zurückfallen, prophezeit die OECD in ihrer aktuellen Studie. Während es generell in OECD-Staaten einen "dynamischeren Ausbau der höheren Bildung gegeben hat", herrscht in Österreich im Bereich der Spitzenqualifikation "noch Nachholbedarf", so OECD-Bildungsexperte Andreas Schleicher im Gespräch mit der APA.
Österreich habe bei der Zahl der Hochschulabschlüsse zwar aufgeholt, ausreichen werde das aber nicht, um mit anderen OECD-Ländern mitzuhalten, so Schleicher. Es sei "eine Kurve zu positiver Veränderung" erkennbar, setzen sich die aktuellen Abschlussquoten der 25- bis 34-Jährigen jedoch in diesem Maße fort, werde Österreich "noch weiter hinter andere OECD-Länder zurückfallen".