An neue Regierung
ÖGB fordert Rücknahme der Steuerreform 2005
21.10.2008
Der Gewerkschaftsbund möchte die Maßnahmen rückgängig machen, die keinen Beschäftigungseffekt gebracht haben.
Begründet wird dies damit, dass die Gruppenbesteuerung, der Halbsatz für nicht entnommene Gewinne oder die Senkung der Körperschaftssteuer keinen Beschäftigungseffekt hätten. Diese Maßnahmen seien daher rückgängig zu machen.
"Förderungen müssen Arbeitsplätze vermehren"
"Bei
den Unternehmen sind Investitionsförderungen nur dann sinnvoll, wenn sie das
Ziel haben, Arbeitsplätze in Österreich zu vermehren." Zu den
dringlichsten Forderungen des ÖGB an die neue Regierung, die nach einem
Vorstand am Dienstag präsentiert wurden, gehört ein Konjunkturpaket und eine
Senkung der Lohnsteuer.
Steuerreformteile vorziehen
Teile oder die gesamte Steuerreform
(je nach dem wie das technisch möglich sei) müssten schon 2009 wirksam
werden, fordert der ÖGB. Angesichts der besorgniserregenden Entwicklungen im
Zuge der Finanzkrise sei ein Konjunkturpaket besonders dringend, sagte
ÖGB-Präsident Rudolf Hundstorfer nach dem Vorstand. Dazu sei es auch
unbedingt notwendig, die Maastrichtkriterien aufzumachen.
Die Präsenz eines Gewerkschafters in der nächsten Regierung ist dem Präsidenten nicht so wichtig. Der ÖGB habe keine Erbpacht, so Hundstorfer. Ob die Gewerkschaft in der Regierung sitze, sei nicht das Thema. Freilich hätte der ÖGB genügend qualifizierte Kollegen. "Das hat nie gestört", so Hundstorfer zu einem möglichen Ministerposten für einen Gewerkschafter.
Niedrigere Lohnsteuer
Weiters wünscht sich der ÖGB eine Senkung
der Lohnsteuertarife. Das Entlastungsvolumen soll mindestens 3,5 Milliarden
Euro betragen. Ebenso verlangt der Gewerkschaftsbund von der neuen
Regierung, die Übergangsfristen für den Zugang für Menschen aus den neuen
EU-Ländern bis 2011 auszuschöpfen, dass Schwerarbeit bei der Berechnung der
Höhe von Berufsunfähigkeits-und Invaliditätspension berücksichtigt wird und
die "überzogenen Abschläge bei manchen Pensionsformen"
überdacht werden. Ebenfalls auf der Wunschliste des ÖGB: die Entschuldung
der Krankenkassen.
Steuertarif valorisieren
Der ÖGB fordert konkret eine Anhebung
von Verkehrsabsetzbetrag und Arbeitnehmerabsetzbetrag, einen Steuerbonus von
450 Euro pro Jahr für Menschen mit besonders geringem Einkommen und eine
jährliche Valorisierung des Tarifs, die die negativen Effekte der "kalten
Progression" ausschalten soll. Zusätzlich sei eine Wertanpassung lange
nicht erhöhter Betragsgrenzen im Steuerrecht erforderlich (Stichwort "Zulagen").
Vermögenszuwachssteuer
Das Kilometergeld soll auf 45 Cent
angehoben werden. Außerdem soll eine Vermögenszuwachssteuer und die
Besteuerung von internationalen Kapitaltransfers eingeführt werden. In der
EU-Frage wünscht sich der ÖGB, dass Österreichs Positionen in Brüssel besser
als bisher vertreten werden.
Wirtschaft wettert
Von Wirtschaftsseite erntet der ÖGB heftige
Kritik. Wirtschaftskammer-Vizegeneralsekretär Reinhold Mitterlehner sieht in
den Forderungen einen "steuerpolitischen Anschlag auf den
Wirtschaftsstandort". Die "Retropolitik" würde seiner Ansicht nach zu
Firmenabwanderungen und mehr Arbeitslosen führen.
Industrie schimpft
Der Präsident der Industriellenvereinigung,
Veit Sorger, spricht gar von einer "gefährlichen Drohung für den Standort".
Wenn der neue Weg tatsächlich in diese Richtung gehe, "dann gute Nacht".
"Anscheinend sind die Damen und Herren im ÖGB von aller ökonomischen
Vernunft verlassen", so Sorger. Die Steuerreform 2005 habe das
Steueraufkommen und die Beschäftigungslage in Österreich verbessert.