Politik und Prominenz fordern neue harte Regeln für das Qualmer-Paradies Österreich.
Der tragische Tod des News-Aufdeckerjournalisten Kurt Kuch erschüttert das Raucherland Österreich. Im April hatte der Kettenraucher Kuch die Diagnose Lungenkrebs gestellt bekommen. Er machte seine Krankheit öffentlich, kämpfte monatelang dagegen an. Und gegen das Rauchen in Österreich.
Der traurige Anlass entfacht nun die Debatte um das Rauchverbot in Lokalen – bisher eine „österreichische“ halbe Lösung – neu. Parteiübergreifend gibt es Bewegung in Richtung eines generellen Rauchverbotes.
Immer mehr pochen auf strenges Rauchergesetz
Während die Wirtschaftskammer im Interesse der Wirte bremst, machen sich jetzt auch Außenminister Sebastian Kurz (ÖVP) und Nationalratspräsidentin Doris Bures (SPÖ) für strengere Richtlinien stark.
Sie sind in guter Gesellschaft: Dutzende Prominente unterstützen schon die Anti-Rauch-Bewegung dontsmoke.at, in der sich auch Kurt Kuch engagiert hatte. Über 16.000 Österreicher sind schon Unterstützer. Die Initiative zeigt Wirkung. „Dank Kurt Kuch und dem Öffentlichmachen seiner Krankheit bin ich seit zwei Monaten rauchfrei (nach 17 Jahren Nikotin). Nichts lässt mich mehr schwach werden. Danke“, schreibt ein Ex-Raucher auf der Internet-Plattform.
"Österreich wird der Aschenbecher Europas"
Es ist Zeit zu handeln. Rauchen tötet jährlich 14.000 Österreicher – in etwa die Einwohnerzahl von Eisenstadt. Studien alarmieren schon lange. Nirgendwo in Europa greifen so viele Jugendliche derart früh zur „Tschick“. „Österreich scheint der Aschenbecher Europas zu werden“, fasste der Wiener Mediziner Manfred Neuberger die Situation in drastische Worte. Die Europäische Krebsliga bestätigte das zuletzt, sieht Österreich europaweit als Schlusslicht in Sachen Nichtraucherschutz.
Bures: "Für ein freieres Leben"
ÖSTERREICH: Haben Sie geraucht?
Doris Bures: Ich habe als Jugendliche zu rauchen begonnen und am Schluss zwei Packerl am Tag geraucht. Ich habe nur unterbrochen, als ich schwanger wurde, später aber wieder angefangen.
ÖSTERREICH: Haben Sie ganz aufgehört?
Bures: Ja, als ich im Jahr 2000 Bundesgeschäftsführerin der SPÖ wurde, habe ich das Rauchen von einem Tag auf den anderen ganz aufgegeben. Ich wusste, dass das ein sehr fordernder Job werden würde, und da riet mir meine Vernunft sehr eindringlich, das Rauchen aufzugeben.
ÖSTERREICH: Ging das leicht?
Bures: Es fiel mir leichter als die vorangegangenen Versuche, das Rauchen zu kontrollieren bzw. die Zahl der Zigaretten zu limitieren. Aber ich hatte noch einige Zeit in der Nacht Träume, in denen ich wieder geraucht habe. Und ich war immer sehr erleichtert, wenn mir nach dem Erwachen klar wurde, dass das nur ein böser Traum war.
ÖSTERREICH: Sie unterstützen „Don’t smoke“ …
Bures: Diese Kampagne unterstütze ich gerne, weil ich auch anderen Nikotinabhängigen Mut zu einem gesünderen und freieren Leben ohne Rauch machen möchte.
Außenminister Kurz findet in ÖSTERREICH Kampagne „sehr sinnvoll“. "Jeder trägt die Verantwortung für sich selbst, aber er soll sich der Gefahren für seine eigene Gesundheit – und auch für die Gesundheit anderer – bewusst sein. Dazu braucht es Information, und dafür ist diese Kampagne ,Don’t smoke‘ sinnvoll.“ Und weiter: „,Don’t smoke‘ leistet einen wesentlichen Beitrag für die Bewusstseinsbildung für einen möglichst gesunden Lebensstil in Österreich. Als Nichtraucher unterstütze ich diese Kampagne sehr gerne.“
Bilanz
14.000 Österreicher sterben jedes Jahr an den Folgen des Rauchens, alle 38 Minuten einer. Neben Krebs löst der Qualm insbesondere schwere Herz-Kreislauf-Krankheiten aus.
Auch Passivrauch ist ein Killer, tötet drei Menschen täglich. „Es ist, als würde jeden Tag ein kleines Flugzeug abstürzen“, gibt Krebs-Experte und „Don’t Smoke“-Initiator, Hellmut Samonigg zu bedenken.
(küe, hir)