Der FPÖ-Spitzenkandidat für die EU-Wahl Andreas Mölzer wendet sich außerdem gegen einen Türkei-Beitritt und gegen einen Austritt Österreichs aus der Union.
Als EU-kritischer Europa-Enthusiast hat sich Andreas Mölzer, Spitzenkandidat der FPÖ bei der EU-Wahl, am Sonntag in der ORF-"Pressestunde" positioniert. Er trat einmal mehr dafür ein, dass Österreich seine Nettobeiträge an die EU halbieren sollte, unterstrich die Ablehnung der FPÖ eines möglichen EU-Beitritts der Türkei und wandte sich gegen die Idee eines EU-Austritts Österreichs. Generell attestierte der dem EU-Parlament wenig Durchsetzungskraft.
Parlament zahnlos
"Wir wissen doch, dass das europäische
Parlament insgesamt viel zu wenig zu bestimmen hat, weil es kein volles
legislatives Instrument ist", so Mölzer. Auch die österreichischen
EU-Parlamentarier hätten in der Folge "verdammt wenig zu bestimmen". Und als
"fraktionsloser Einzelkämpfer" könne Mölzer selbst in den Ausschüssen "so
gut wie nichts bewirken". Warum er dann überhaupt im EU-Parlament sitzt und
wieder dorthin will? Vernetzung, Information der "Leute zu Hause" und das
Darlegen der eigenen Position sieht er als seine Aufgabe. Zudem verwies er
auf Verhandlungen mit der rechten Fraktion Union für das Europa der Nationen.
Beiträge halbieren
Angesichts der Wirtschaftskrise solle
Österreich die Beiträge an die EU "so weit zurückfahren, dass man von einer
Halbierung sprechen kann", so Mölzers Forderung. Zudem tritt er dafür ein,
"große Förderbereiche wie die Landwirtschaft wieder zu renationalisieren".
Beim Vertrag von Lissabon sei zwar "nicht alles schlecht", konzediert er,
die "relative Stärkung des EU-Parlaments" etwa. Aber in vielen Punkten
bringe der Vertrag "scheinbar Verbesserungen, aber faktisch Nachteile".
Mölzer warnte in diesem Zusammenhang vor der fortschreitenden
"Militarisierung" der EU. Auch mit Ausnahmen für neutrale Mitglieder würde
eine Beistandspflicht eine Gefahr für die "ohnedies schon ausgehöhlte"
Neutralität bedeuten.
Kein Austritt - Keine Türkei
Mölzer will antreten, die EU zu
"reformieren", die sich seiner Ansicht nach zu "zentralistisch und damit
nivellierend, auch was das Kulturelle betrifft, die Sprache, die Kultur der
Völker", entwickelt. "Ein Europa, das föderalistisch ist, kann trotzdem nach
außen hin stark sein." Einen Austritt Österreichs aus der EU wünscht er
nicht: "Wir sind nicht die Schweiz, wir sind viel schwächer." Keinesfalls
kann er sich einen EU-Beitritt der Türkei vorstellen, kaum jenen Albaniens.
"Weiße Flecken" in Südosteuropa, zumal Kroatien und Serbien, sollte die EU
aber noch aufnehmen.
Orange sind Rechtsopportunisten
Mit Aussagen über seinen früheren
Weggefährten und jetzigen Konkurrenten, den BZÖ-Spitzenkandidaten Ewald
Stadler, hielt sich Mölzer zurück. "Ich will keinen Bassenakrieg mit
ehemaligen Freunden", sagte er. Das BZÖ bezeichnete er als eine Gruppe von
"Rechtsopportunisten". Er selbst werde aber "kein Duell führen", und zwar
weder mit Stadler noch mit Hans-Peter Martin.
"Nicht mein Weltbild"
Angesprochen auf Kritik an einem
Link auf der Homepage der von ihm herausgegebenen Zeitschrift "Zur Zeit" zu
einem Online-Shop, wo es unter anderem Lieder der Waffen-SS auf CD zu
erstehen gibt, hielt Mölzer fest: "Das ist nicht mein Weltbild." Ähnlich
kommentierte er die im aktuellen "profil" zitierte Passage aus der
Zeitschrift, in der "Angehörigen des jüdischen Volks" die Schuld an der
Wirtschaftskrise zugeschrieben wurde. "Das ist dort gestanden", bestätigte
er, aber er habe sich darüber auch "aufgeregt". Allerdings sei er "nicht der
Zensor dieser Zeitung".