Nach Rebellen-Beschuss
Österreich zieht Golan-Soldaten ab
06.06.2013
380 Blauhelme werden ausgeflogen n Kanzler und Vize: „Risiko zu hoch“.
Donnerstag um 11 Uhr fiel die Entscheidung: Nachdem der Krisenstab des Verteidigungsministeriums die dringende Empfehlung „Abzug vom Golan“ gab, einigten sich SPÖ-Kanzler Werner Faymann und ÖVP-Vizekanzler Michael Spindelegger umgehend.
Die 380 heimischen Blauhelme, die derzeit noch in der Pufferzone zwischen Syrien und Israel am Golan stationiert sind, werden alle abgezogen.
Erstmals Angriffe mit Panzern gegen Blauhelme
In den Stunden davor war es in unmittelbarer Nähe zum Grenzposten Kuneitra – dort sind die Österreicher stationiert – zu schweren Gefechten auch gegen die UNO gekommen. Die Rebellen griffen mit Panzern und Granaten das UNO-Gate in der entmilitarisierten Zone an. Das israelische Militär schleuste immer wieder verletzte Syrer nach Israel. Die Austro-Blauhelme wurden in Bunker gebracht.
„Eine unkontrollierte und unmittelbare Gefährdung der österreichischen Soldaten ist auf ein inakzeptables Maß angestiegen“, so Kanzler und Vize.
Wenig Freude mit dem Abzug hat die UNO: Der Einsatz verliere damit sein „Rückgrat“, erklärt eine Sprecherin. Spindelegger informierte UNO-General Ban Ki-moon in einem Telefonat persönlich. Der Abzug wird seit zwei Wochen – seit das Waffenembargo für Syrien fiel – vorbereitet. Spätestens am 11. Juni werden die Österreicher nach Israel gebracht.
»Die Golan-Mission hatte keinen Sinn mehr«
ÖSTERREICH: Sie haben Kanzler und Vize gebeten, die UNO-Mission am Golan zu beenden. Warum jetzt doch?
Gerald Klug: Ich hatte immer gesagt, dass mir die Sicherheit meiner Soldaten am wichtigsten ist. Die Lage hat sich nun massiv verschlechtert und war nicht mehr beherrschbar.
ÖSTERREICH: Aber sind Profisoldaten nicht zwangsläufig Gefahr ausgesetzt. Ist es da nicht ungewöhnlich, zu gehen?
Klug: Es ist völlig klar, dass Soldaten, die sich für Auslandseinsätze melden über das Gefahrenpotenzial Bescheid wissen und dieses auch tragen. Das habe ich auch in unzähligen Gesprächen mit Auslandssoldaten gesehen. Und daher war ich auch stets gegen einen überhasteten Abzug. Aber jetzt hat sich die Situation verändert.
ÖSTERREICH: Von wem ging die Gefahr für die heimischen Blauhelme aus? Wer hat sie in Syrien im Visier?
Klug: Beide Seiten im Syrien-Konflikt hatten die UNO-Soldaten im Visier. Das ist eine neue, negative Qualität. Und daher war der Abzug die einzige Möglichkeit.
ÖSTERREICH: Wird der Abzug nun an den vorgesehenen Rotationsterminen – 11 und 18. Juni – stattfinden? Und werden die Blauhelme via Israel heimgebracht?
Klug: Ja, diese zwei Termine sind vorgesehen. Falls sich die Lage verschlechtert, könnte es schneller gehen. Wir haben mit unseren israelischen Partnern geredet. Der Abzug wird über Israel gehen.