Bei der Steuerreform lehnt die ÖVP die SPÖ-Vorschläge zur Gänze ab, verhandelbar ist für sie nur die Spitzensteuer. Der rote Reformentwurf liegt demnächst vor.
Die ÖVP rückt vom Termin 2010 für die geplante Steuerreform nicht ab, ist aber zu inhaltlichen Verhandlungen mit dem Koalitionspartner bereit, "wenn die SPÖ so weit ist". Echte Verhandlungsbereitschaft lässt sich bei den Schwarzen aber nicht erkennen, nach wie vor werden Hauptanliegen der Sozialdemokraten kompromisslos abgelehnt.
100-Euro-Soforthilfe
Nicht gesprächsbereit ist die ÖVP z.B. in
Sachen 100-Euro-Einmalzahlung zur Inflationsabgeltung. Vielmehr beharrt
ÖVP-Generalsekretär Hannes Missethon auf dem eigenen Anti-Teuerungspaket,
das pro Durchschnittshaushalt eine Entlastung von 50 Euro pro Monat bringen
soll. ÖVP-Finanzsprecher Günter Stummvoll hält den Gusi-Hunderter gar für
nicht verhandelbaren "Holler".
Vorziehen der Steuerreform
Klar abgelehnt wird weiterhin auch
die Forderung der SPÖ, die Steuerreform auf 2009 vorzuverlegen. Laut
Stummvoll würde das das ganze Budget durcheinanderbringen. Einer
Erhöhung der Negativsteuer erteilen Stummvoll und Missethon auch eine klare
Absage. Die Sozialdemokraten wollen eine höhere Negativsteuer für die 45
Prozent der Österreicher, die so wenig verdienen, dass sie keine Steuer
zahlen.
Geheimniskrämerei
Konkrete Zahlen und Daten zu den
Steuerplänen der ÖVP nannten Missethon und Stummvoll am Dienstag erst wieder
nicht, weil es "unprofessionell wäre", dem Koalitionspartner
über die Presse Vorschläge zu machen. Sie bekräftigten nur die großteils
bereits bekannten Eckpunkte wie Familiensplitting und Fokus am Mittelstand.
Doch verhandelbar
In einem Punkt ist die Volkspartei
gesprächsbereit. Zur Entlastung der wachsenden Gruppe, die unter den
Spitzensteuersatz fallen, könne man verhandeln, ob der Höchststeuersatz
gesenkt oder die Einkommensgrenze angehoben wird.
SPÖ-Entwurf in Bälde
Bundeskanzler Alfred Gusenbauer
hat nun angekündigt, "in Bälde" ein fix und fertiges Verhandlungspapier zur
Steuerreform auf den Tisch zu legen. Die von den Roten eingerichtete
Steuerreform-Kommission ist dieser Tage mit der Bewertung aller
SPÖ-Vorschläge beschäftigt. Zur Koalitionsfrage wollte der Kanzler die
Steuersenkung aber nicht machen.
Bures auf Linie
Für die SPÖ ist diesmal Frauenministerin Doris
Bures ausgezogen, die Linie zu verteidigen. Sie pochte wieder auf ein
Vorziehen der Reform, den Gusi-Hunderter, die Anpassung der Familienbeihilfe
an die Inflation und die Absetzbarkeit von externen Kinderbetreuungskosten.
Die meisten Hauptprofiteure seien weiblich, wie Niedrigverdiener,
Alleinerzieher mit geringem Einkommen und Ausgleichszulagenbezieher bei den
Pensionisten. Eine klare Absage erteilte Bures wieder dem ÖVP-Wunsch
Familiensteuersplitting.