Die ÖVP will die Regierung unbedingt halten – sie ist auf Neuwahlen nicht vorbereitet.
Die ÖVP überrascht Kerns Neuwahl-Plan zum denkbar schlechtesten Zeitpunkt: Die Partei hat den Wechsel an der Spitze vor Weihnachten vorerst vertagt, weil sie „mit Sicherheit“ davon ausgegangen ist, dass die Regierung zumindest bis Herbst 2017 hält.
Führungslos
Zu allem Überdruss haben nun auch die Landes-Granden Pröll und Pühringer für April ihren Rücktritt angekündigt. Damit ist die Partei nicht nur in ihren wichtigsten zwei Bundesländern völlig gelähmt – sie ist auch in ihren Gremien weitgehend entscheidungsunfähig, weil Pröll und Pühringer nichts mehr entscheiden wollen.
Damit ist völlig offen, wer in der ÖVP die „Wachablöse“ von Mitterlehner durch Sebastian Kurz ansagen und durchziehen soll.
Der Wechsel an der ÖVP-Spitze müsste dramatisch schnell gehen: Die Partei hat nur den – durch die Semesterferien terminlich schwierigen – Monat Februar Zeit, um sich neu aufzustellen. Dafür braucht es aber mehrere Parteisitzungen und einen Extra-Parteitag, der in vier Wochen kaum zu organisieren ist. Hat die ÖVP aber bis Anfang März keine neue Spitze und vor allem keine professionelle Wahlkampf-Planung und -Buchung, ist die Wahl schon verloren.
Platz eins
Experten meinen, dass Sebastian Kurz zumindest drei Monate brauchen würde, um die ÖVP von ihrem derzeitigen Umfrage-Tief von nur 18 % auf die nötigen 30 % für Platz 1 zu führen.
Leicht möglich, dass Kurz auf dieses „Himmelfahrtskommando“ verzichtet, macht ihn die Partei nicht ganz schnell und ganz einstimmig mit allen Vollmachten zum „Chef“. Sollte sich Mitterlehner querlegen, wird er als Spitzenkandidat ins Debakel ziehen müssen.
Genau das ist Kerns Plan: Er rechnet damit, dass die ÖVP einen Wechsel zu Kurz bis März nicht schafft – und er dann seine beiden Lieblings-Gegner für die Neuwahl hätte: HC Strache (ohne Geld) und „Django“ Mitterlehner (ohne Chance).