ÖVP-Parteitag
Kurz mit 99,4 Prozent zum ÖVP-Chef wiedergewählt
28.08.2021Damit hat er das Ergebnis von 2017 übertroffen.
Wien. Sebastian Kurz ist beim ÖVP-Parteitag am Samstag in St. Pölten mit 99,4 Prozent als Obmann der Volkspartei bestätigt worden. Er bekam 533 von 536 abgegebene Stimmen. Der 35-Jährige hat damit das Ergebnis bei seinem ersten Antritt 2017 (98,7 Prozent) noch übertroffen. "Ich nehme die Wahl und möchte mich wirklich für diesen starken Rückhalt bedanken. Das gibt mir sehr viel Kraft", sagte Kurz nach der Ergebnisverkündung.
Bestes Ergebnis
Die 99,4 Prozent sind das beste Ergebnis , dass ein VP-Obmann jemals erhalten hat. Den Bestwert hielt bisher Kurz' direkter Vorgänger Reinhold Mitterlehner, der 2014 von 99,1 Prozent der Delegierten zum Parteichef gewählt wurde.
Zwei der drei Vizes von Kurz schafften gar die 100 Prozent, nämlich Oberösterreichs Landeshauptmann Thomas Stelzer und die steirische Wirtschaftslandesrätin Barbara Eibinger-Miedl. Die Bregenzer Stadträtin Veronika Marte wurde wie Kurz mit 99,4 Prozent zur Parteivize gekürt. Für Finanzreferent Andreas Ottenschläger gingen sich ebenfalls 100 Prozent aus.
Parteitag wie eine Show angelegt
Die ÖVP hat ihren Parteitag am Samstag wie eine Show angelegt. Nach dem umjubelten Einzug von Parteichef Sebastian Kurz mit seiner schwangeren Freundin Susanne Thier an der Hand flackerten zunächst Laser durch die Halle. Danach kam eine spezielle Version der österreichischen Hymne: In einem Video sangen unterschiedliche Menschen, von alt über jung, das Lied - der Ton wurde dabei nicht immer getroffen.
Der Showcharakter war nicht zuletzt der lauten Moderation von Peter L. Eppinger zu verdanken. Nach Angaben der ÖVP waren 1.500 Gäste und Delegierte nach Niederösterreich gekommen, darunter waren fast alle türkisen Regierungsmitglieder, Landeshauptleute, zahlreiche ehemalige ÖVP-Chefs und Landeshauptleute, Abgeordnete und viele andere Funktionäre.
Empfangen wurden sie von einer für die Türkisen eher unangenehmen Demonstration. Zahlreiche Bauernfamilien hatten am Beginn der Veranstaltung lautstark gegen den Bau der S34 Traisental-Schnellstraße protestiert und mit ihren rund 50 Traktoren lärmend auf ihr Anliegen aufmerksam gemacht. Der Protest ist besonders interessant, weil sich ÖVP-Chef und Kanzler Sebastian Kurz zuletzt für den Bau einiger umstrittener Straßenbauprojekte ausgesprochen hat.
"Weder die Straße, noch das Auto sind unsere Gegner, sondern unser Gegner muss die Emission sein", hatte Kurz zuletzt gemeint. Auch beim heutigen Parteitag betont die ÖVP in einem Leitantrag, dass sie auf Technologie statt "Auto-Feindlichkeit und Straßenstopp" setzt. Die demonstrierenden Bauern sehen das allerdings anders. Durch den Bau der S34 würde ihre Lebensgrundlage zerstört. 150 Hektar Boden und Wälder würden vernichtet und das Grundwasser gesenkt, sagten die Betroffenen im Gespräch mit der APA. "Der Kanzler sollte mehr in das Volk hineinhören", so ein Landwirt.
Kampfansage an die Opposition
ÖVP-Chef Sebastian Kurz hat in seiner Wahlrede am Parteitag keine Überraschungen gebracht. Thematisch bekräftigte er, was im Vorfeld bekannt war. Aufhorchen ließ er mit einer Kampfansage an die Opposition und seine Gegner. Er sei durch die harten Attacken und Angriffe sowie die Ermittlungen gegen seine Person "stärker und entschlossener" geworden: "Wir werden allen Gegenwind aushalten." Kritik kam von der FPÖ, die Kurz mit einem Sektenführer verglich.
Inhaltlich widmete er sich den aktuellen Top-Themen und formulierte fünf Bereiche, von denen er glaube, "dass sie für unser Land wirklich wichtig sind": Entlastung, Arbeit, Ökologisierung, Digitalisierung und Migration.
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