Krieg in Schwarz
ÖVP streitet über Koalition oder Opposition
15.10.2008
Die Steirer wollen am Parteitag über ein Ja zur Koalition abstimmen lassen. Die Landesgruppe ist für den Gang in die Opposition.
Mit 23 Ja- und vier Gegenstimmen sagte der ÖVP-Parteivorstand am Dienstagabend deutlich Ja zu Koalitionsverhandlungen. Wie allerdings erst am Mittwoch bekannt wurde, ging es während der Sitzung brutal zur Sache.
"Du bist ein schwacher Obmann“
Der steirische ÖVP-Chef
Hermann Schützenhöfer zog alle Register: Der Steirer steht extrem unter
Druck seiner Funktionäre, die fast geschlossen eine Koalition mit der SPÖ
ablehnen. Schützenhöfer kündigte dem neuen Parteichef einen Antrag der
Steirer-ÖVP am Parteitag auf Abhaltung einer Abstimmung über einen
Regierungseintritt an. Sitzungsteilnehmer berichten gar davon, dass
Schützenhöfer zu Pröll gesagt haben soll: „Ich dachte, du bist ein starker
Obmann, in Wahrheit bist zu schwach.“ Am Mittwoch beschloss eine
Obmännerkonferenz in Graz, den Antrag auf die Parteitagsabstimmung zu
stellen.
Freundschaftliche Debatte
Schützenhöfer sprach gegenüber
ÖSTERREICH von einer „direkten, aber freundschaftlichen Debatte“ im
Parteivorstand. Er sei der „einzige gewesen, der aufrecht in die Sitzung
hinein- und wieder hinausgegangen ist“. Ob er Pröll mit der
Parteitagsabstimmung nicht schwäche? Schützenhöfer zu ÖSTERREICH: „Nein, ich
stärke Josef Pröll ja sogar gegenüber der SPÖ.“ Die Abstimmung müsse ja
nicht am Wahlparteitag am 28. November stattfinden, sondern könnte bei einem
weiteren Sonderparteitag, etwa im November, abgehalten werden.
Neugebauer statt Amon
Der Aufstand, der neben Schützenhöfer auch
von Wirtschaftsminister Bartenstein, Landesrat Buchmann sowie dem
burgenländischen ÖVP-Chef Steindl getragen wurde, hatte Auswirkungen auf das
Verhandlungsteam: ÖAAB-General Werner Amon, ein Steirer, musste wegen des
Drucks zurückziehen, ÖAAB-Chef Neugebauer sprang ein.