Für den ORF-General Alexander Wrabetz könnte es eng werden: Die VP fordert seine Ablöse und würde einen SP-nahen Nachfolger akzeptieren.
Das ORF-Minus weitet sich aus – und auch sonst hat Alexander Wrabetz wenig zu lachen. Die ÖVP schießt sich auf den ORF-Generaldirektor ein, doch noch gefährlicher für ihn ist, dass hinter den Kulissen eifrig an seiner Ablöse gearbeitet wird. Konkret wurde der SPÖ am Rande der Koalitionsverhandlungen signalisiert, dass die Schwarzen sogar bereit wären, einen SP-nahen Nachfolger zu akzeptieren – doch Wrabetz müsse weg.
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Hans Mahr - Der Ex-RTL-Chefredakteur wird schon lange als Personalreserve gehandelt |
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Gerhard Zeiler - Er war von 1994 bis 1998 ORF-General, über seine Rückkehr wird spekuliert |
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Brigitte Wolf - Die Wiener ORF-Chefin ist ebenfalls im Gespräch als neue Generaldirektorin |
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Karl Amon - Der Fernseh-Chefredakteur gilt als heißer Kandidat für die Wrabetz-Nachfolge |
100 Millionen Minus
Als aktueller Anlass dienen der ÖVP die
katastrophalen ORF-Finanzen: So musste der ORF sein Finanzergebnis für 2008
erneut nach unten korrigieren: Statt der zuletzt angenommenen minus 60,5
Mio, € wird der ORF das Jahr mit einem negativen Ergebnis von knapp 100
Millionen abschließen. Grund dafür: Statt 40 Mio. e gibt es keine
Finanzerträge, die Werbeerträge liegen 20 Mio. e unter Plan und zehn
Millionen muss der ORF in seine Pensionskasse nachschießen.
SPÖ macht Wrabetz nicht die Mauer
Der neue starke Mann in
der ÖVP, Wirtschaftsbund-General Karlheinz Kopf, forderte ein neues
Finanzierungskonzept. Und Wissenschaftsminister Johannes Hahn spielte auf
Wrabetz’ Wahl vor zwei Jahren durch SPÖ-, FPÖ- BZÖ- und Grünen-nahe
Stiftungsräte an: „Die Regenbogenkoalition im ORF hat versagt.“ Interessant:
Ausgerechnet vor dem heutigen Sondersitzung des Stiftungsrat, bei dem auch
die Finanzen Thema sein werden, macht die SPÖ dem ORF-General nicht die
Mauer. im Gegenteil: SPÖ-Stiftungsrat Karl Krammer forderte gestern ein
Strukturpaket, um die Finanzkrise in den Griff zu kriegen.
Wenn die SPÖ tatsächlich dem Druck nachgibt, sind Wrabetz’ Tage gezählt. Der neue General könnte nach Antritt der neuen Regierung mit einer rot-schwarzen Mehrheit gewählt werden: Als Kandidaten gelten die Wiener Landesdirektorin Brigitte Wolf, TV-Chefredakteur Karl Amon und Ex-RTL-Chef Hans Mahr. Spekuliert wird sogar über eine Rückkehr von Ex-Generalintendant Gerhard Zeiler.