Debakel in Serie
Immer mehr Rote fordern Kurswechsel
28.09.2009
Die erschreckenden Wahlergebnisse in Oberösterreich und Vorarlberg rufen die Sozialdemokraten in Salzburg, der Steiermark, Vorarlberg und Kärnten auf den Plan.
Der Geschäftsführer der Vorarlberger SPÖ, Franz Lutz, spricht sich für eine Runderneuerung der Partei aus. "Wir müssen alle in uns gehen, unsere Dogmen hinterfragen", so Lutz am Montag. Um eine Überprüfung ihrer Inhalte werde die SPÖ nicht herumkommen. "Wir verkaufen nur rote Socken, gefragt sind aber offenbar bunte", so Lutz.
Sowohl bei den Landtagswahlen in Vorarlberg wie bei jenen in Oberösterreich haben die Sozialdemokraten historisch schlechte Ergebnisse eingefahren.
"Faymann ist der Richtige"
Keine Kritik übt Lutz an
Bundesparteichef Werner
Faymann. "Natürlich" sei er der Richtige, findet Lutz,
räumt aber gleichzeitig ein, "dass wir keinen anderen haben".
"Überschriften sind zu wenig"
Auch der Kärntner
SPÖ-Chef Reinhart Rohr fordert ein klareres Formulieren der
sozialdemokratischen Sichtweise. "Überschriften sind zu wenig. Die
Menschen glauben allem Anschein nicht, dass wir diese auch umsetzen",
so Rohr. Von personellen Änderungen hält der Landes-SPÖ-Chef ebenfalls
nichts. "Das ist immer ein erster Reflex und ändert gar nichts",
glaubt er. Die SPÖ müsse nun nachdenken, wie sie sich in der Koalition
besser positioniere. Die Wähler hätten derzeit den Eindruck, dass die ÖVP
überzeugender agiere.
Wechsel hat "keinen Sinn"
Der Tiroler SPÖ-Chef, Hannes
Gschwentner, spricht sich genauso gegen einen Personalwechsel auf
Bundesebene aus. "Es macht keinen Sinn", alle drei Monate einen
neuen Spitzenkandidaten zu wählen, so Gschwentner. Er findet aber sehr wohl,
dass "selbstverständlich" auch die Bundespolitik eine Rolle
gespielt habe. Die Regierungsparteien sollten sich aber nicht gegenseitig
ausspielen lassen.
Mehr Geld für Arbeitslose
Der steirische
SPÖ-Landeshauptmann Franz Voves hat gleich eine konkrete Empfehlung für die
Bundespartei im Gepäck. Er verlangt weiterhin eine Erhöhung der
Nettoersatzrate beim Arbeitslosengeld von 55 auf 70 Prozent, wenn auch nur
befristet. Bei den zu erwartenden Arbeitslosenzahlen sollte die Regierung
unbedingt ein "Signal setzen", findet Voves. Zu einer direkten
Attacke auf den Bundeskanzler oder eine Personaldebatte ließ er sich nicht
hinreißen.
"Kahn fährt gegen den Felsen"
Ganz im Gegensatz
zum steirischen SPÖ-Landtagspräsidenten Kurt Flecker. Flecker verlangt einen "Kurswechsel",
weil dieser "absolut notwendig" sei. Die Sozialdemokratie müsse
ein klareres Profil in sozialen und in Fragen Verteilungsgerechtigkeit
insbesondere gegenüber dem Regierungspartner ÖVP zeigen. "Wenn
der Steuermann das Ruder nicht herumreißt, fährt der Kahn gegen den Felsen.
Ich hoffe, dass das rechtzeitig erkannt wird".
Faymann soll "sich selbst evaluieren"
Fleckers Kritik
zielt wie in der Vergangenheit klar gegen Bundeskanzler Werner Faymann, dem
er schon vor einer Woche nahegelegt hatte, er sollte "sich irgendwann
einmal selbst evaluieren."
"Wofür steht die SPÖ?"
Salzburgs
SPÖ-Landeshauptfrau Gabi Burgstaller hat schon am Wahlabend sehr emotional
auf den Wahlausgang in Oberösterreich reagiert und ihn eine "Katastrophe"
für Landes- und Bundespartei genannt. "Das ist eine saftige
Drohung, dass wir an den Inhalten unserer Politik etwas ändern müssen. Wir
müssen die Frage, wofür die SPÖ steht, beantworten", so
Burgstaller. Es gehe um Gerechtigkeit im Steuersystem und um
Verteilungsfragen. Die SPÖ müsse auf Bundesebene stärker den Ton angeben. Eine
Personaldiskussion will Burgstaller aber nicht vom Zaun brechen.