Bucher-Dörfler-Scheuch - Rechts oder Mitte - Liberal oder Radikal - Die orange Gesinnungsgemeinschaft ist alles, nur nicht einer Meinung.
"Die radikale Politik der FP bringt nichts. Sie ist kontraproduktiv und setzt nur auf kurzfristige Wählermaximierung. Langfristig ist der Schaden dadurch höher." "Besser a guter Sozi wie a schlechter Strache." "Sollte das BZÖ in Wien nicht antreten, ist mir Strache zehnmal lieber als der rote Bonze Häupl mit seinem System." Orange Spitzenpolitiker sind zuletzt mit recht konträren Positionen zu diversen Themen aufgefallen, vor allem Bündnischef Josef Bucher, Kärntens Landeshauptmann Gerhard Dörfler und der Kärntner Parteichef Uwe Scheuch sind nicht immer einer Meinung.
Vielleicht trägt Bündnischef Bucher im ORF-Sommergespräch am Dienstagabend ab 21:05 zur Klärung bei. Eine Zusammenfassung und die wichtigsten Sager als Video finden Sie hier im Anschluss an die Sendung.
Dörfler mag lieber Häupl als Strache
Die Differenzen
sind zuletzt hinsichtlich des Verhältnisses zur FPÖ deutlich geworden,
ausgelöst von Dörfler, der sich vor laufender Kamera mit FPÖ-Chef
Heinz-Christian Strache gematcht hatte und dabei eine Wahlempfehlung für den
Wiener SPÖ-Bürgermeister Michael Häupl abgab: "Ich tät
in Wien den Häupl wählen, weil er nicht so radikal ist wie der Strache."
Später bekräftigte er diese Position: "Es ist ausreichend
bekannt, wie ich zu Heinz-Christian Strache stehe. Ich kann mit derart
radikaler Politik nichts anfangen."
Scheuch ist Strache "10x lieber"
Uwe Scheuch, dem ein
angespanntes Verhältnis zu Dörfler nachgesagt wird, ist da ganz anderer
Meinung. Er will die Tür zu den Blauen nicht zuschlagen, und in Wien ist ihm "ein
Strache zehnmal lieber als der rote Bonze Häupl mit seinem System".
Entsprechend strebt er "eine Mehrheit rechts der Mitte" an.
Von rechts in die Mitte oder andersrum
Bucher will hingegen "von
rechts massiv in die Mitte schwenken". Dörfler betrachtet das BZÖ in
Kärnten wiederum "als eine Art neue Volkspartei" - "sozial,
aber nicht sozialistisch; umweltbewusst, aber nicht schrullig-linksgrün".
Bucher gegen radikale Politik
Für den blauen Frontmann Strache
würde auch Bucher keine Wahlwerbung abgeben, "weil mir die
rechtsradikale Sprache und auch politische Zielrichtung des Herrn Strache
völlig zuwiderläuft". Und am Montag meinte er, die "radikale
Politik der FP" bringe nichts, sei "kontraproduktiv und setzt nur
auf kurzfristige Wählermaximierung". Langfristig sei der Schaden
dadurch höher.
Liberale Richtung
Auch will er "weg von der alten
FPÖ-Dogmatik 'Frau an den Herd - Männer in den Beruf'". Es
sei "für das einkommensabhängige Karenzgeld, weil sich sogar Frauen aus
dem Mittelstand oft keine Kinder leisten können. Ich bin dafür, die Frage
der gleichgeschlechtlichen Partnerschaften modern zu lösen, in Form einer
Homo-Ehe unter bestimmten Voraussetzungen", so Bucher.
Dörfler liebt Frauen am Herd
Dieser Bereich ist ebenfalls
ein Thema, das Differenzen bei den Orangen zutage treten lässt. Während
Bucher sich als Liberaler positioniert, hat Dörfler mit öffentlichen
Schwärmereien über die Brennnessel-Suppe seiner Frau und seinen Ansicht über
die Rolle der Frauen für Unmut gesagt. So sagte er unlängst, man habe "Frauen
unter dem Vorwand der Vereinbarkeit von Familie und Beruf in den
Arbeitsprozess gelockt und sie meist als Billigarbeitskraft eingesetzt. Wenn
aber beide berufstätig sind, können sie die Sozialarbeit nicht mehr leisten,
etwa die Betreuung der unter Dreijährigen, das Lernen mit den Größeren, die
Unterstützung der Großmutter."
Respekt versus Lachkrämpfe
Inhaltlich und sprachlich
gegensätzlich klingen auch die Meinungen zum Verfassungsgerichtshof, der im
Ortstafel-Konflikt öfter von Kärntner Politikern attackiert wurde. Bucher
meint dazu: "Ich anerkenne selbstverständlich die gerichtlichen
Strukturen unseres Landes und zweifle nicht daran, dass sich die Zuständigen
an die gesetzlichen Vorgaben halten." Dörfler sagt dagegen: "Wenn
ich Verfassungsgerichtshof höre, bekomme ich Lachkrämpfe. Dessen
reflexartige Entscheidungen gegen Haider und gegen Kärnten sind eine einzige
Peinlichkeit."
Welche der Strömungen sich in der mittlerweile seit gut vier Jahren existierenden Partei der Orangen durchsetzen wird, bleibt abzuwarten. Ob es Bucher gelingen wird, sich gegen die parteiintern sehr mächtigen Gebrüder Scheuch - Uwes Bruder Kurt ist BZÖ-Klubchef im Kärntner Landtag - mit seiner Position der Mitte durchzusetzen, wird nicht zuletzt von den Wahlerfolgen außerhalb Kärntens abhängen. Und diese fielen - mit Ausnahme der Nationalratswahl 2008, bei der Parteigründer Jörg Haider als Zugpferd fungierte - bisher eher bescheiden aus.