Technische Direktion bleibt

ORF-Budget-Streit Wrabetz gegen Grasl

14.07.2016

Wrabetz schießt scharf gegen Grasl-Pläne.

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© APA / Erwin Scheriau
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ORF-Generaldirektor Alexander Wrabetz will in der nächsten Geschäftsführungsperiode zusätzliche Budgetmittel für ORFeins, ORF III und Ö1 zur Verfügung stellen. Ö1 soll im kommenden Jahr einen Relaunch verpasst bekommen. Die Finanzdirektion möchte Wrabetz, der sich bei der ORF-Wahl neuerlich um die Funktion des Generaldirektors bewirbt, wieder auf ihr Kerngeschäft fokussieren.

In ORFeins sollen rund 10 Millionen Euro zusätzlich investiert werden, erklärte Wrabetz im APA-Interview. Mehr österreichisches Programm, eine Jugend-Informationsschiene und eine Stärkung der Social Media-Präsenz stehen dabei im Zentrum der Strategie. "Wir wollen mit Vertretern der Millennial-Generation, mit österreichischen Jugendlichen und Jugendlichen mit Migrationshintergrund, gemeinsam an Projekten arbeiten. In Skandinavien wurden mit solchen Jugend-Labs eine Reihe neuer Formate entwickelt", so Wrabetz.

Zusätzliche Budgetmittel für ORF III

Mit zusätzlichen Budgetmitteln für ORF III möchte der ORF-General im Fall seiner Wiederbestellung auch den Kultur-Bereich forcieren. "Wir haben bei ORF III heuer 13 Millionen Euro zur Verfügung. Dieser Posten sollte in den nächsten drei Jahren auf 20 Millionen angehoben werden." Für Herbst sei auf ORF III noch der Start eines Wissenschaftsmagazins geplant, nächstes Jahr soll dann ein Wirtschaftsmagazin folgen.

Im Radiobereich plant Wrabetz einen Ö1-Schwerpunkt. "Wir brauchen eine Stärkung von Ö1." Aus den Mehrerlösen des Funkhausverkaufs bekommt der Radiosender ein Sonderbudget von einer halben Million Euro zur Verfügung. "Ö1 bekommt ein neues Audio-Design, ein neues Sender-Design, eine Schemareform und eine Kommunikationskampagne, die auf die Stärken von Ö1 abstellt", sagte der ORF-Chef. Der Relaunch soll zum 50. Geburtstag des Senders am 2. Oktober 2017 abgeschlossen sein. Bereits im Herbst gibt es einen neuen Web- und App-Auftritt. Und in den nächsten Tagen wird der interimistische Ö1-Chef Peter Klein offiziell zum Sender-Chef ernannt.

Punkto Geschäftsverteilung hält sich Wrabetz noch bedeckt. Über seine Aufstellung der einzelnen Direktionen möchte er zuerst den ORF-Stiftungsrat informieren. Klar sei bereits, dass es bei ihm keinen zentralen Informationsdirektor geben werde. "Es muss in Zukunft in der Struktur eine klare Ausrichtung auf die wirklichen Produkte geben, und das sind die Channels. Ob sein Konzept einen Radiodirektor beinhaltet, lässt der ORF-Chef offen. Kaufmännische und Technische Direktion sieht Wrabetz weiterhin vor. Fernsehdirektorin Kathrin Zechner und Technik-Direktor Michael Götzhaber hätte er gerne wieder im Team.

Gegen Grasl-Vorschlag zur Abschaffung der Technischen Direktion

Von einer Abschaffung der Technischen Direktion, wie sie Gegenkandidat und Finanzdirektor Richard Grasl plant, hält Wrabetz wenig. "Eine Abschaffung hat aus Grasls Sicht vielleicht politische Hintergründe, aber das ist absurd. Wir haben in den nächsten fünf Jahren mit der Zusammenführung und Modernisierung der Standorte am Küniglberg das größte Technik-Projekt in der Geschichte des ORF zu realisieren, und dann teilt man das auf 15 Abteilungen auf oder macht eine Subabteilung in der Generaldirektion. Dieser Vorschlag kann in der Form ja nicht ernst gemeint sein. Einerseits möchte Grasl mehr kollegiale Entscheidungen in der Geschäftsführung, andererseits würde er sich mit dieser Struktur von den 2.000 in Wien ansässigen Mitarbeitern gleich einmal 1.300 samt Geld und Technik direkt in die Generaldirektion holen. Und die anderen Abteilungsdirektoren dürfen dann auch am Tisch sitzen."

Finanzdirektion wird nicht aufgelöst

Die Finanzdirektion will Wrabetz ebenfalls nicht abschaffen. "Auch wenn es immer wieder geheißen hat, ich hätte die letzten Jahre ohnehin auch heimlich die Finanzdirektion mitbetreut, hielte ich deren Auflösung für falsch. Ich bin überzeugt, dass eine auf ihr Kerngeschäft fokussierte Kaufmännische Direktion eine wichtige Rolle im Unternehmen spielt." Bei Budgets und Controlling soll es eine Dezentralisierung und Stärkung der Verantwortung der Programmbereiche geben. "In Zeiten des extremen Sparkurses war ein strenges zentrales Controlling wichtig. Zuletzt hat es sich aber ein bisschen in die Richtung entwickelt, dass auch inhaltliche Entscheidungen über die Finanz getroffen wurden, und das ist nicht sinnvoll", meinte Wrabetz.

Die Programmbereiche und die Landesstudios sollen größere Flexibilität im Umgang mit Budgetmitteln erhalten. "Ein Landesdirektor weiß besser, wir er mit dem gegebenen Budget auskommt. Wenn er zum Beispiel eine Teeküche will, sollte er deshalb nicht dreimal nach Wien fahren und fragen müssen. Und wenn im Sport ein Fußballmatch ausfällt, weil wir die Rechte dafür nicht bekommen haben, und Budget frei wird, soll der Sportchef selbst entscheiden, welches andere Sportereignis er produziert." Ob die seit 2011 von der Fernsehdirektion in die Finanzdirektion übergeführte Fernsehproduktionswirtschaft dort bleiben soll, lässt sich Wrabetz noch offen.

Erhöhen möchte der Generaldirektor den Frauenanteil in der neuen Geschäftsführung. Derzeit gibt es mit Zechner eine zentrale Direktorin und mit Karin Bernhard (Kärnten) und Brigitte Wolf (Wien) zwei Landesdirektorinnen. "Ziel ist es, das massiv zu steigern. Auf 50 Prozent bei den Fachbereichsdirektionen in der Zentrale und auf annähernd 40 Prozent bei den Landesdirektoren."

Kritik an der Fernseh-Information wies Wrabetz zurück: "Wir befinden uns insgesamt in einer extrem erfolgreichen Phase. ZiB 1, ZiB 2, Im Zentrum und Report erzielen Rekordquoten und sind gut aufgestellt. Klar haben wir eine gute Nachrichtenlage, aber die muss man auch nützen. Wenn man in fünf Jahren immer wieder die selben fünf Beispiele hört, die von verschiedener Seite kritisiert werden, zeigt das, wie gut wir aufgestellt sind."

Die teils umstrittenen Twitter-Aktivitäten seiner Mitarbeiter will Wrabetz nicht beschneiden. "Ich halte nichts von Maulkörben für unsere Journalisten. Im Gegenteil: Es dient dem Unternehmen, wenn journalistische Aushängeschilder wie Armin Wolf, Ingrid Thurnher, Hans Bürger und andere in sozialen Netzwerken auf ORF-Programme aufmerksam machen und sich mit Usern über ihre Arbeit austauschen. Das stärkt unsere journalistischen Marken auf dem Weg zu einem Social Media-Haus. Die wenigen Einzelfälle, über die man geteilter Meinung sein kann, besprechen wir intern. Einen Social Media-Elmayer der Personalabteilung wird es bei mir aber nicht geben."

Dass der "Wahlkampf" zwischen ihm und Grasl von der Öffentlichkeit als Match zwischen SPÖ und ÖVP wahrgenommen wird, bedauert der ORF-Chef. "Denn der ORF kann insgesamt eine positive Bilanz aufweisen. Zu der gehört auch, dass ich den ORF aus dem politischen Hick-Hack herausgeführt habe. Aber man kann es auch positiv sehen: Dadurch ist wenigstens jedem klar, dass es keine Packelei zwischen den Regierungsparteien gibt. Es kann nur eine breite Mehrheit geben, die viele gesellschaftliche Gruppierungen einschließt. Und auf Basis meiner Bilanz und meiner Ideen für eine erfolgreiche Zukunft des ORF bin ich zuversichtlich, dass ich eine solche Mehrheit bekommen werde."

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