In der ZiB2
ORF-Experte vergleicht Kurz mit Alkolenker
03.09.2019
Politologe Peter Filzmaier sorgte mit einem Vergleich für Aufregung
ÖVP-Chef Sebastian Kurz beschloss am Montag den Reigen der Sommergespräche im ORF. Dabei nahm der Altkanzler auch zu den „Falter“-Vorwürfen Stellung. "Es wird ein Artikel veröffentlicht, der etwas skandalisiert, und gleichzeitig wird geschrieben, dass alles rechtskonform ist. Das Gesetz sagt, dass es laufende Kosten gibt und spezielle Wahlkampfkosten. Und diese speziellen Wahlkampfkosten darf keine Partei überschreiten."
Vergleich mit Alkolenker
Eine Million sah Kurz-Sommergespräch
Bis zu 1,082 Millionen Zuseher haben Montagabend das ORF-"Sommergespräch" mit ÖVP-Spitzenkandidat Sebastian Kurz verfolgt. Durchschnittlich waren 997.000 (vorläufige Gewichtung) bei 31 Prozent Marktanteil via ORF 2 mit dabei. Bis zu 956.000 sahen die anschließende "ZIB 2".
Auch online großes Publikumsinteresse
Die Analyse vom Sommergespräch
„Das Innenministerium braucht jemanden an der Spitze, der moralisch integer ist“ – so klar richtete ÖVP-Chef Sebastian Kurz im gestrigen ORF-Sommergespräch Ex-Innenminister Herbert Kickl (FPÖ) aus, dass er seine Hoffnungen auf ein Comeback als Boss der Exekutive begraben sollte. Diese Reaktion zeigte einmal mehr, dass der junge Alt-Kanzler die Angriffe Kickls gegen seine Person ebensowenig wie Kickls Amtsführung vergessen hat. Kurz: „In einer Regierung, die ich anführe, wird Kickl keine Rolle mehr spielen. Der Bundespräsident sieht das ähnlich.“ Womit der ÖVP-Chef nun offensichtlich kalkuliert: Dass sich in der FPÖ der Hofer-Flügel gegen die Kickl-Gruppe durchsetzt – und die noch immer recht aktive Fan-Community Straches eher Norbert Hofer unterstützen würde.
Mit der Frage nach den Koalitionsmöglichkeiten lieferte der ORF-Moderator dann Sebastian Kurz auch einen Elfmeter, den dieser für seine Zielgruppe nur noch verwandeln musste: Der ÖVP-Chef warnte vor einer „Mehrheit von Rot-Grün-Neos“ – denn wenn es diese gäbe, würden diese Parteien die Regierung unter einer Kanzlerin Rendi-Wagner stellen. Und Kurz nutzte die Koalitionsspekulationen für einen weiteren verbalen Rempler gegen seine Mitbewerber: Man wisse ja gar nicht, wer die anderen Parteien nach der Wahl noch anführe . . .
Was im Sommergespräch des ÖVP-Chefs auffiel: Kein Wort zu den Themen Migration und Österreichs Außenpolitik, stattdessen eine langatmige Debatte mit dem ORF-Moderator über mögliche Maßnahmen gegen den Klimawandel. Auch die Probleme in der Landesverteidigung waren in knapp einer Minute abgehandelt – Kurz meinte nur knapp zur dramatischen Finanzkrise des Bundesheeres: „Wir sind ja kein NATO-Land.“ Und er tue sich schwer mit der „pauschalen Forderung nach mehr Geld“. Ob dieses Desinteresse an der Sicherheitspolitik speziell bei den ÖVP-Kernwählerschichten gut ankomme, wollte der ORF-Moderator dann doch nicht fragen – stattdessen kamen sogenannte „Mini-Fragen“ nach dem Lieblingsgetränk im Sonnenuntergang, seinen handwerklichen Fähigkeiten und über die Anzahl seiner U-Bahnfahrten.
Richard Schmitt