Das Pensionierungsprogramm im ORF ist auf Schiene. Mit 30. Juni 2010 soll keiner der ORF-Mitarbeiter mehr über sein Pensionsalter hinaus im Unternehmen arbeiten.
Insgesamt 440 Personen sollen über das nun angelaufene Pensionierungsprogramm und ein zusätzliches "Handshake"-Modell abgebaut werden, erklärte ORF-Generaldirektor Alexander Wrabetz nach Ende der Sitzung des Finanzausschusses des ORF-Stiftungsrates. Davor hatte Wrabetz den Ausschuss am Montagnachmittag über die ersten eingeleiteten Maßnahmen seines Strukturkonzeptes informiert.
Pensionskündigungen und Klagen
Pensionsfähige Männer (bis
Geburtstermin 31. Dezember 1953, frühestens nach 45 Versicherungsjahren) und
Frauen (1958, 40 Versicherungsjahre) werden in Pension geschickt. Betroffene
Mitarbeiter haben "Pensionskündigungen" erhalten. Die Rede ist von einer
"knapp 3-stelligen Zahl an Leuten". Einige wenige Klagen seien deswegen
bereits eingegangen, heißt es aus der ORF-Kommunikationsabteilung. Die
Maßnahme bringe jedes Jahr einen "nachhaltig" hohen Millionenbetrag, sagte
Wrabetz.
Berichtssitzung
Er gab sich, wie auch die Stiftungsräte,
verschlossen zu konkreten Zahlen und Gesprächsinhalten. Es habe eine "lange,
aber sehr konstruktive Diskussion in aller Offenheit über sämtliche wichtige
Fragen" gegeben, so Wrabetz. Mit der heutigen Sitzung sei der laufenden
Einbindung des Finanzausschusses in die Maßnahmenumsetzung aus dem
Strukturkonzept Rechnung getragen worden, die im Stiftungsrat am 2. April
vereinbart wurde. Es habe sich um eine reine Berichtssitzung, nicht um eine
Beschlusssitzung gehandelt.
440 Jobs abgebaut
Vor Wrabetz liegen jedenfalls auch nach diesem
"konstruktiven" Termin weiter harte Zeiten. Dass die Gespräche mit dem
Betriebsrat schwierig werden, sei klar, sagte der ORF-Chef. Neben dem Abbau
der 440 Personen über das Pensionierungsprogramm (inklusive
"Handshake"-Modell) ist laut Wrabetz eine weitere Reduktion des
Personalstandes durch Nicht-Nachbesetzung möglich.
Welche anderen Sparmaßnahmen die Mitarbeiter treffen könnten, dazu gab es heute keine Auskunft. Möglich ist etwa eine Einstellung des freiwilligen Unternehmenszuschusses, den der ORF an die Pensionskassen-Einzahlungen etlicher Mitarbeiter leistet.
Ausgeglichenes Ergebnis
Geht es nach dem Willen des
Stiftungsrates, muss der ORF schon im kommenden Jahr ein ausgeglichenes
Ergebnis erzielen. Die Räte hatten Anfang April in einer Resolution
"sofortige Einsparungsmaßnahmen mit dem Ziel eines bereits im Jahr 2010
ausgeglichenen Konzern-EGTs" gefordert. Und zwar unter der Annahme, dass dem
ORF in den nächsten Jahren keine Einnahmensteigerungen möglich sind.
Szenario 4
Im aktuellen Sparplan, dem sogenannten Szenario 4,
sind unter anderem die Auflösung des Radio Symphonie Orchesters (RSO) ab
2011, Streichungen im Einkauf von Kindersendungen, Minimierungen bei
Sport-und Eigenproduktionen, eine Nulllohnrunde, die Kürzung von
Sozialleistungen und die Einstellung der Hilfehotline "Rat auf Draht",
vorgesehen.
16,5 Mio. Minus
Durch diese Maßnahmen hätte der ORF im Jahr 2010
42 Mio. Euro eingespart, wobei noch immer ein Minus von 16,5 Mio. Euro
übergeblieben wäre. Wie die fehlenden Millionen kompensiert werden, müsste
sich nun jeder der Direktoren für den zuständigen Bereich überlegen, sagte
Wrabetz.