Jetzt doch

ORF-Radiodirektor Mitsche tritt ab

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TV-Chefredakteur Karl Amon gilt als der Favorit für die Nachfolge.

ORF-Radiodirektor Willy Mitsche scheidet aus der ORF-Geschäftsführung aus. Dies wurde Montagabend im ORF bekannt. Mitsche erlitt im vergangenen Jahr eine schwere Herzerkrankung und kehrte nach einem langen Krankenstand erst im Juni an seinen Arbeitsplatz zurück. Als Favorit für Mitsches Nachfolge gilt Fernseh-Chefredakteur Karl Amon.

Ausschreibung
Nach ersten Informationen soll die Funktion des Radiodirektors bereits morgen, Dienstag, im Amtsblatt der "Wiener Zeitung" ausgeschrieben werden. Mitsche tritt von seiner Funktion als Direktor zurück, bleibt aber in Diensten des ORF und wird sich künftig um Radioplanungsaufgaben kümmern. Auf die Abfindung bzw. Abfertigung seines Direktorenvertrags wird Mitsche dem Vernehmen nach verzichten. ORF-Kommunikationschef Pius Strobl wollte Informationen vom Rückzug Mitsches auf Anfrage der APA nicht kommentieren. Er verwies für Dienstag auf eine Erklärung zur Causa.

Vergangene Woche hatte Mitsche angekündigt, zumindest bis zu seinen nächsten Gesundheitsuntersuchungen im September/Oktober im Amt bleiben zu wollen. Er fühle sich gesundheitlich sehr wohl in der Lage, seinen Job auszuüben. Allerdings sei er bei einem entsprechenden Angebot auch bereit, vorzeitig von seiner Funktion zurückzutreten. Zugleich gab es seit mehreren Wochen Spekulationen, dass Mitsche auf Wunsch der SPÖ seinen Platz für TV-Chefredakteur Amon räumen soll. Der Wechsel in der Radiodirektion wird nach einer vierwöchigen Ausschreibung in der Sitzung des ORF-Stiftungsrats am 9. September vollzogen.

Wunschkandidat von Haider
Mitsche wurde im September 2006 auf Wunsch des BZÖ und insbesondere des damaligen Kärntner Landeshauptmanns Jörg Haider ins Team von ORF-Generaldirektor Alexander Wrabetz gewählt. Mitsche trat seine Funktion im Jänner 2007 an, Ende 2011 hätte seine Funktionsperiode - wie die der anderen Direktoren - geendet. Die ORF-Radios hielt der nicht gerade mit Vorschusslorbeeren bedachte in schwierigen Zeiten auf Erfolgskurs. Mitsche zählte zu den unumstrittensten Direktoren der Geschäftsführung Wrabetz.

Der Radiodirektor ist nach Sissy Mayerhoffer übrigens bereits der zweite vorzeitige Abgang aus dem Kabinett Wrabetz. Mayerhoffer hatte sich vergangenen November quasi über Nacht von ihrer Funktion als Kaufmännische Direktorin verabschiedet. Auch hier hatte die Politik ihre Hände im Spiel. Die Regierungsparteien SPÖ und ÖVP hatten sich zuvor auf die 160 Mio. Euro schwere Gebührenrefundierung für den ORF geeinigt. Die ÖVP hatte ihre Zustimmung zu weiteren Gebührengeldern für den öffentlich-rechtlichen Sender dabei dem Vernehmen nach an die Bestellung Richard Grasls zum neuen Kaufmännischen Direktor geknüpft.

Nachfolger
Nachfolger Mitsches soll nun auf SPÖ-Wunsch Karl Amon werden, wie in den vergangenen Wochen immer wieder zu hören war. ÖVP und Oppositionsparteien reagierten auf die bereits erwartete Ablöse Mitsches zuletzt denn auch ungehalten. Man solle nicht versuchen, Mitsche aus dem Amt zu drängen, damit für Amon Platz im Direktorium ist, meinte etwa Franz Medwenitsch, ÖVP-"Freundeskreis"-Chef im ORF-Stiftungsrat. Sein SPÖ-Pendant Niko Pelinka kritisierte hingegen die parteipolitische Punzierung Amons durch die ÖVP.

Bei der Bestellung im ORF-Stiftungsrat kann Amon aber wohl dennoch mit der Unterstützung der bürgerlichen Vertreter rechnen. Die von ÖVP-Seite gelegten Störfeuer der vergangenen Tage werden einerseits als Revanchefoul für die zunächst großkoalitionär vereinbarte, aber dann nicht gehaltene Bestellung Lisa Totzauers zur TV-Magazinchefin gewertet - ORF-Chef Wrabetz hatte sich entgegen dieser parteipolitischen Absichten für die allseits anerkannte Waltraud Langer entschieden - , andererseits als Manöver, den Preis für kommende Personalbesetzungen in die Höhe zu treiben, heißt es rund um Küniglberg.

Neben der Bestellung eines neuen Radio-Chefredakteurs, eines Leiters für das Wirtschaftsmagazin "Eco" steht bei einem Wechsel Amons in die Radiodirektion nämlich auch die Neubesetzung der Fernseh-Chefredaktion an. Weiters könnte die Leitung des "Weltjournals" demnächst ausgeschrieben werden. Das ORF-Postenbesetzungskarussell dreht sich also weiter.

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