Kurz will keinen Wirbel um ORF

ORF-Reform: Wrabetz darf bleiben

07.04.2019

Auf einem „ÖVP-Ticket“ wird ORF-General Wrabetz schon die vierte Reform überleben.

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© TZ ÖSTERREICH/Artner
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Starke Nerven braucht derzeit ORF-General Alexander Wrabetz. Die Politik spielt mit ihm Jo-Jo.

Galt Wrabetz lange Zeit für den neuen Vierervorstand des ORF nach der Sommerre­form als gesetzt, so bekräftigten FPÖ und ÖVP zuletzt unisono: „Ein ORF-Neustart in diesem Sommer ist nur ohne Wrabetz möglich!“

Doch jetzt ist wieder alles anders: Eine Charmeoffensive des ORF-Generals gegenüber dem Kanzler, verbunden mit persönlichen Treffen, brachte den Umschwung. Aus der Umgebung von Kanzler Kurz ist defi­nitiv zu hören: „An Wrabetz wird mit der ORF-Reform nicht gerüttelt. Er soll als Zeichen der Kontinuität und Unabhängigkeit des ORF zumindest bis zum Vertragsende 2021 Mitglied des ORF-Vierervorstandes bleiben.“

Die FPÖ ist über diese neue Kanzleridee nicht wirklich „amused“, nimmt sie aber zur Kenntnis. Von Strache-Vertrauten ist zu hören: „Die ÖVP bestimmt, wer den ORF führt und wer auf ihrem Ticket antritt.“

Da der Vierervorstand des natürlich „völlig unabhängigen“ ORF schön nach Parteiproporz mit zwei FPÖ- und zwei ÖVP-Sitzen ausgestattet sein wird, dürfte damit die Führung des ORF fest­stehen:

  • Von FPÖ-Seite werden wohl der derzeitige Onlinedirektor Thomas Prantner und die neue ORF-Personalchefin Kathrin Zierhut dem Vierervorstand angehören.
  • Die ÖVP würde dann die ORF1-Chefin Lisa Totzauer und den langjährigen General Alexander Wrabetz in den neuen Vorstand entsenden.

Der neue Vorstand würde damit nur aus langjährigen ORF-Führungskräften bestehen, was im Unternehmen wohl zu positiven Reaktionen führen wird. Ein Kurz-Berater: „Keine Rede von Umfärbung!“

Ähnlich harmlos dürfte die ORF-Reform als solche ausfallen: Ein bisschen mehr öffentlich-rechtliche Qualität (angeblich 30 % jedes Programms, sogar von Ö3), ein bisschen mehr Kooperation mit Privaten (vielleicht Aufteilung von Sportrechten und Öffnung des Archivs), ein bisschen Sparen (angeblich 10 % vom Budget) und der Vierervorstand – viel mehr wurde bisher in der Regierung nicht akkordiert.

Der wichtigste Punkt, die Abschaffung der GIS-Gebühr und die Finanzierung durch das Budget, soll auf gut österreichisch um ein Jahr verschoben und zuerst von Experten begutachtet werden.

Der Grund für das sensationelle Wrabetz-Comeback (er überlebt damit bereits die vierte ORF-Reform) ist simpel: Kanz­ler Kurz will keine Aufregung um den ORF und schon gar nicht um die 1,5 Mil­lionen Euro Gage, die Wrabetz nach seiner Ablöse „arbeitslos“ kassieren würde.

Verlierer im ORF-Poker wäre damit Presse-Chefredakteur Rainer Nowak, den viele schon fix als Wrabetz-Nachfolger am Küniglberg gesehen haben – und der jetzt ­zumindest bis Sommer 2021 warten muss.

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