Im Stiftungsrat droht ein 17:17-Patt. Die FPÖ-Stimme könnte entscheiden.
Am Dienstag wählt der ORF-Stiftungsrat einen neuen Generalintendanten für Österreichs größtes Medienhaus. Nur zwei Kandidaten haben echte Chancen: der jetzige ORF-Chef Alexander Wrabetz und sein Finanzdirektor Richard Grasl.
Wrabetz sammelt bei Betriebsräten & Opposition
Die Wahl wird zum Nervenkrieg, denn im 35-köpfigen Stiftungsrat – besetzt mit Bundes-, Länder-, deklarierten Parteien- und Publikumsvertretern sowie mit fünf Zentralbetriebsräten – entwickelt sich ein echtes Kopf-an-Kopf-Rennen. Momentan sieht es sogar nach einem 17:17-Patt aus. Dann würde die Stimme von FPÖ-Vertreter Norbert Steger entscheiden. Dieser tendiert nach der Ansicht der Konzepte der beiden Kandidaten eher zu Grasl (s. Interview).
Die Rechnung hat allerdings noch etliche Unbekannte. Unklar ist, ob der Grüne Wilfried Embacher Wrabetz wählt. Der Kärnten-Vertreter Siggi Neuschitzer „wählt den, der gewinnt“, so ein Insider. Franz Küberl soll nach einem Konflikt eher zu Grasl tendieren. Neos-Vertreter Haselsteiner gilt als Wrabetz-Stimme. Die Betriebsratsstimmen wackeln immer, derzeit dürften vier von fünf Wrabetz wählen. D. Knob
ORF droht Finanzloch
Derzeit steht der ORF finanziell auf stabilen Beinen, sind sich Wrabetz und Grasl einig. Es drohe aber eine „Lücke von 30 bis 50 Millionen Euro jährliche“, so Grasl in seinem Konzept. Der Sender steuere auf „heftige Turbulenzen“ zu, und das trotz Gebührenerhöhung, die aber noch gar nicht beschlossen sei. Gründe sind dienstrechtliche Änderungen und Konkurrenz am Werbemarkt. Grasl will vor allem bei der Technik sparen.
Steger: "So fährt Wrabetz den ORF an die Wand"
Der freiheitliche Stiftungsrat hat eine entscheidende Rolle bei der ORF-Wahl.
ÖSTERREICH: Wrabetz oder Grasl – welche Bewerbung gefällt Ihnen besser?
Norbert Steger: Die von Grasl ist wesentlich ausführlicher und moderner. Bei Wrabetz ist es more of the same. Wenn er so weitermacht, fährt der ORF gegen die Wand.
ÖSTERREICH: Das heißt, Sie wählen Grasl?
Steger: Das heißt es noch nicht. Aber ich werde Wrabetz einige Fragen stellen. Mir fehlt außerdem bei beiden noch jegliches Personalkonzept.
ÖSTERREICH: Sie wollen wissen, was mit Online-Chef Prantner passiert, der als FPÖ-Mann gilt?
Steger: Aber sicher nicht nur! Ich bin außerdem nicht der Schutzpatron des Herrn Prantner, der ist auch gar kein Blauer.