Team Stronach

Otto Konrad über seinen "neuen Weg"

06.04.2013


Mit dem populären Ex-
Torwart Otto Konrad hat Stronach eine starke Nr. 2 für Salzburg.

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Am Dienstag will Frank Stronach zeigen, dass er seine Partei noch fest im Griff hat. Da wird der 80-jährige Neo-Parteichef im Palais Ferstl in Wien endlich sein Parteiprogramm präsentieren.

„Tiroler Freunde zu Gespräch einladen“. Davor flog er aber noch nach Innsbruck, um die rivalisierenden Listen zu einen. Im Talk mit ÖSTERREICH sagt er: „Ich werde alle zu einem Gespräch einladen und hoffe, meine Tiroler Freunde werden sich einigen können.“

Stronach war in den vergangenen fünf Wochen – wie berichtet – in Kanada und den USA. In dieser Zeit haben sich in seinem Team jede Menge Volten abgespielt:

  •  Besonders bitter: Knapp drei Wochen vor der Landtagswahl in Tirol tritt nun ein von Stronach demontierter Kandidat, Hans-Peter Mayr, als offizieller Spitzenkandidat des Team Stronach an. Der Haken daran: Mayr wurde von der Stronach-Vertrauten, Kathrin Nachbaur, per Brief abgesetzt.
  •  Lediglich in Salzburg hat Stronach derzeit Grund für Optimismus. Seine dortige Liste ist etwa mit dem prominenten ehemaligen Torwart Otto Konrad (siehe Interview unten) als Nummer zwei hinter dem Listenführer, Goldeggs Bürgermeister Hans Mayr, blendend aufgestellt.

Stronach konzentriert sich voll auf Bund. Strategen seiner neuen Bewegung hoffen, dass die Partei des Magna-Gründers nach dem Spekulationsdebakel in Salzburg bis zu 15 Prozent erreichen könne.

Allerdings wolle er sich – wie Stronach jüngst erklärte – in den Landtagswahlkämpfen selbst nicht stark einbringen. Stattdessen will er sich voll auf die Nationalratswahl am 29. September konzentrieren.

Königsmacher für eine künftige Regierung
Bei Nationalratswahl tritt Stronach selbst als Spitzenkandidat an. Dann, so hoffen es zumindest die Strona­chianer, wäre das „Chaos um Tirol“ längst vergessen. Bei der Nationalratswahl wird der Austro-Kanadier schließlich selbst als Spitzenkandidat antreten. Und bei dieser Wahl wolle er stark genug werden, um danach Königsmacher für eine zukünftige Regierung zu werden.
Davor muss er freilich erst das Chaos in den Griff kriegen ...

 

„Ich bin sehr offen, sehr direkt. Ich wäre ein schlechter Politiker“, sagte Otto Konrad in einem Interview. Das war vor zwei Jahren und jetzt ist alles anders. Die Tormann-Legende – Spezialität: er verhinderte nicht nur Tore, sondern schoss auch entscheidende – tritt am 5. Mai bei der Salzburger Wahl für das Team Stronach an. Auf Platz zwei – und damit an extrem aussichtsreicher Stelle.
Der schon während seiner Kicker-Karriere stets Unbequeme musste dafür seinen ÖFB-Job als Tormann-Trainer des Teams aufgeben.
Im ÖSTERREICH-Interview erklärt der 48-Jährige, warum es ihm das wert war – und warum er doch noch ein guter Politiker wird.


ÖSTERREICH: Wie geht’s Ihnen als Neo-Politiker?
Otto Konrad: (lacht) Ich werde jetzt in eine Schublade gedrängt. Die Frage wird sein, ob mir die Schuhe passen, die ich mir anziehe. Es sind sehr viele Dinge neu für mich. Sehr viele Dinge sind mir aber auch nicht unbekannt. Das große Thema wird sein: Wir müssen generell eine andere Politik machen.

ÖSTERREICH: Wie kamen Sie in die Politik?
Konrad: Ich habe in meiner beruflichen Vergangenheit und Gegenwart sehr viel mit Gesundheitswesen zu tun, das ja von der Politik gesteuert ist. Ich habe so einige Dinge gesehen, die wir uns in Zukunft nicht mehr leisten können, wenn wir nicht Prozesse optimieren und „Speck“ beseitigen, der sich angesammelt hat.

ÖSTERREICH: Warum ausgerechnet Frank Stronach?
Konrad: Ich wurde im Vorjahr in einem Interview gefragt, mit wem ich gerne frühstücken würde. Ich habe gesagt: „Mit Frank Stronach, der Mensch taugt mir.“ Drei Tage später kam ein Anruf und eine Woche später gingen wir Mittagessen.

ÖSTERREICH: Politische Liebe auf den ersten Blick?
Konrad: Die Politik war anfangs kein Thema. Er hat mir von seinem Leben erzählt. Ich habe nicht wirklich gewusst, welch große Nummer er in Kanada war. Dann hab ich von mir erzählt. Von meiner Kindheit – wie mein Vater, als ich sieben war, ganz stolz einen Warmwasser-Boiler gebracht hat. Dann ist es politisch geworden. Ich habe ihm gesagt, ich bin in einer goldenen Generation aufgewachsen. Aber die Generation meiner Tochter Romina (16) muss das ausbaden, was unsere Generation verbockt hat. Dann hat er mich angeschaut und gesagt: „Du hast es verstanden.“

ÖSTERREICH: Und Sie waren engagiert?
Konrad: Wir haben über Finanzierungsmodelle für Krankenhäuser und Kassen geredet. Ich habe ihm erklärt, dass wir einen Ärztemangel bekommen werden. Dann hat er gefragt, ob ich meine Erfahrung in eine Expertengruppe einfließen lassen möchte.

ÖSTERREICH: Heute sind Sie bei Stronach angestellt, als Trainer des ÖFB mussten Sie gehen. Wehmütig?
Konrad: Natürlich tut es mir weh. Aber mir war immer bewusst, das ist ein Schritt in ein anderes Leben. Mir war auch im Vorfeld klar, dass das zum Problem wird. Und ich habe mich für die andere Seite entschieden.

ÖSTERREICH: Ein Sportler, der in die Politik geht, enttäuscht viele seiner Fans …
Konrad: Das eine ist Fußball, das andere ist Politik: Wenn ein Fan von mir eine andere politische Gesinnung hat, muss ich das in einer Demokratie akzeptieren. Er wird seinen Grund haben. Wenn das, was Frank Stronach in Österreich verändern möchte, für jemanden Grund ist, sauer auf mich zu sein, dann muss ich sagen … (zuckt mit den Achseln). Das ist nicht links, nicht rechts. Wir wollen, dass es jedem Einzelnen besser geht.

ÖSTERREICH: Stronach spricht oft von Werten: Für welche Werte steht der Politiker Otto Konrad?
Konrad: Wenn ich eine Meinung habe, sage ich das auch – egal ob intern oder extern. Ich bin aber auch nicht allwissend und lasse mich überzeugen, wenn etwas sinnvoll ist. Ich will auf keinen Fall in das typische Politiker-Klischee mit Klubzwang gedrängt werden – das wird sehr hart werden. Beim Team Stronach gibt es aber kein Parteibuch. Ich möchte authentisch bleiben. Unter dem Strich bin ich auch harmoniebedürftig.

ÖSTERREICH: Was haben Sie früher gewählt?
Konrad: Mein Vater war als Arbeiter rot – das war auch mein Anfang. Dann kam ich in die Wirtschaft, wurde selbstständig und tendierte zur ÖVP. Dann wurde ich aber schnell zum Protestwähler.

ÖSTERREICH: FPÖ oder BZÖ?
Konrad: Die FPÖ habe ich nie gewählt. Ich bin eher ins grüne Lage gegangen. Und ich war immer wählen. Mein Vater hat mir gesagt, meine Großeltern haben noch für das Wahlrecht gekämpft.

ÖSTERREICH: Was haben Ihre Frau und Ihre Tochter zu Ihrem Polit-Einstieg gesagt?
Konrad: Mit meiner Frau lebe ich seit fast einem Jahr in Trennung – wir haben aber ein gutes Einvernehmen. Meine Tochter hat den Einstieg in die Politik erst nicht glauben können. Dann hat sie gesagt: „Wie geil ist denn das!“ Sie ist total stolz.

ÖSTERREICH: Suchen Sie in der Politik nur jene Anerkennung, die sie als Sportler kennengelernt haben.
Konrad: Ich brauche die Anerkennung wirklich nicht, dass ich von einem Wahlplakat herunterlache. Das habe ich hinter mir. Ich habe eine Zeit lang geglaubt, ich muss bei jeder Kühlschrankeröffnung dabei sein. Jetzt sage ich: For what? Soll aber nicht heißen, dass ich überhaupt keine Anerkennung mehr brauche. Sonst könnte ich mich ja gleich zum Sterben hinlegen.

Interview: W. Fürweger

 



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