Christoph Nitsche aus Kaufering in Oberbayern war im Januar 2020 der erste offiziell bestätigte Corona-Fall in Deutschland.
Fünf Jahre später tritt der heute 38-Jährige erstmals aus der Anonymität heraus. In Interviews mit der „Augsburger Allgemeinen“ und der „Süddeutschen Zeitung“ spricht er über seine Erfahrungen und seine Rolle als „deutsches Versuchskaninchen“.
Ein Wendepunkt: 27. Januar 2020
Nitsche, Direktor im „Launch-Management“ beim Automobilzulieferer Webasto in Stockdorf, wurde im Rahmen seiner Arbeit infiziert. Am 20. Januar 2020 nahm er an einer Besprechung mit einer Kollegin aus China teil, die sich später als Überträgerin des Virus herausstellte. Einige Tage danach verspürte er Erkältungssymptome, Fieber und Schüttelfrost. Trotz dieser Beschwerden fühlte er sich am 27. Januar fit genug, um zur Arbeit zu gehen – bis er an diesem Morgen von der Infektion seiner Kollegin erfuhr.
„Es war natürlich erst mal ein Schock“, erinnert sich Nitsche. Sein Hausarzt überwies ihn ins Tropeninstitut nach München-Schwabing, wo er als „Patient 1“ behandelt wurde. Obwohl die Situation für ihn belastend war, beschreibt er das Klinikpersonal als ruhig und routiniert.
„Eine besondere Rolle – aber alle waren betroffen“
Rückblickend beschreibt Nitsche die damalige Zeit als herausfordernd, nicht nur für ihn persönlich, sondern für die gesamte Gesellschaft. „Ich hatte als deutsches Versuchskaninchen eine besondere Rolle, aber betroffen waren alle Menschen“, erklärt er. Mit Einschränkungen, Maskenpflicht, Quarantäne und den Impfkampagnen habe die Pandemie das Leben aller auf den Kopf gestellt.