Der Wiener Erzbischof musste "Abbitte leisten". Hintergrund des Streits ist die Kritik Schönborns an seinem Kollegen Angelo Sodano. Dies unterband nun der Papst. Auch Sodano musste Aussagen zurücknehmen.
Kardinal Christoph Schönborn hat am Montag bei einem Gespräch mit Papst Benedikt XVI. "Abbitte" geleistet wegen seiner vor rund zwei Monaten gemachten Aussagen über den früheren Kardinalstaatssekretär Angelo Sodano. Schönborn hatte Sodano vorgeworfen, während seiner Amtszeit die Ermittlungen gegen den früheren Wiener Erzbischof Kardinal Hans Hermann Groer behindert zu haben. Außerdem habe Sodano die Opfer sexuellen Missbrauchs beleidigt, indem er das Thema als "Geplapper" abgetan habe. Sodano war von 1991 bis 2006 Kardinalstaatssekretär.
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Audienz beim Chef
Schönborn war am Montag vom Papst in einer
Audienz empfangen worden. Bei dem Gespräch, bei dem auch
Kardinalstaatssekretär Tarcisio Bertone und dessen Vorgänger Sodano anwesend
waren, musste der Wiener Erzbischof einen Rüffel des Heiligen Vaters
einstecken. Laut einem Kommunique des Pressesaals des Vatikans "wollte"
Schönborn bei der Unterredung "einige Aspekte kirchlicher Disziplin"
klarstellen, ebenso wie "gewisse Urteile betreffend die Haltung des
Staatssekretariats, insbesondere unter dem seinerzeitigen Staatssekretär von
Papst Johannes Paul II...bezüglich des verstorbenen Kardinals Hans Hermann
Groer". In dem Gespräch seien "auch einige weit verbreitete
Missverständnisse geklärt worden, die ihren Ursprung zum Teil in einigen
Äußerungen des Kardinals Christoph Schönborn" gehabt
hätten. Schönborn habe sein "Bedauern über die
Interpretationen" seiner Aussagen zum Ausdruck gebracht.
Nur Papst darf Kardinäle zurechtweisen
Papst Benedikt XVI.
unterstrich laut dem Pressekommunique zudem gegenüber Schönborn in Hinblick
auf dessen Aussagen über Sodano, dass, "wenn es sich um
Anschuldigungen gegenüber einem Kardinal handelt, die Zuständigkeit
ausschließlich beim Papst liegt. "Die anderen Instanzen"
könnten eine "beratende Funktion" übernehmen, wobei sie
gegenüber den betroffenen Personen den "gebührenden Respekt"
wahren müssten.
Thema Missbrauch
Darüber hinaus wird in dem Schreiben betont,
der von Sodano während seiner Predigt bei der letzten Ostermesse verwendete
Begriff "Geplapper" ("chiacchiericcio') sei fälschlicherweise
als Mangel an Respekt für die Missbrauchsopfer interpretiert worden, für die
Kardinal Sodano "die selben Gefühle des Mitleids und der Verdammung des
Bösen" hege. Der umstrittene, bei der Ostermesse an Papst Benedikt
XVI. gerichtete Ausdruck sei "wörtlich der päpstlichen
Palmsonntagspredigt entnommen" und habe sich auf "den Mut, der
sich nicht durch das Geplapper der herrschenden Meinungen einschüchtern"
lasse, bezogen.