Die jüngsten Papst-Aussagen über Gewalt und Religion haben auch den Christen gegolten. Das erklärte der Wiener Erzbischof, Kardinal Christoph Schönborn, am Samstagabend.
Der Kardinal erinnerte in einer Stellungnahme zur aktuellen Glaubenspaltung am Samstag daran, dass das Christentum 200 Jahre lang durch ein " Sperrfeuer der vernichtenden Kritik" gegangen ist. Kirche und christlicher Glaube seien aus dieser intensiven Kritik aber "geläutert und gestärkt" hervorgegangen. In einer pluralistischen Welt müsse sich jede Religion dieser Kritik stellen.
"Manche Kritik berechtigt"
Was Aufklärung und Religionskritik gegen das Christentum vorgebracht hätten, sei " bedenkenswert" gewesen und "auch bedacht worden", sagte Schönborn. Manches von dieser Kritik sei als "berechtigt" aufgegriffen worden und habe zu einer "Läuterung" geführt, anderes sei als einseitig, übertrieben und falsch zu Recht abgelehnt worden.
Kritik gilt auch für kathosliche Kirche
Die katholische Kirche habe unter Johannes Paul II. für viele Momente in der Geschichte, in denen sie den eigenen Glauben mit Gewalt durchsetzen wollte, um Entschuldigung gebeten, erinnerte Kardinal Schönborn. Und Papst Benedikt XVI. habe in München ausdrücklich darauf hingewiesen, dass gegenseitiger Respekt vor dem, was dem anderen "heilig" ist, unbedingt notwendig sei. Wenn der Papst daher in Regensburg den Missbrauch der Religion für Gewalt kritisiert habe, dann habe er - so Schönborn - "davon sicher nicht ausgenommen, dass auch Christen ihre Religion in dieser Weise missbraucht haben". Die Warnung des Papstes vor dem Einsatz von Gewalt unter religiösem Vorwand gelte für Christen genau so wie Bekenner anderer Religionen, wenn sie versuchen, "mit gewaltsamen Mitteln ihre Überzeugung durchzusetzen".