SORA-Strategiepapier
5-Sekunden-Regel und Rhythmus: Die skurrilen Klatsch-Tipps für Babler
27.09.2023Ein nicht für die Öffentlichkeit bestimmtes ''SPÖ-Strategiepapier'' gelangte dennoch in die Medien und sorgt jetzt für Wirbel.
Am Dienstag verschickte das Meinungsforschungsinstitut SORA ein "SPÖ-Strategiepapier - erwischte dabei allerdings den falschen Verteiler. Somit ging das Dokument nicht an einige wenige Leute, sondern an insgesamt 800 Empfänger. oe24 liegt das SPÖ-Papier vor. SORA betont, das Strategiepapier sei nicht im Auftrag der SPÖ erstellt worden.
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Das Geheim-Dokument sollte als Unterlage für eine "angestrebte Beratung" der SPÖ dienen. Darin werden unter anderem Ziele für die Nationalratswahl formuliert:
- Die SPÖ wird stärkste Partei
- Die SPÖ wird stärkste Partei links der Mitte
- Eine Ampel-Mehrheit wird erreicht
Um dieses Ziel zu erreichen, empfiehlt SORA der SPÖ das Schüren von "Hoffnung auf Erlösung", indem die "depressive Stimmung und Erschöpfung" betont wird. Zudem solle man hervorheben, dass die "ÖVP blockiert".
Klatsch-Anweisungen für Babler
Besonders erheiternd sind wohl die Applaus-Regeln, die im Strategiepapier angeführt werden. So soll SPÖ-Chef Andreas Babler den Applaus etwa nach fünf Sekunden beenden. Konkret sieht die Strategie für Bablers Reden vor: "Euphorie im Appell mit dem Anapäst ... mit dem Applaus in Dialog gehen". Bei einem Anapäst handelt es sich um einen Versfuß, der aus zwei unbetonten Silben am Anfang und einer betonten Silbe am Schluss besteht. Das Strategiepapier nennt ein entsprechendes Beispiel: "Mit uns gibt es so eine Politik... Voller Hass, ohne Liebe, ohne Herz, ohne Hirn, sicher NIE! (Euphorie im Anapäst) Wir, wir kämpfen gemeinsam, mit Liebe, mit Herz und mit Mut bis zum Sieg!" Die Fett geschriebenen Wörter - im Original auch so - sollten in der Rede betont werden.
Weiter heißt es in dem Strategiepapier: "Den Applaus ... nach 5 Sekunden ... unterbrechen, und den Anapäst wiederholen ...sich mehrmals unterbrechen lassen - und so mit dem Applaus spielen und dem Publikum in Dialog gehen."
Ebenso nennt das SORA-Papier eine "Kombination für den Applaus". Sie sieht vor: "Dreiteilige Listen am Schluss des Absatzes, einer Antithese". Als Beispiel gibt das Meinungsforschungsinstitut einen Gegensatz (Antithese) zwischen ÖVP und SPÖ mit einer Trias ("Freizeit, Freiheit und Freude") am Ende: "Die ÖVP soll aufhören zu streiten und zu blockieren, wir wollen: Eine gesündere Arbeitswelt, kürzere Arbeitszeiten und mehr Freizeit, Freiheit und Freude!" Durch diesen Rhythmus solle das Publikum dann erkennen, "wann sein Einsatz kommt."