In der SPÖ ist die Kontrolle über die Mitgliederbefragung allen entglitten.
Wien. Kandidatenflut, Verunsicherung, Ärger – und dazu ein Kasperltheater. Wenige Stunden vor Nennschluss am Freitag um 23.59 Uhr ist die Situation rund um die Mitgliederbefragung eskaliert. Selten war das Wort „Chaos“ zutreffender.
■ Kandidatenflut. Wie ÖSTERREICH Freitagnachmittag aus der SPÖ erfuhr, hätten sich bis dahin bereits 30 Bewerber für die Mitgliederbefragung gemeldet. Wer tatsächlich zugelassen wird, will der Parteivorstand am Montag entscheiden.
■ Spaßkandidaten. Dieses „Voraussieben“ ist nötig, weil es Spaßkandidaten gibt. Kaum war der Beschluss gefasst, jedes Parteimitglied könne ohne Einschränkung mitmachen, gab es den FPÖ-Aufruf, man solle beitreten und kandidieren. Ex-BZÖ-Chef und Präsidentschaftskandidat Gerald Grosz tat das prompt – und musste von der Parteizentrale gestoppt werden: Man lasse „keine rechtspopulistischen Kandidaten“ zu. Immerhin bot die steirische SPÖ Grosz ein „Gespräch“ an.
■ Babler statt Kowall. Was in dem Chaos fast unterging: Mit dem Traiskirchner Bürgermeister Andreas Babler bekommen Parteichefin Pamela Rendi-Wagner und Hans Peter Doskozil ernsthafte Konkurrenz. Babler ist eine Ikone der Partei-Linken, hatte bei der nö. Landtagswahl sensationelle 21.247 Vorzugsstimmen. Prompt zog der Wiener Links-Kandidat Nikolaus Kowall seine Kandidatur zurück.
■ Spaltung. Doch wem nützt das Antreten Bablers? Auch da gibt es mehrere Lesarten in der Partei: So könne Babler Rendi linke Stimmen im Kampf gegen Doskozil kosten. Oder aber: Babler sammle jetzt all jene auf, die beiden – Doskozil und Rendi – die Parteispaltung verübeln. Sogar ein Durchmarsch Bablers auf Platz 1 wird nicht ausgeschlossen.
■ Mehr Mitglieder. Wenn das Chaos etwas Gutes für die SPÖ hat: Offenbar sind in den letzten Tagen „Hunderte“ Mitglieder beigetreten. Doch ob und für wen die votieren, wird man erst Mitte Mai wissen.