Die FPÖ beriet im Geheimen in einem Parteivorstand die Bundeswahlliste für die Nationalratswahl - Herbert Kickl wird vor seiner Vertrauten Susanne Fürst kandidieren.
Die Bundesliste gilt seit jeher als Domäne des jeweiligen Parteichefs - sie ist also Herbert Kickls alleiniges Werk. Widerstände waren nach den guten Wahlergebnissen der letzten Monate ohne nicht zu erwarten. Die FPÖ machte aus der Sitzung trotzdem ein großes Geheimnis, nur soviel: Die blauen Granden tagten am Mittwoch in Wien - es war ein sehr kurzer Prozess.
Reißverschluss jetzt auch bei den Blauen
Klar war, dass Kickl die Nummer 1 sein wird, das ist er übrigens auch in seiner politischen Heimat Niederösterreich. Überraschend ist allerdings, das sich die FPÖ - wie auch andere Parteien - zu einem Reißverschluss-System entschlossen hat, Mann-Frau stehen abwechselnd auf der Liste. . "Das Vorurteil, die FPÖ sei eine männerdominierte Partei, ist mit dieser Bundesliste endgültig Geschichte", so Kickl.
Hinter Kickl kandidiert seine enge Vertraute Susanne Fürst. Gerade ihr wird in der FPÖ jeder Posten zugetraut: Sie war schon im Gespräch als Präsidentschaftskandidatin, Kickl schlug sie nach der Europawahl zudem als künftige Kommissarin vor. Denkbar wäre die Rechtsanwältin im Fall einer blauen Regierungsbeteiligung auch als Justizministerin und - sollte Norbert Hofer anderweitig benötigt werden - sogar als Nationalratspräsidentin.
Hier die FPÖ-Liste
1. Herbert Kickl
2. Susanne Fürst
3. Christian Hafenecker
4. Dagmar Belakowitsch
5. Michael Schnedlitz
6. Barbara Kolm
7. Alexander Petschnig
8. Lisa Gubik
9. Norbert Nemeth
10. Rosa Ecker
11. Hubert Fuchs
12. Tina Berger
13. Walter Rosenkranz
14. Marie Christine Giuliani
15. Arnold Schiefer
16. Katayun Pracher-Hilander
17. Wendelin Mölzer
18. Irene Eisenhut
19. Reinhard Teufel
20. Ricarda Berger
Die beiden FPÖ-Generäle Christian Hafenecker und Michael Schnedlitz werden auf den Plätzen 3 und 5 abgesichert, dazwischen kandidiert die Wienerin und Covid-Impfgegnerin Dagmar Belakowitsch, die auf der Wiener Liste zu kurz kam. Belohnt mit einem Mandat dürfte übrigens auch Lisa Gubik werden - sie ist das Gesicht von FPÖ-TV und steht auf Platz 8.
Radikal-Ökonomin schon auf Platz 6
Einzige wirkliche Überraschung: Schon auf Platz 6 kandidiert die Ökonomin Barbara Kolm. Sie leitet das Friedrich A. v. Hayek Institut (seit 2000) und ist Mitglied weiterer wirtschaftsliberaler Organisationen, ehemaliges Mitglied des Aufsichtsrates der ÖBB-Holding AG und des Universitätsrates der Wirtschaftsuniversität Wien (bis Februar 2023) und ehemalige Vizepräsidentin des Generalrats der Nationalbank. Kolm gilt als Verfechterin eines freien Marktes, ihr Hayek-Institut steht für den Abbau des Sozialstaates. Als von der FPÖ-nominierte Expertin im Gesundheitsausschuss trat sie für die Abschaffung des Rauchverbotes ein - später wurde bekannt, dass das von Kolm geführte Austrian Economics Center mehrere Spenden aus der Tabakindustrie erhalten hatte, konkret von Japan Tobacco International und British American Tobacco im Jahr 2018.
ORF-Moderatorin auf Platz 14
Auf Platz 14 findet sich außerdem die ehemalige ORF-Moderatorin Marie Christine Giuliani, die schon seit längerem bei den Freiheitlichen aktiv ist, auch sie arbeitet für FPÖ-TV und fiel ebenfalls in der Covid-Krise auf.
FPÖ-Verhandler auf Platz 15
Nach Giuliani steht Ex-ÖBB-Finanzvorstand Arnold Schiefer auf der Liste, der sich einen Namen als Regierungsverhandler gemacht hat. Die Plätze 16 bis 20 belegen die Psychologin Katayun Pracher-Hilander, Wendelin Mölzer, Irene Eisenhut, der derzeitige niederösterreichische FPÖ-Klubchef Reinhard Teufel und Ricarda Berger.
Hofer nicht auf der Bundesliste
Nicht auf der Bundesliste findet sich übrigens Norbert Hofer, der aber i m Burgenland auf Platz 1 kandidiert. In der FPÖ betont man dazu, dass die jeweiligen Listenersten der Länder - mit Ausnahme Kickls in NÖ - grundsätzlich nicht auf der Bundesliste kandidieren.