Die grüne Parteispitze zementiert sich hinter Schilling ein. Die grüne Basis schwankt zwischen Wut und Angst vor dem Absturz.
Grün-Bundessprecher Werner Kogler, seine Klubchefin Sigrid Maurer und Klimaministerin Leonore Gewessler stehen eisern hinter ihrer EU-Spitzenkandidatin Lena Schilling. Ihre Losung angesichts von Eidesstattlichen Erklärungen und Klagen gegen die junge einstige Klimaaktivistin ist klar: Alles sei eine „Kampagne“ und zudem „Sexismus“.
Grüne Kritik an eigener Krisenkommunikation
Ganz so simpel sehen es freilich nicht alle in der grünen Welt. Im Gegenteil. In Teilen des Parlamentsklubs der Vizekanzler-Partei und in so manchem Bundesland wächst die Sorge, dass die „Causa Schilling“ und vor allem die „mangelhafte Krisenkommunikation“ der Grünen der ganzen Partei „auf den Kopf fallen" könnte.
Böse Erinnerungen bei Grünen an 2017 werden wach
Registriert wird in den grünen Reihen auch, dass Justizministerin Alma Zadic keine Nibelungenschwüre für Schilling abgegeben hatte. Und dass der Ex-Grüne Peter Pilz „zündelt, wo er nur kann“. Böse Erinnerungen an 2017 – damals stritten sich die Jungen Grünen und die seinerzeitige Parteiführung um Eva Glawischnig öffentlich, Peter Pilz spaltete sich ab – werden bei vielen wach.
Die zwei Lager der Grünen
Ob das auch heute bei der grünen Klubsitzung offen angesprochen wird, ist noch offen.
Ein Teil der Mandatare ist wütend, dass „gegen eine 23-Jährige so kampagnisiert“ werde. Zusatz: „Egal, was an den Vorwürfen dran“ sei.
Deshalb gerät jetzt Maurer ins Visier
Andere Grüne sehen das anders. Sie kritisieren im Hintergrund vor allem Maurer, die angeblich „Schilling trotz Warnungen als Spitzenkandidatin durchgesetzt hatte“. Ebenfalls für Ärger sorgt, dass die grüne Führung Wochen vor Veröffentlichung des "Standard"-Berichts über Schilling über alle Vorwürfe gegen ihre Kandidatin Bescheid gewusst und „nichts unternommen“ hätte.
Schilling solle bleiben, Problem sei Nationalratswahl
Einig sind sich allerdings fast alle bei den Grünen, dass „wir das jetzt durchziehen müssen“. Gemeint: Schilling bleibt Spitzenkandidatin und solle dann auch das Mandat erhalten. Was das für den grünen Nationalratswahlkampf bedeute, „müssen wir aber dann klären“. Was immer das heißt.