So wuchs er auf

Kickl-Biografie: Vom "sehr braven Kind" zum FPÖ-Chef

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"Ich kann zwar nichts, aber ich kann alles lernen!" Mit diesen Worten soll sich Herbert Kickl laut einer neuen Biografie bei der FPÖ vorgestellt haben. Seit 2021 ist er Chef der Freiheitlichen.

Er zählt zu einem der umstrittensten Politiker des Landes und hat eine realistische Chance nach der Wahl im Herbst Bundeskanzler zu werden: Herbert Kickl. Jetzt erscheint eine Biografie über den Bundesparteiobmann der FPÖ. In "Kickl und die Zerstörung Europas" soll das Leben des Freiheitlichen nachgezeichnet werden. Der Protagonist der Biografie wollte für das Buch übrigens keine Fragen zu seinem Leben beantworten, sprach sogar missbilligend davon, dass man in seinem Heimatort recherchiere. 

Das "profil" veröffentlichte bereits einige Auszüge aus der investigativen Biografie, der beiden "profil"-Redakteure Gernot Bauer und Robert Treichler. oe24 hat einige Passagen zusammengefasst. 

Kindheit und Nazi-Opa

Geboren am 19. Oktober 1968 in Villach, wuchs Herbert Kickl als Einzelkind in der Gemeinde Radenthein auf. Der heutige FPÖ-Chef lebte in bescheidenen Verhältnissen, beide Elternteile waren berufstätig. Kickls Großvater, Florian Kickl, tritt im Februar 1933 der NSDAP bei. Nach dem Verbot der Partei im Juni des selben Jahres, wurden NSDAP-Mitglieder wie Kickls Großvater illegal. 

Kickl war ein "sehr braves Kind"

Kickl sei ein "sehr braves Kind" gewesen, erinnert sich die Mutter von Kickls damaligen besten Freund zurück. In der Schule war der Freiheitliche gut, zeichnete sich vor allem im Sportunterricht - beim Fußball, oder Sechszig-Meter-Lauf - durch sein Bewegungstalent aus. Von seiner Volksschulklasse werden nur drei Schüler ans Gymnasium geschickt, Kickl ist einer von ihnen. 

Namhafte Persönlichkeiten in Kickls Klasse

Das nächstgelegene Gymnasium befindet sich rund eine halbe Stunde von Radenthein entfernt, liegt in der Bezirkshauptstadt Spittal an der Drau. In seiner Klasse fanden sich einige namhafte Persönlichkeiten: Neben der wohl bekanntesten Klassenkameradin Eva Glawischnig, spätere Grünen-Chefin, waren auch Johannes Strobl, heute Star-Organist, und Matthias Geist, der Wiener Superintendent der Evangelischen Kirche mit dem jetzigen FPÖ-Chef in einer Klasse.

Militärhosen, kurz geschorene Haare und Nickelbrille 

Während seiner Pubertät trägt Kickl einen eigenen Stil. Militärhosen, kurz geschorene Haare und eine Nickelbrille wie die von John Lennon. Der junge Kickl ist, so wie fast jeder in seinem damaligen Alter, Beatles-Fan. Von seinen einstigen Mitschülern hätte niemand geahnt, dass ihr Freund einmal so radikale Positionen vertreten würde. 

Als Erster seiner Familie beginnt Kickl nach dem Gymnasium ein Studium an einer Universität. Dafür zieht er nach Wien. Sein Philosophie-Studium wird er nicht abschließen. Stattdessen trifft er sich mit Fritz Simhandl - heute FPÖ-Bezirksrat, damals stellvertretender Geschäftsführer der neu aufgestellten freiheitlichen Akademie - um sich bei der FPÖ zu bewerben. Kickl kann von sich überzeugen und arbeitet fortan bei der FPÖ. 

"Ich kann zwar nichts, aber ich kann alles erlernen"

"Gemma noch ans tscheppern", fragt Kickl seine Kollegen im Kärntner Dialekt. Er trinkt gern Bier, allerdings nicht in Clubs und Bars, sondern lieber in Gasthäusern und Beisln. Er erzählt, er habe sich bei der FPÖ mit den Worten vorgestellt: "Ich kann zwar nichts, aber ich kann alles erlernen."

Herbert Kickl im Jahr 2008

Damaliger FPÖ-Wahlkampfleiter Herbert Kickl im Jahr 2008 bei der Präsentation der FPÖ-Plakatkampagne in Wien. 

© APA/Roland Schlager
× Herbert Kickl im Jahr 2008

Gelernt und gearbeitet hat Kickl in den folgenden Jahren viel. Mittlerweile ist er an der Spitze der FPÖ angekommen, führt mit seiner Partei in sämtlichen Umfragen und zählt zu einer der umstrittensten Persönlichkeiten des Landes. In der Biografie wird auch Kickls ausgeprägtes Misstrauen gegenüber anderen - auch Parteifreunden - beleuchtet.

Das Buch "Kickl und die Festung Europa" von Gernot Bauer und Robert Treichler erscheint am 15. April.

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