ORF-Gehaltsliste

ORF-Chef Weißmann warnt vor "Polemik" und "Drohungen gegen ORF-Mitarbeiter"

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Sonntagabend musste der ORF aufgrund des Gesetzes der Regierung Gehälter plus Namen von ORF-Mitarbeitern, die über 170.000 Euro verdienen, an das Kanzleramt schicken. ORF-Chef Weißmann warnt nun vor "Angriffen" oder gar "Drohungen" gegen ORF-Mitarbeiter. 

Nachdem die komplette Liste der 62 Top-Verdiener im ORF an das Kanzleramt ergehen musste - oe24 berichtete vorab - sind die Namen und Gehälter nun bekannt.

Weißmann: "Keine andere öffentliche Institution" wurde verpflichtet, Gehaltslisten zu outen

Im ORF befürchtet man, wie bereits berichtet, eine Neiddebatte. ORF-Generaldirektor Roland Weißmann richtet sich nun in einem öffentlichen Appell an die Politik (und wohl auch teilweise Medien), dass diese erzwungene namentliche Liste "die Neid-Debatte schüren und öffentliche Polemik befeuern wird".

Weißmann: Das erzwungene Outing "dient nur Neid-Debatte zu schüren und Polemik zu befeuern"

„Der ORF war immer ein transparentes Unternehmen und bekennt sich grundsätzlich auch zu den neuen, verschärften Transparenz-Vorgaben.Die ebenfalls gesetzlich vorgeschriebene namentliche Veröffentlichung aller Gehälter – inkl. Überstundenabgeltungen, Zulagen, Boni etc. - über EUR 170.000,- brutto pro Jahr plus allfälliger gemeldeter Nebeneinkünfte sehen wir – wie auch zahlreiche Juristinnen und Juristen - durchaus kritisch, weil außer dem ORF keine andere öffentliche Organisation oder Institution im Land dazu verpflichtet ist und sie in erster Linie die Neid-Debatte schüren und öffentliche Polemik befeuern wird", so der ORF-Chef.

ORF-Chef: "Persönliche Angriffe auf Mitarbeiter" seien "zu befürchten".

"Es ist zu befürchten, dass die Veröffentlichung dieses Berichts zu weiterer Polemik bis hin zu persönlichen Angriffen auf Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter des Hauses führen wird, wogegen ich mich als Generaldirektor verwehre. Der ORF wird auch jegliche rufschädigenden Äußerungen oder gar Drohungen gegen einzelne Mitarbeiterinnen oder Mitarbeiter rechtlich verfolgen".

Nur 1,3 Prozent der ORF-Mitarbeiter verdienen über 170.000 Euro im Jahr

"Insgesamt bleibt festzuhalten, dass der Anteil jener Kolleginnen und Kollegen, die über der gesetzlich genannten Bruttogehaltsschwelle von 170.000,-- Euro pro Jahr liegen, lediglich rund 1,3 % der gesamten Belegschaft im Konzern ausmachen. Die große Mehrzahl der Führungskräfte in diesem Gehaltsbereich übt eine Direktions- oder Geschäftsführungs-Funktion im Konzern aus bzw. ist Hauptabteilungsleiter/in oder Prokurist/in. Damit verbunden sind Führungsverantwortung für Dutzende bis Hunderte Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter und mitunter unmittelbare Budgetverantwortung im zwei- bis drei-stelligen Millionen-Euro-Bereich sowie bei Geschäftsführungs-Funktionen die entsprechende persönliche Haftung. Darüberhinaus sind alle Management-Funktionen im ORF vertraglich befristet".

Drittel der Bestverdiener gehe in kommenden Jahren in Pension

"Teilweise sind die Gehälter auf der Liste durch alte Kollektivverträge aus den 70er und 80er Jahren und sehr lange Betriebszugehörigkeit begründet. Derartige Verträge werden schon seit Jahrzehnten nicht mehr abgeschlossen und sind somit im Auslaufen. Ca. ein Drittel der auf der Liste befindlichen Personen geht in den kommenden drei Jahren in Pension bzw. ist bereits im vergangenen Jahr aus dem Unternehmen ausgeschieden".

Sparmaßnahmen und Ethik-Kodex

"Der ORF hat in den vergangenen Jahren und Jahrzehnten zahlreiche Maßnahmen gesetzt – von der Einführung neuer Kollektivverträge bis zu Lohnrunden weit unter der Teuerungsrate - um die Gesamtkosten und auch die Personalkosten wie auch die Pro-Kopf-Kosten nachhaltig zu senken. Diesen Weg werden wir fortsetzen."

Und Weißmann abschließend: "Der von mir mit fachlicher Expertise einer international besetzten Kommission entwickelte Ethik-Kodex, der nun in Kraft gesetzt wird und den wir zeitgleich mit dem Transparenzbericht veröffentlichen werden, wird zusätzlich zu Transparenz, klaren Rahmenbedingungen und strengeren Regulativen, insbesondere im Bereich der Nebenbeschäftigungen und dem Umgang mit der Politik, beitragen.“

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